AUF ZUM HAPPY END: Ob unfreiwilliger Single-Status oder problematische Partnerschaft – Dr. Sandra Köhldorfer macht allen Mut, die sich nichts sehnlicher wünschen als die große Liebe und eine erfüllte Beziehung. Wie dieser Traum wahr werden kann, weiß die Psychotherapeutin mit Schwerpunkt auf Familien- und Paartherapie ganz genau – aus ihrer langjährigen klinischen Praxis-Erfahrung in ihren Praxen, als TV-Expertin bei der Show „Hochzeit auf den ersten Blick“ und durch eigene Erlebnisse.

Als Psychotherapeutin scheinen Sie Ihre Berufung gefunden zu haben. Was ist für Sie das Schön(st)e an Ihrem Beruf?
Mich macht es zutiefst glücklich, andere (wieder) glücklich zu sehen. Und dazu gehört natürlich auch ein Happy End in der Liebe. Denn Beziehungen sind das Wichtigste im Leben. Immer wieder erlebe ich, dass Menschen sich entfalten und über sich hinauswachsen, sobald sie ihre Störungen und Symptome bearbeitet haben – und dann auch den Partner fürs Leben finden. Das ist für mich der schönste Lohn für meine Arbeit.

Welcher Anspruch oder welche Idealvorstellungen leiten Sie?
Mein therapeutischer Anspruch ist es, Menschen zu helfen, die zu werden, die sie unter den besten Umständen hätten werden können. Nicht jeder hat das Glück, in solch einer liebevollen Familie aufzuwachsen wie ich. Meine Eltern haben mich immer unterstützt und waren mir auch als Paar ein Vorbild – eine gute Basis für eine eigene gesunde Partnerschaft.

Millionen Fernsehzuschauer kennen Sie durch die Fernseh-Show „Hochzeit auf den ersten Blick“. Was war für Sie als Expertin das Spannende und Bereichernde?
Bei diesem TV-Experiment sehen sich durch Matching zusammengebrachte Paare erstmals beim Jawort auf dem Standesamt. In ihrem Ehealltag schauen die Kandidaten dann, ob aus Wissenschaft Liebe wird. Durch das Gelingen oder Scheitern ihrer Beziehungen habe ich wertvolle Einblicke gewonnen, wer warum zueinander passt. Und wann die Liebe keine Chance hat. Dieses Wissen ist – neben meinen Erfahrungen aus meiner Psychotherapie-Praxis – in mein Buch „Das Paar in dir muss Liebe finden“ eingeflossen.

Was hat Sie zu Ihrem Buch beflügelt?
Mein Wunsch war es immer, möglichst vielen Menschen Zugang zu wertvollem Wissen aus der Psychotherapie zu vermitteln – gerade jenen, die sich keine professionelle Selbsterfahrung oder Therapie leisten können. Das Buch dient da als wunderbarer Multiplikator. Ich möchte meine Leserinnen und Leser dabei unterstützen, die Richtige oder den Richtigen zu finden und bessere und gesündere Beziehungen zu führen. Das war auch die Vision, die ich zu Beginn meines Psychotherapie-Studiums hatte: mir selbst und anderen zum Liebesglück zu verhelfen.

„Fehler sind wertvolle Erfahrungen!“

Ihr Buch beruht nicht zuletzt auf Ihren persönlichen Erfahrungen. Aus welchen Höhen und Tiefen haben Sie am meisten gelernt?
Ich habe im Laufe meiner „Beziehungskarriere“ alles falsch gemacht, was man in Liebesdingen so falsch machen kann – angefangen von der Partnerwahl bis hin zu Verhaltensweisen in einer Partnerschaft. Schlimmer Liebeskummer inklusive. Aber Fehler sind wertvolle Erfahrungen, auf deren Basis wir wachsen und uns weiterentwickeln können. Wichtige Lektionen waren: Man sollte sich glückliche Paare als role models suchen, Bücher über die Liebe lesen und sich bei Bedarf professionelle Unterstützung holen. Und wie immer gilt auch hier: Nicht andere für Fehlentscheidungen verantwortlich machen und im Außen nach (Er-)Lösungen suchen, sondern nach innen sehen. Denn dort liegt der Schlüssel zum Liebesglück.

Eigentlich könnte man sagen, Sie sind der lebende Beweis für Ihr psychologisches Konzept und Vorgehen, oder?
Ja, ich habe nach vielen Irrungen und Wirrungen endlich mein Liebesglück gefunden. Dafür musste ich den Code entschlüsseln, warum wir uns in wen verlieben und wer zu wem passt. Des Rätsels Lösung, so entdeckte ich: Unsere Partnerwahl und unser Liebesleben hängen mit den Prägungen und Projektionen der Elternpaarbeziehung zusammen. Kurz nachdem mir das klar geworden war, lief mir mein heutiger Freund, ein brillanter Amerikaner, vor meiner Haustüre in die Arme. Wir haben bis heute Schmetterlinge im Bauch – und gleichzeitig wird unsere Liebe von Tag zu Tag tiefer und schöner.

„Partnerschaften folgen einer inneren Logik.“

Wohl die wenigsten bringen Liebe und Logik zusammen, geschweige denn Liebe und Wissenschaft. Für Sie hingegen sind die Begriffe untrennbar verbunden. Warum und wie?
Es ist eine sehr veraltete Vorstellung, dass in der Liebe alles mystisch und mysteriös ist. So wie die Medizin Erklärungen für den Körper hat, haben wir Psychologen Erklärungen für die Psyche. Durch die Liebeswissenschaft wurde immer klarer: Beziehungen und Partnerschaften folgen einer inneren Logik; sie haben einen Bauplan, eine innere Ordnung. Insofern sind sie das klare Gegenteil von „made in heaven“. Wir können anhand der Wissenschaft erklären, wer mit wem zusammenkommt und auch relativ gut vorhersagen, welche Paare aufgrund welcher Verhaltensweisen sich trennen oder eine Beziehung von hoher Qualität erleben werden.

Welche wissenschaftlichen Studien und Methoden oder Aspekte sind am relevantesten für Ihr Buch?
Alle psychotherapeutischen oder psychologischen Studien, die sich mit Single- und Paarforschung beschäftigen, von Sigmund Freud bis heute. In der Psychoanalyse stütze ich mich auf die sogenannte Objektbeziehungstheorie. Als Psychotherapie-Wissenschaftlerin auf die neueren Bindungs-, Paar- und Persönlichkeitsforschungen. Mir ist es wichtig, undogmatisch zu sein, und ich versuche auch mit Methoden aus anderen psychotherapeutischen Schulen polymodale Ansätze zu kreieren. Mein Anliegen ist es, die hilfreichsten Methoden ausfindig zu machen und zusammenzuführen, um Ratsuchenden effektive Wege und Lösungen anbieten zu können. Daraus habe ich meine Liebesformel entwickelt, die ich im Buch verrate.

Ihr Schlüsselbegriff ist das „Innere Paar“. Was verstehen Sie darunter?
Das innere Paar ist das innere Bild von Paarbeziehung, das wir in unserer Kindheit erlebt und abgespeichert haben. In den meisten Fällen ist unser Paar-Vorbild die Beziehung unserer Eltern und deren Interaktion miteinander. Dieses versuchen wir in unseren eigenen Beziehungen zu wiederholen.

„Verbindlichkeit macht vielen Angst.“

Sie erwähnen die vielen unfreiwilligen Singles. Wer oder was steht dem Beziehungsglück eigentlich heute am meisten im Weg?
Verbindlichkeit macht vielen Angst in unserer schnelllebigen Zeit. Dazu gibt es heutzutage immer weniger gute, positive Paar-Vorbilder, im Äußeren wie im Inneren. Und es herrscht Unsicherheit: Nach welchem Beziehungskonzept will der andere oder auch ich selbst leben? Was macht für einen selbst Beziehungsqualität aus? Wird ein anderer meinen Ansprüchen langfristig gerecht?

Sie schreiben „Selbstreflexion ist das neue Sexy“. Welche Erkenntnis steckt dahinter und was leitet sich daraus ab?
Wer wirklich selbstreflektiert ist, ruht mehr in sich, kann sich und seine Wünsche besser mitteilen. Ob im Beruf oder in der Liebe: Wir wollen jemanden, der sich selbst gut kennt und weiß, was er will; auf den man sich verlassen kann. Selbstreflexion gibt und vermittelt Sicherheit und Vertrauen. Das macht uns sehr attraktiv für andere – mehr als Geld, Macht oder ein gestählter Körper. Insofern macht es für jeden von uns Sinn, sich mit sich selbst zu beschäftigen, an sich selbst zu arbeiten.

Kommunikation ist für Paare eine Herausforderung. Wie lautet Ihre bewährteste Empfehlung?
Immer sensibel dafür zu sein, wie es beim Partner ankommt, was man sagt. Der vielleicht beste Rat für Beziehungen lautet: Mache dir bewusst, dass der andere auch ein Mensch mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen, Ansichten und Meinungen, Gedanken und Gefühlen sowie Motiven ist. Dass er auch ein Recht darauf hat, er selbst zu sein. Man darf nicht narzisstisch um sich selbst kreisen und meinen, dass der andere so sein muss, wie man ihn gern haben möchte. In einer Beziehung geht es eben um zwei Personen. Die gute Nachricht: Kommunikation kann man lernen! Und im Buch gibt es viele weitere wichtige Tipps, was man für eine harmonische Beziehung beachten muss.

Sie geben nicht einfach Ratschläge, sondern bieten ganz konkrete Anleitungen. Wie haben Sie die erarbeitet und wodurch zeichnen sie sich aus?
„Hochzeit auf den ersten Blick“ ist nur auf wenige Wochen angelegt – und so war ich gezwungen, Singles in der Analyse- und Vorbereitungs-Phase für eine Ehe sowie Paaren, in deren Beziehung nicht alles rund lief, in sehr kurzer Zeit konkrete und hilfreiche Interventionen anzubieten. Ich brauchte Tipps, die wirklich tiefgründig etwas bewegen und rasch Wirkung zeigen. Durch meine langjährige Erfahrung fiel es mir immer leichter, Anleitungen so zu formulieren, dass sie leicht verständlich sind, dass jeder etwas für sich daraus mitnehmen kann und dass sie schnell die Wurzel der Beziehungsprobleme beheben.

„Woher kommt es, dass ich so reagiere?“

Welche praktischen Übungen oder Rituale sind Ihnen selbst am wichtigsten geworden und wie tragen diese zu Ihrem Wohlbefinden bei?
Es ist das Wesen der Psychoanalyse selbst: das Analysieren. Ich frage mich in jeder Situation: Woher kommt es ursprünglich, dass ich so reagiere? Zum Beispiel überlege ich mir in der Interaktion mit meinem Freund Ryan: Hat sich vielleicht schon meine Mutter meinem Vater gegenüber so verhalten oder umgekehrt? Mein Credo ist: Verändern durch Verstehen. Durch die Auseinandersetzung mit mir selbst kann ich wachsen und mich entfalten.

Wie lautet Ihre wichtigste Ermutigung an Ihre Leserinnen und Leser?
Liebe wird nicht im Himmel gemacht – jede und jeder von uns hat es selbst in der Hand, sein Glück zu finden. Es ist viel leichter, als Sie vielleicht denken. Mit meinem Buch weise ich Ihnen in 10 Schritten den Weg zu einer erfüllenden, dauerhaften Beziehung mit dem passenden Partner. Wenn Sie sich darauf einlassen, können Sie schon bald genauso glücklich sein wie ich – versprochen!