SPÄTESTENS AB den ersten Sonnen­tagen gibt es für Silvia Appel kein Halten: Das „Garten Fräulein“ ist ab jetzt im Freien zuhause. Die studierte Medien­managerin, deren Blog u.a. vom Deutschen Garten­buchpreis 2017 prämiert wurde, vermittelt mit viel Liebe und Enthusiasmus die reine Freude am Tun! Die begeisterte Stadtbewohnerin geht mit offenen Augen vor die Türe und entdeckt die interessantesten Plätze, um „Grünes“ gedeihen zu lassen – von der Baumscheibe bis zur Straßenlaterne. Und Mitmachen kann so einfach sein! 

Sind Sie in irgendeiner Weise familiär vorbelastet oder wie kamen Sie zu Ihrer Begeisterung am Gärtnern?
Ich bin in einem kleinen Dorf, im Gemüsegarten meiner Eltern und auf dem Bauernhof meiner Oma groß geworden. Das Anziehen von Tomaten, die Liebe zur Natur und alles, was zum Garten dazugehört, wurde mir praktisch in die Wiege gelegt.

Sie betreiben seit Jahren sehr erfolgreich und prämiert das Blog „Garten Fräulein“. Was war die Initialzündung dafür?
Nach meinem Medienmanagement-Studium bin ich in einer Online-Marketing-Agentur gelandet. Damit ich möglichst schnell die Internet-Techniken erlerne habe ich von meinem damaligen Chef den Auftrag erhalten, ein Blog zu starten. Der Inhalt war dabei völlig egal, doch ich habe dann letztlich „Garten Fräulein“ daraus gemacht.

Mit „Mein kleiner Stadtgarten“ widmen Sie sich nach dem Balkon nun einem größeren Betätigungsfeld. Was ist Ihnen ein besonderes Anliegen?
Da ich selbst passionierte Stadtgärtnerin und ebenso begeisterte Stadtbewohnerin bin wollte ich den Lesern aufzeigen, welch vielfältige Möglichkeiten uns die Stadt eigentlich bietet. Außerdem bin ich der Ansicht, dass man selbst aktiv Veränderungen anstoßen kann und sollte. Oft fehlt es jedoch an grünen Ideen oder Mut und genau das möchte ich mit dem Buch ändern.

Ihre Bücher, dies ist immerhin schon das vierte, zeichnen sich durch eine besondere Mischung aus: interessante DIY-Tipps stehen neben der Pflanzenkunde. Wozu möchten Sie Lust wecken?
Es geht mir darum, die Leichtigkeit, die das Gärtnern mit sich bringt, zu transportieren. Man kann wahnsinnig viel machen, aber das muss nicht bedeuten, dass es am Ende in Stress ausartet. Meine Bücher sollen so locker und entspannend sein wie ein Tag im Garten.

Was kann in Ihren Augen alles ein guter Ort für einen Stadtgarten sein?
Das kann der kleine Balkon sein, der Innenhof, ein begrüntes Fahrradhäuschen, die Straßenlaterne, die mit einer bepflanzten Dose verziert wird, oder aber eine Samenbombe, die auf den Grünstreifen fliegt … Doch das war bei weitem noch nicht alles. Wer mit offenen Augen vor die Türe geht wird, schnell feststellen, dass die Baumscheiben noch bepflanzt werden könnten oder das Fensterbrett noch Platz für einen Kasten bietet.

Sie arbeiten verhältnismäßig selten mit klassischen Anleitungen. Was ist Ihnen stattdessen wichtig?
Die Kreativität und die Lust auf Grün beim Leser und künftigen Gärtner zu wecken.

Urban Gardening, Guerilla Gardening, DIY Gardening – der Garten hat sich von „alten Zöpfen“ befreit, sehen Sie das auch so?
Total, denn sonst wäre ich wohl kaum selbst so eine begeisterte Gärtnerin geworden. Etwas Angesagteres als Obst, Gemüse und Kräuter selbst anzubauen, scheint es gerade kaum zu geben.

„vom Samenkorn bis hin zur reifen Frucht!“

Sie regen die Zusammenarbeit von Hobbygärtnern an. Haben Sie selbst im Team auch gute Erfahrungen gemacht?
Und wie! Gerade eben komme ich von einem Arbeitseinsatz mit meiner Urban-Gardening-Gruppe zurück. Es ist unwahrscheinlich bereichernd, mit anderen Menschen in den Beeten zu buddeln.

Was raten Sie einem urbanen Team besonders?
Sich nicht zu viel auf einmal vornehmen und sich von Rückschlägen bloß nicht beirren lassen.

Wie würden Sie „Gartenglück“ mit drei Begriffen für sich definieren?
Freiheit, Genuss und Tomaten im Mund.

Das Frühjahr steht ja nun vor der Tür. Was empfehlen Sie tatenhungrigen Gartenfreunden jetzt?
Besonders spannend ist es, mal selbst Pflanzen aus Saatgut anzuziehen. Eine Tomate, Chili oder Paprika vom Samenkorn bis zur reifen Frucht zu begleiten ist ein unvergleichliches Erlebnis.

Haben Sie ein besonderes Ritual, um den Frühling im Garten zu begrüßen?
Eine Ritual habe ich nicht. Aber spätestens mit den ersten Sonnenstrahlen bin ich im Freien und schlendere durch den Garten, sauge die frische Luft in mir auf und freu mich, über die ersten Gänseblümchen und Bienen.

Manch eine Blütenpracht benötigt Zeit, um sich vollständig zu entwickeln. Manches gedeiht leider gar nicht. Wie schaffen Sie selbst es, hier die Geduld aufzubringen?
Genau das lehrt einem der Garten früher oder später nun mal, und irgendwie finde ich es auch schön, einfach mal ein Stück weit machtlos zu sein.

Sie verarbeiten Ihre Ernte auch direkt zu kreativen Gerichten – einige Rezepte sind auf dem Blog zu finden. Was macht Ihnen dabei besonders Vergnügen?
Die Köstlichkeiten mit Freunden und Familie zu teilen.

Ihr Mut-mach-Tipp für Menschen, die nicht mit einem grünen Daumen auf die Welt gekommen sind?
Was das „Garten Fräulein“ kann, das schaffst du auch, denn so schwer ist das alles gar nicht. Die wichtigsten Infos zu Standort und Vorliebe der Pflanzen sind oft der erste Schlüssel zum Erfolg.