


Auch als eBook | Hörbuch auf Hugendubel.de erhältlich.
DR: Siebzig Prozent Optimismus, dreißig Neugier. Dazu fünf Prozent Hoffnung, dass die Politiker aller Länder bald ihre Hausaufgaben machen. Der kleine Additionsfehler ist der Weltlage geschuldet.
JS: Wir müssen immer nach vorne schauen – aus der Vergangenheit lernen, uns durch diese aber nicht entmutigen lassen. Letzteres gilt natürlich auch für den Blick nach vorn, der manchmal etwas betrüblich erscheinen mag.
Bei Ihrem aktuellen Buchprojekt haben Sie sich besondere Klimaziele gesetzt – mit Blick auf die kollektive Stimmung. Wofür machen Sie sich gemeinsam stark?
DR: Für eine neue Stimmung, für eine neue Haltung in diesem Land – und auch anderswo. Denn wir können uns Resignation nicht erlauben. Und wir haben kluge Köpfe! Mit klugen Ideen! Denen geben wir eine Bühne …
Sie sind keine Zweckoptimisten, sondern wirken wie Überzeugungstäter. Was macht Sie dazu? Was genau stimmt Sie hoffnungsvoll?
JS: Die Erfahrung, dass das Leben dynamisch verläuft und es immer wieder Überraschungen – oft auch positive – gibt.
„Hoffnung stiften. Das ist die Mission.“
Was ist Ihre Mission in Ihrem neuen Buch?
Beide: Hoffnung stiften. „Zwei Mann, zwei Worte.“ Das ist die Mission. Um es kurz zu sagen.
Herr Rossmann, welchen Einfluss hatten Ihre Erfahrungen als Autor von Thriller-Bestsellern auf die Arbeit an diesem neuen Buch?
DR: Großen Einfluss! Man kann komplizierte Themen verständlich machen. Das geht! Es kommt nur auf das Wie an. Das lernt man, wenn man einen Klima- und Wissenschaftsthriller konzipiert, schreibt, wenn es dann Reaktionen gibt. Da hat, mit Verlaub, der Erfolg uns bestärkt.
Herr Prof. Settele, welche Ihrer vielfältigen Kompetenzen als Umweltforscher hat sich bei diesem Buch am meisten bewährt?
JS: Die Fähigkeit, zuzuhören und daraus die – hoffentlich – richtigen Schlüsse zu ziehen.
„Welche Projekte finden wir selbst spannend?“
Nach welchen Kriterien haben Sie die Expert:innen ausgewählt, in deren Innovationen Sie Einblicke aus erster Hand gewinnen?
Beide: Aus dem Gefühl, aus dem Bauch heraus. Wir stellten uns die Frage: Welche Projekte finden wir selbst spannend? Und wir haben den Kaffeetafel-Test gemacht: Wenn man bei einer Kaffeetafel, etwa mit Freunden, von einem solchen Projekt erzählt – hören die Leute dann nur höflich hin? Und gähnen hinter vorgehaltener Hand? Oder sind sie tatsächlich gebannt? Das ist ein ziemlich zuverlässiger Test. Sehr empfehlenswert!
Was macht diese Menschen für Sie zu „Held:innen“?
DR: Sie geben nicht auf. Und sie wissen, wofür sie kämpfen.
Eine Innovation, die schon prächtig gedeiht, sind die „Tiny Forests“. Was hat es damit auf sich?
DR: Die Tiny Forests sind Miniwälder. Es sind Inseln der Biodiversität, überall kann man sie anpflanzen – und sie sind segensreich.
„Verrückt zu sein hat ganz viele positive Aspekte …“
JS: Verrückt zu sein hat ganz viele positive Aspekte – das heißt erstmal nichts weiter als vom Durchschnitt abweichend, also ganz wörtlich „verrückt“. Und in einer verrückten Position hat man eine andere Sicht auf die Dinge, was stets sehr erfrischend ist. Faszinierend ist es, dass es Menschen gibt, die ihren Weg verfolgen und sich nicht von Unwichtigem aufhalten oder aus der Bahn werfen lassen – beide Zeitgenoss:innen zählen dazu!!
Sind Sie bei Ihren Begegnungen mit den verschiedenen „Held:innen“ einem Weltretter-Gen auf die Spur gekommen? Was haben Sie an markanten Gemeinsamkeiten entdeckt?
Beide: Die Wissenschaftler und Unternehmer, Frauen und Männer, sind schon besondere Menschen. Aber es sind andererseits auch Menschen von nebenan. Sie sind bescheiden, fleißig, sie sind vielleicht auch etwas klüger als du und ich – aber sie sind nicht vom Himmel gefallen. Ein Weltretter-Gen haben wir nicht entdeckt. Aber eine Erkenntnis gemacht: Wir brauchen solche Menschen! Und sie haben das Recht auf Respekt und Unterstützung.
Ihre „Held:innen“ präsentieren Sie nicht nur von der professionellen, sondern auch von der persönlichen Seite. Warum? Welche Lebenslektion steckt z.B. in der Geschichte von Jürg Leuthold, Professor für Informationstechnologie und Elektrotechnik an der ETH in Zürich?
DR: Jürg Leuthold ist – vom Typ her – ein Problemlöser. So tickt er. So ist er als Mensch. Er sieht ein Problem, verzweifelt nicht, sondern macht sich an die Arbeit. Und löst es. Und nebenbei entdeckt er kleine Phänomene, die eine große, vielleicht sogar gigantische Wirkung haben können. Zum Beispiel, wie man aus einem einzigen Atom einen Schalter bauen kann. Man stelle sich vor: aus einem einzigen Atom. Und um das zu verstehen, hilft es vielleicht, wenn man ihn als Mensch kennenlernt. Aber mehr sollte hier bitte nicht verraten werden!
„Es passiert nichts Gutes, außer man tut es.“
Ein Schlüsselwort ist Selbstwirksamkeit. Wie lautet Ihre wichtigste Botschaft und wen möchten Sie besonders ansprechen, z.B. im Bildungssystem?
DR: Alle und jeden. Wir wollen alle ansprechen. Der kleinste Schüler, der würdigste Ministerialbeamte im Kultusministerium – jeder kann was machen. Wir dürfen nur nicht Lethargie und eine Ach-es-bringt-ja-eh-nix-Haltung überhandnehmen lassen. Und die Botschaft: Es passiert nichts Gutes, außer man tut es. Frei nach dem sehr klugen Herrn Kästner.
Passend zu den aktuellen Herausforderungen haben Sie auch eine namhafte Expertin für Transformation gesprochen: Maja Göpel. Welche wichtigste Erkenntnis haben Sie mitgenommen?
JS: Dass Transformation grundlegend ist für ein menschenwürdiges Leben auf unserem Planeten auch in der Zukunft – folglich habe ich die Transformation auch in meinem Abschlusskapitel nochmals aufgegriffen.
Was hat Sie bei Ihren Begegnungen mit Pionier:innen und beim Eintauchen in all die innovativen Projekte am meisten fasziniert und beflügelt?
DR: Dass Klugheit und Bescheidenheit so schön Hand in Hand gehen können.
JS: Dass man Innovation vor allem dadurch erreicht, dass man eine Idee mit Nachdruck verfolgt.