Kein Wunder, dass sie immer beliebter werden: Hochbeete sind die ideale Lösung für alle, die sich das Säen und Ernten gern so leicht wie möglich machen. Das ganze Jahr über junges Gemüse aus Eigenanbau – ein Traum. Wie er in vielfältigen Versionen wahr wird, zeigt Doris Kampas. Fundiert und fantasievoll präsentiert sie in ihrem wunderschön gestalteten Ratgeber handfestes Praxiswissen, genaue Anleitungen und die originellsten Bepflanzungsthemen – inklusive Vitaminkick im Winter!

Wie würden Sie Ihre Philosophie vom Gärtnern auf den Punkt bringen?
Weder Stress noch Perfektion, natürlich 100 % biologisch und idealerweise rund ums Jahr Obst und Gemüse aus Eigenanbau ernten können.

Warum extra ein Hochbeet aufstellen, wenn man doch auch einfach ebenerdig gärtnern kann? Wie lauten Ihre drei wichtigsten Argumente?
Das Top-Argument: Nie mehr bücken und Rückenschmerzen! Und dann: Schädlinge, wie Schnecken oder Wühlmäuse, kann man einfach aussperren. Und der Ertrag ist etwa doppelt so hoch wie auf einem Bodenbeet gleicher Fläche.

Welche Erfahrung hat Ihre Begeisterung für Hochbeete geweckt?
Die tollste Erfahrung im Hochbeet ist für mich nach wie vor der Anbau im Winter. Mit einem Frühbeetaufsatz funktioniert das hervorragend. Ich kann beispielsweise auch an frostigen Tagen im Januar frischen Salat aus dem Hochbeet ernten.

Die Auswahl an Formen, Materialien und Bauweisen von Hochbeeten ist riesig – und stellt einen vor die Qual der Wahl. Sie haben schon mit den unterschiedlichsten Versionen Erfahrungen gesammelt. Ihre Favoriten?
Mein absoluter Favorit ist ein Holz-Hochbeet, einfach, weil es sich natürlich in den Garten fügt. Dabei ist Lärche am nachhaltigsten, da in Mitteleuropa heimisch, langlebig und vergleichsweise preiswert. Hochbeete aus Fichte hingegen haben keine lange Lebensdauer und Hochbeete aus Tropenhölzern wie Teak sind für mich ein totales No-Go. Ein tolles, wenn auch teures Material ist Stein, besonders dann, wenn man sich das Hochbeet von einem Profi bauen lässt – was aufgrund der Stabilität allerdings empfehlenswert ist. Tuffstein finde ich sehr schön, ebenso alte Ziegelsteine. Holz und Stein sind auch die beliebtesten Hochbeet-Materialien. Schlechte Erfahrungen gibt es mit Kunststoff-Hochbeeten: Sie verformen sich bei Sonnenschein.

© alle  Illustrationen Ruth Veres

„Erfahrungen aus zehn Jahren – einschließlich Fallen“

Mit dem anhaltenden Hochbeet-Boom ist auch die Zahl der Ratgeber zum Thema merklich gewachsen. Wer sich da herausheben will, muss sich etwas einfallen lassen. Mit welchem Anspruch haben Sie sich ans Werk gemacht?
Mit dem Anspruch, mir die Arbeit der Kollegen nicht anzusehen. Im Ernst, beim Verfassen meines Buches habe ich auf keine anderen Buchquellen zurückgegriffen. Meine Idee war, einerseits meine gesammelten Erfahrungen direkt weiterzugeben – also auch die Fallen, in die ich in den letzten 10 Jahren selbst hineingetappt bin. Zusätzlich wollte ich die LeserInnen an meinen Experimenten der letzten Jahre – wie z.B. eine Kartoffelpyramide als Hochbeet – teilhaben lassen.

Ein wichtiges Anliegen scheint Ihnen auch zu sein, wie man die Sache praktisch anpackt, oder?
Genau, es geht mir um Antworten auf konkrete Problemstellungen, vor denen jeder Hochbeet-Gärtner im Lauf der Zeit steht: Was mache ich, wenn die Befüllung absinkt? Ist ein Hochbeet zu schwer für den Balkon? Und selbstverständlich ist ein großer Teil meines Buches der schönsten Sache der Gärtner-Welt gewidmet: der richtigen Bepflanzung – natürlich für das ganze Jahr.

Welche Standortfaktoren sollte man unbedingt berücksichtigen?
Sonnige Lage, je mehr Sonne, desto besser. Die Nähe zum Haus ist auch praktisch – vor allem, wenn man im Winter rasch etwas ernten will.

„Laufend ernten und genießen“

„Ernten bis zum Umfallen“ verspricht der Untertitel Ihres Buches. Welche Vorteile stecken konkret hinter dieser Verheißung?
Umfallen soll natürlich niemand, aber doch so viel aus dem Hochbeet ernten, dass man laufend genießen kann. Übers Jahr gesehen kann man in einem Hochbeet schon 15 verschiedene Gemüsearten unterbringen – und das bei denkbar geringem Zeitaufwand.

Selbstversorger haben die unterschiedlichsten Beweggründe, aber die Vermeidung von Schadstoffen ist wohl den meisten wichtig. Worauf gilt es da bei Hochbeeten zu achten?
Keine chemischen Holzschutzmittel und für die Innenwände nur eine Noppenfolie verwenden, die frei von Weichmachern oder UV-Stabilisatoren ist.

Hochbeet bedeutet nicht unbedingt auch hohe Investitionskosten. Was überzeugt Sie bei den Gut-und-günstig-Varianten?
Ein selbstgebautes Hochbeet aus Paletten ist eine günstige und einfach anzufertigende Variante. In meinem Buch gibt es übrigens eine ganz einfache Ruck-Zuck-Anleitung dazu.

Sie scheinen auch ein Faible für Wiederverwertung zu haben. Welche haushaltsüblichen Dinge kommen bei Ihnen nicht in die Tonne, sondern in die Sammlung von Brauchbarem fürs Gärtnern?
Es ist ja auch wirklich schade, wie viele Sachen im Müll landen. Vor allem die zahlreichen Verpackungen aus Kunststoff, denen man leider kaum entkommt, sind für den Garten gut wiederverwendbar. Obstverpackungen oder durchsichtige Getränkeflaschen ergeben Mini-Gewächshäuser, Milchpackungen und Joghurtbecher eignen sich als Anzuchtgefäße. Ideal sind alte Gemüse- oder Bäckerkisten: Ich verwende sie in meinem Garten als Mini-Hochbeete für Ecken mit schlechtem Boden.

„Know-how für grüne Wunder“

Bekanntlich wird man aus Fehlern klug. Welche sind verbreitet bei Hochbeet-Anfängern?
Fehler Nummer 1: Ein Holz-Hochbeet direkt auf die Erde oder Wiese stellen. Etwas Kies unter dem Holz sorgt für lange Haltbarkeit. Auch den Verzicht auf das Wühlmausgitter haben schon viele Gärtner bereut. Ich selbst habe einmal einen raumgreifenden Kürbis ins Hochbeet gesetzt – damit war auch schon Schluss mit anderen Pflanzen.

Die entscheidenden Erfolgsfaktoren bei Hochbeeten?
Die richtige Befüllung, Höhe und zur Jahreszeit passende Pflanzenwahl.

Zur Befüllung kursieren unterschiedliche Angaben und Anleitungen, was vor allem für gärtnernde Anfänger verwirrend ist. Gibt es ein Grundprinzip?
Die Faustregel lautet: von grob nach fein. Unten ins Hochbeet kommen große Äste, dann dünnere Zweige, anschließend Gras, Stauden und Kompost und zum Schluss eine feinere Erde.

Wie genau muss man es eigentlich bei der Schichtarbeit des Befüllens nehmen? Welchen Spielraum gibt es zwischen Idealfall und Improvisation?
Am besten ist es aus meiner Sicht, Material zu verwenden, das man selbst im Garten hat. Wenn einmal eine Komponente fehlt, ist es auch nicht schlimm. Falls zu wenig Material vorhanden ist, klappt es auch gut mit einer Kombination aus Miscanthus-Mulch – Elefantengras – und einer guten Bio-Erde.

Ihre Grundidee für die Bepflanzungsvorschläge?
Mein Gedanke war, dass es schade ist, ein Beet nur einmal zu bepflanzen. Denn außer den Monaten Mai bis September hat das Jahr noch sieben weitere Monate, die man für den Gemüseanbau gezielt nutzen kann.

Wie hält das Hochbeet-Prinzip, was das Stichwort „4-Jahreszeiten-Ernte“ verspricht?
Zwei Stichworte dazu: richtige Sortenwahl und Kälteschutz für das Hochbeet. Damit klappt es, auch im Winter frische Vitamine zu ernten.

„Sommerprojekte: ernten und das Wintergemüse anbauen“

Für ein Hochbeet ist es also nie zu spät – oder zumindest jetzt im Sommer nicht, oder? Welche Hochbeet-Projekte würden Sie für Juli, August und September empfehlen?
Das sind die Monate, in denen es schon Zeit wird, das Wintergemüse anzubauen: im Juli z.B. Karotten, Kohlarten und Lauch, im August verschiedene Salate oder Kohlrabi und im September die gesamte Palette der Asia-Salate. Außerdem gibt es einige Gemüsearten, die rasch wachsen und nach 4 bis 6 Wochen schon erntereif sind, wie z.B. Rucola oder Radieschen. Solche schnellen Sorten kann man auch in den Sommermonaten laufend nachsäen. Übrigens als Untersaat, denn meist ist ja noch die Hauptkultur im Hochbeet. Ein großes Sommerprojekt ist natürlich das Ernten!

Wann oder unter welchen Voraussetzungen ist der optimale Zeitpunkt, um ein Hochbeet anzulegen?
Von Oktober bis November. Hier ist das meiste Material im Garten vorhanden – man kann ja im Sommer schon gezielt mit dem Sammeln beginnen. Wenn dann das Laub von den Bäumen dazukommt, ist das Befüllungsmaterial komplett.

Wie in WGs sind sich auch in Beeten nicht alle grün. Welche Gemüsearten harmonieren? Von welchen Nachbarschaften ist abzuraten?
Ihr Vergleich mit den WGs passt gut, noch mehr könnte man sagen, innerhalb einer Familie sind sich nicht alle grün. So ist es auch bei den Pflanzen. Rotkohl zu Grünkohl geht gar nicht, ebenso Tomaten zu Kartoffeln, die botanisch gesehen eng miteinander verwandt sind.

„Erfolgserlebnisse für Anfänger und Fortgeschrittene“

Pflanzen sind unterschiedlich pflegeleicht. Um besser absehen zu können, worauf man sich einlässt, bitten wir Sie um Erfahrungswerte. Was gedeiht, ohne dass es viel Arbeit macht?
Als Anfänger würde ich eher mit beim Gärtner gekauften Jungpflanzen starten. Und mit Rucola, Feldsalat und Radieschen. Da kann auch bei der Aussaat nicht viel schiefgehen. Im Herbst sind die winterharten Asia-Salate sehr einfach großzuziehen. Recht unkompliziert sind auch Zucchini.

Und was erfordert ein bisschen mehr Aufmerksamkeit?
Sommergemüsearten wie Tomaten, Paprika oder Gurken benötigen regelmäßig Pflege. Kohlgewächse gelten zwar als unkompliziert, werden aber durch die Klimaveränderung von immer mehr Schädlingen heimgesucht. Hier braucht es spezielle Schutzmaßnahmen.

Welche Arten erweisen sich als anspruchsvoll?
Richtig kapriziös ist das Basilikum. Da braucht man schon viel Geduld, um es gut durch den Sommer zu bringen.

Für unterschiedliche Ansprüche stehen auch die Bezeichnungen Schwachzehrer, Mittelzehrer und Starkzehrer. Was hat es damit auf sich und was gilt es entsprechend im Hochbeet zu beachten?
In einem frisch aufgesetzten Hochbeet sollte man eher Stark- bis Mittelzehrer anbauen, damit die vielen Nährstoffe gut genutzt werden. Ich behelfe mir aber mit Mischkulturen. So muss man nicht auf Salat – der zu den Schwachzehrern zählt – verzichten, da die benachbarten Starkzehrer die Nährstoffe aufbrauchen.

Kann man Know-how vom gewöhnlichen Gärtnern mit ebenerdigen Beeten einfach auf Hochbeete übertragen?
Im Grunde genommen ja. Alles, was Pflanzenpflege betrifft, bleibt ja gleich. Nur die Düngung entfällt in den ersten Jahren und die mühsame Jätarbeit reduziert sich auf ein Minimum.