Der geborene Optimist ist Lars Amend keineswegs. Wahrscheinlich sorgt er des­halb auch lieber selbst dafür, dass sich die Welt zum Posi­tiven verändert – kleine und große Wunder inklu­sive. Beispiel­haft ist sein Einsatz als Wunsch­erfüller in „Dieses bescheuerte Herz“, einem seiner Nummer-1-Bestseller, dessen Ver­filmung im Dezember in die Kinos kommt. Dass Träume wahr werden, ist bei Amend aber kein Weihnachts­märchen, sondern Alltag. Als Life Coach, der als einer der Besten gilt, zeigt er auf per­sönliche Art, wie jedem ein erfüll­tes Leben gelingen kann.

Ihr Newsletter hat das Motto „Magic Monday – 52 Gründe morgens aufzustehen“. Wie war Ihre eigene Stimmung heute früh?
Die Sonne hat geschienen, ein paar Vögel saßen zwitschernd auf dem Balkon, dazu der Duft von frisch gemahlenen Espressobohnen. Der Schlüssel zu einem glücklichen Leben liegt darin, all diese scheinbar kleinen Dinge bewusst wahrzunehmen. Wenn du Dankbarkeit dafür empfindest, diesen neuen Tag erleben zu dürfen, ist alles, was danach passiert, ein großer Gewinn.

Sie kennen Tiefs und Krisenphasen aus eigener Erfahrung. Wie würden Sie Ihr früheres Ich beschreiben?
Zögernd, ängstlich, ein Durchschnittstyp ohne großes Selbstvertrauen.

Welche Erfahrungen haben Ihr Leben dann grundlegend verändert?
Oh, da gab es viele. Die Suche nach dem Sinn des Lebens hat mich an die verrücktesten Orte geführt, u.a. in die gefährlichen Favelas von Rio de Janeiro. Ich habe dort viel über mich gelernt; habe erlebt, wie Menschen erschossen wurden und hatte selbst eine Pistole am Kopf.

Was war die Lektion für Sie?
Gehe an die Orte, an denen sich deine Angst befindet, konfrontiere dich mit ihr, verstehe, und deine Angst verschwindet. Wenn du dich deinen Unsicherheiten stellst, deine Grenzen überwindest und als Persönlichkeit wächst, passiert immer etwas Magisches.

Im ersten Kapitel Ihres neuen Buches schildern Sie, wie Sie völlig unverhofft Paulo Coelho trafen. Was machte die Begegnung für Sie zum Schlüsselerlebnis?
Seine Lebensgeschichte ist die pure Inspiration. In seiner Heimat Brasilien hat niemand an ihn geglaubt. Seine Eltern haben ihn sogar wegen seines Traumes, Schriftsteller zu werden in eine Nervenheilanstalt gesteckt. Später wollte kein Verlag sein Manuskript veröffentlichen. Es hagelte Absagen. Über die Idee, seinen Roman „Der Alchimist“ zu nennen, wurde nur spöttisch gelacht. Paulo hat sich davon jedoch nicht beeindrucken lassen. Bis zum heutigen Tag hat sich das Buch über 100 Millionen Mal verkauft, wurde in über 80 Sprachen übersetzt und steht im „Guinness-Buch der Rekorde“. Kein noch lebender Autor hat das vor ihm geschafft. Paulo hat mir Mut gemacht. Und ich möchte diesen Mut nun weitergeben.

Kurz vor Weihnachten ist der Kinostart von „Dieses bescheuerte Herz“, der Verfilmung Ihres Bestsellers über Ihre gemeinsame Zeit mit Daniel Meyer, der auch Co-Autor ist. Welche Bedeutung hat diese Geschichte für Sie?
Sie ist der Beweis dafür, dass im Leben alles möglich ist. Als ich Daniel kennenlernte, stand es nicht gut um ihn. Er war 15, schwer herzkrank, ohne Hoffnung. Ich habe zu ihm gesagt: „Ich kann dich nicht gesund machen, aber ich kann dir das Leben zeigen.“ Wir haben eine Wunschliste erstellt und uns ins Abenteuer gestürzt. Das war vor fünf Jahren. Gerade war Daniel wieder für ein langes Wochenende bei mir in Berlin. Wir genießen jeden Augenblick. Dass er überhaupt noch lebt, ist ein großes Wunder. In jedem Tag steckt ein ganzes Leben. Das habe ich durch Daniel gelernt.

Welche Überzeugung steckt hinter Ihrem neuen Buch „Why not?“?
Dass deine Geschichte nicht so enden muss, wie sie jetzt ist. Erfolg, Seelenfrieden und ein glückliches Leben sind möglich. Auch für dich. Die Veränderung, nach der du dich sehnst, wird eintreten, wenn du bereit bist, diesen einen Schritt zu gehen und eine echte Entscheidung zu treffen.

Wie definieren Sie Ihre Aufgabe als Coach und Buchautor? Welches Ziel setzen Sie sich da selbst?
Ich glaube an die Macht von persönlichen Geschichten und die Magie der Worte. Alles, was ich in meinen Büchern schreibe und in den Coachings erzähle, lebe ich zu hundert Prozent. Mein Ziel ist, den Menschen zu helfen, genau das Leben zu führen, das sie sich vorstellen. Ein Leben nach ihren eigenen Bedingungen, nicht denen ihrer Eltern, ihrer Freunde oder ihrer Partner. Ich spreche das Herz an und zeige, wie viel großartiger und spannender und lebenswerter und schöner dein Leben sein könnte, wenn du diese Angst, die dich blockiert, nicht als Bremsmittel, sondern als Treibstoff nutzt. Mein Ziel? Glückliche Menschen auf meinem Weg zu hinterlassen.

Sie ermutigen unter anderem zu 30-Tage-Challenges. Welche persönlichen Erfahrungen sprechen dafür? Mit welchen Herausforderungen haben Sie selbst begonnen?
Die meisten Menschen wissen ganz genau, was sie ändern müssten, um zufriedener mit sich selbst zu sein. Sie handeln aber nicht, weil zwei Worte im Raum stehen: „Für immer!“ Auf etwas für immer verzichten oder etwas für immer tun zu müssen, macht keine gute Laune, weil das Scheitern schon vorprogrammiert ist. Deswegen 30 Tage. Die sind schön überschaubar. Es ist doch so: Jeder kann einen Monat lang Yoga machen oder auf Fleisch verzichten. Meine erste Challenge bestand darin, jeden Tag mindestens drei attraktive Frauen anzusprechen. Was für ein Spaß, was für ein Erkenntnisgewinn. Es gibt im Leben nur die Grenzen, die man sich selbst gesteckt hat.

Anscheinend haben Sie ein Faible für Listen, die Sie in Ihrem Buch vielfach einstreuen. Welche Vorteile haben diese Aufstellungen von Tipps und Ideen und wie entfalten sie ihre Wirkung am besten?
Der Vorteil von Listen ist, dass deine Träume und Erfolge plötzlich sichtbar werden. Wenn du 20 kg abnehmen möchtest, ist dieses Ziel am Anfang ziemlich weit weg, weil du die 500 Gramm, die du jeden Tag verlierst, im Spiegel nicht siehst. Wenn du deine Mini-Fortschritte aber notierst, machst du diese Erfolge sichtbar und sie geben dir augenblicklich ein gutes Gefühl.

Hand aufs Herz: Kommt es bei Ihnen tatsächlich nicht mehr vor, dass Sie mit dem falschen Fuß aufstehen? Sind Sie nie mies drauf, traurig oder mutlos?
Eine positive Lebenseinstellung zu haben bedeutet nicht, keine negativen Gedanken zu haben. Es bedeutet, diesen negativen Gedanken keine Macht und schon gar nicht die Kontrolle über sein Leben zu geben. Natürlich bin ich auch mal niedergeschlagen, schließlich bin ich kein Roboter, aber ich weiß mittlerweile, dass es sich in diesen Momenten lediglich um ein Programm handelt, das im Kopf abläuft, und Programme lassen sich umschreiben. Deswegen ist der folgende Satz so entscheidend: Ändere deine Gedanken und du änderst deine Welt. In meinem Buch nenne ich das „Mindset der Champions“.

Ihr Tipp zum Start?
Bevor du in den Tag startest, sprich diese fünf Glaubenssätze ein paar Mal laut aus: „Ich bin klug. Ich bin stark. Ich werde geliebt. Ich bin in Sicherheit. Ich kann im Leben alles erreichen, was ich erreichen möchte.“ Verlasse dann mit einem Lächeln deine Wohnung, wiederhole die Sätze in deinen Gedanken, und warte ab, was passiert.

Ihr absolutes Lieblingszitat unter den Weisheiten, die Sie Ihren Buchkapiteln voran stellen?
„Erfolg ist, dich zu mögen, zu mögen, was du tust, und zu mögen, wie du es getan hast“ von Maya Angelou.