

Auch als Hörbuch auf Hugendubel.de erhältlich.
Dr. med. Yael Adler ist Dermatologin und Ernährungsmedizinerin (DGEM) mit Leib und Seele. Ein Glück, dass sie ihr umfassendes Wissen nicht nur in ihrer Berliner Praxis und in der Züricher Klinik Utoquai anwendet, sondern auch als beliebte TV-Expertin, Speakerin, Podcasterin und Autorin teilt. Ihren Erfolg verdankt sie ihrem Talent, komplexe medizinische Sachverhalte verständlich zu erklären und zu ganzheitlichem Wohlbefinden anzuleiten. Stärken, die nach ihren Nr.-1-Bestsellern „Haut nah“ und „Genial vital!“ nun auch ihr neues Buch „Genial ernährt!“ auszeichnen.
Dürfen wir Sie als Visitenkarte um einen Ihrer Vital-Hacks bitten?
Ein klasse Vital-Hack ist der tägliche Verzehr von Tomatenmark. Ein Esslöffel liefert eine konzentrierte Menge an Lycopin, einem der stärksten pflanzlichen Antioxidantien. Lycopin schützt die Zellen vor oxidativem Stress, wirkt entzündungshemmend und kann sich positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirken. Zudem zeigen Studien, dass es die Haut vor UV-Schäden bewahren und so vorzeitiger Hautalterung entgegenwirken kann. Besonders interessant ist, dass Lycopin aus erhitzten Tomatenprodukten – wie Tomatenmark – vom Körper bis zu viermal besser aufgenommen wird als aus frischen Tomaten.
Als Brücke zu Ihrem neuen Buch bitten wir Sie um ein weiteres alltagstaugliches Beispiel. Welchen Ballaststoff-Booster gönnen Sie selbst sich täglich?
Der tägliche Ballaststoff-Booster ist hilfreich für eine gesunde Verdauung, ein fittes Darmmikrobiom, eine stabile Blutzuckerregulation, eine Verbesserung der Cholesterinwerte und eine langfristige Sättigung. In meiner eigenen Ernährung setze ich dabei auf eine vielseitige Mischung aus Nüssen, Hanfsamen, Chiasamen, Leinsamen, Flohsamenschalen, Weizenkeimen und Akazienfasern. Diese Kombination vereint lösliche und unlösliche Ballaststoffe, die ich täglich über meinen Quark mit Beeren streue. Das erhöht nicht nur die Ballaststoffaufnahme (mindestens 30 Gramm pro Tag sollten es sein), sondern liefert auch eine Extraportion gesunder Fette und pflanzlicher Proteine. Außerdem nutze ich viele verschiedene weitere Pflanzen, neben Gemüse, Haferkleie, Buchweizen und Pilzen als Ballaststoffquellen.
„Es geht nicht um Perfektion, sondern um Balance.“
Die Empfehlungen in Ihren Bestsellern wirken erfrischend praktisch. Wie reiht sich Ihr neues Buch „Genial ernährt!“ da ein?
Mein neues Buch hat einen klaren Fokus auf alltagstauglicher, genussvoller und gleichzeitig wirkungsvoller Ernährung. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Balance. Und darum, mit Leichtigkeit und Neugier eine nachhaltige, gesunde Ernährungsweise zu entdecken, die Spaß macht und schmeckt und sich ganz individuell ins eigene Leben integrieren lässt.
Welches Credo steht dahinter?
Der Untertitel „Essen entspannter genießen, besser leben“ bringt es auf den Punkt: Statt strenger Regeln stehen Flexibilität, Lebensqualität und langfristiges Wohlbefinden im Mittelpunkt.
Inwiefern ist „Genial ernährt!“ die klare Antwort auf die Unmenge konkurrierender Ernährungsratschläge, mit denen wir bombardiert werden?
Inmitten der Flut an oft widersprüchlichen Ernährungsratschlägen bietet „Genial ernährt!“ eine klare Orientierung. Während viele Konzepte nur einzelne Aspekte beleuchten oder Dogmen predigen, schafft „Genial ernährt!“ Verständnis für das große Ganze. Dabei ist es mir besonders wichtig, nicht nur konkrete Tipps zu geben, sondern auch das Hintergrundwissen zu vermitteln. Diese Kombination aus Wissen und praktischer Anwendbarkeit ist neu – echtes Verständnis, gepaart mit Spaß und Flexibilität.
„Körperwissen und Lebensmittelwissen gehören untrennbar zusammen.“
Sie vereinen Körperwissen und Lebensmittelwissen. Warum ist es wichtig, beides zusammenzubringen?
Körperwissen und Lebensmittelwissen gehören untrennbar zusammen, denn nur wer versteht, wie der eigene Körper funktioniert, kann gezielt entscheiden, welche Nährstoffe ihn optimal unterstützen. Ernährung beeinflusst nahezu alle Prozesse im Körper, von der Stoffwechselgesundheit über das Immunsystem bis hin zur mentalen Leistungsfähigkeit und dem Schlaf.
Beim Körperwissen lenken Sie besondere Aufmerksamkeit auf den Darm. Warum?
Unser Darm spielt eine zentrale Rolle, denn über die Darm-Hirn-Achse ist er direkt mit unserer Stimmung, unserem Stresslevel und unserer kognitiven Leistung verbunden. Ein gesundes Mikrobiom kann nicht nur die Verdauung verbessern, sondern auch Entzündungen reduzieren, das Immunsystem stärken und sogar den Schlaf-Wach-Rhythmus positiv beeinflussen. Gleichzeitig wirken sich Makro- und Mikronährstoffe auf die Funktion verschiedener Organe aus: Leber, Herz, Nieren, Schilddrüse, Gehirn, Muskeln, Knochen, Blut, und Hormonsystem sind alle auf eine ausgewogene Ernährung angewiesen.
Wofür möchten Sie die Augen öffnen?
Indem mein Buch Zusammenhänge verständlich macht, hilft es, Ernährung in einem größeren Kontext zu sehen – nicht als starres Konzept, sondern als dynamisches Zusammenspiel von Körper, Lebensstil und Umwelt. Ich zeige, dass es viele Wege gibt, um den Körper gut zu versorgen und auch seine Entgiftungskapazität zu stärken sowie Energie zu gewinnen.
„Mein Ziel ist es, Gesundheitskompetenz zu stärken.“
„Genial ernährt!“ kommt einem vor wie ein ernährungsmedizinischer Grundkurs. Was ist Ihr Ziel?
„Genial ernährt!“ ist kein klassischer Ratgeber, sondern eine Art Ernährungsmedizin für alle. Mein Ziel ist es, Gesundheitskompetenz zu stärken.
Bei ihrer grundsoliden, faktenbasierten Vermittlung kommt man um Fachbegriffe nicht herum. Wie sorgen Sie für Verständlichkeit?
Ich lege großen Wert darauf, komplexe Zusammenhänge verständlich zu erklären. Wichtige Fachbegriffe ordne ich immer in einen praktischen Kontext ein und zeige, was sie konkret für den Alltag bedeuten – mit anschaulichen Bildern und Geschichten. Wer tiefer einsteigen möchte, findet ausführlichere Erklärungen. Wer es hingegen lieber kompakt mag, kann einfach die Zusammenfassungen lesen. So ist mein Buch zugänglich für alle, unabhängig vom Vorwissen.
Bei der Wissensaufbereitung bringen Sie uns den menschlichen Körper wie einen Maschinenraum nah. Warum?
Der menschliche Körper ist eine faszinierende Chemiefabrik, in der unzählige Prozesse gleichzeitig ablaufen. Um diese Abläufe verständlich zu erklären, helfen Bilder aus unserer Alltagswelt, wie z.B. ein Maschinenraum oder eine hochpräzise Steuerzentrale. So wird anschaulich, wie Nährstoffe als Treibstoffe dienen, Hormone als Boten wirken oder das Mikrobiom wie ein eigenes Ökosystem arbeitet. Diese Vergleiche machen komplexe Vorgänge begreifbar und zeigen, wie effizient unser Körper arbeitet, sich in unseren Dienst stellt und uns ständig rettet und unterstützt, wie flexibel er auf Nährstoffe und auch Hungerphasen reagiert, aber auch, wo wir ihn ölen und instand halten müssen, ihn warten und richtig nutzen und fordern sollten.
Am ausführlichsten behandeln Sie Makronährstoffe. Was spricht für diese starke Gewichtung als Auftakt?
Makronährstoffe – also Proteine, Kohlenhydrate und Fette – bilden die Grundlage unserer Ernährung. Allerdings sind sie für viele Menschen mit Unsicherheiten, Mythen und Fragen verbunden. Entsprechend sorge ich auf wissenschaftlichen Studien basierend für Klarheit, z.B. wie viel von welchem Makronährstoff wir brauchen, welche Quellen empfehlenswert sind und wie sie optimal genutzt werden können. Unser Stoffwechsel läuft wie eine Schweizer Taschenuhr, alle Zahnräder greifen ineinander und arbeiten zusammen, ist ein Zahnrad verrostet oder fehlt, bremst das den ganzen Prozess, auch wenn alle anderen glänzen. Wir kümmern uns also um das komplette Uhrwerk.
„Kein oberflächliches Problem, sondern ein tiefgehender Mangel.“
Was macht Ihnen die Beispielgeschichten in Ihrem Buch so wichtig?
Durch Geschichten und bildliche Vergleiche versteht man theoretische Zusammenhänge und wird auch emotional berührt. Die Geschichte der Frau, die Fette komplett aus ihrer Ernährung strich, zeigt eindrucksvoll, welche Konsequenzen eine einseitige Ernährung haben kann. Ohne Omega-3-Fettsäuren wurde ihre Haut trocken, rissig, verdickt und entzündlich – lederartig. Ein Zustand, den man nicht einfach „weglasern“ kann, weil es nicht nur um äußere Pflege, sondern um Zellgesundheit von innen geht. Selbst teure Cremes oder kosmetische Behandlungen halfen nicht – ihr Hautproblem war kein oberflächliches Problem, sondern ein tiefgehender Mangel. Und an der Haut erkennen wir viele Körper-Defizite direkt, was ein großer Vorteil ist. Sie liefert uns wertvolle Hinweise auf unser Inneres und zeigt, wenn im Körper ein Ungleichgewicht herrscht. Genau deshalb sollten wir den Körper immer als Ganzes betrachten – wie ein System aus Zahnrädern, die ineinandergreifen, in dem jedes Teil seine Aufgabe hat und das nur funktioniert, wenn alles im Gleichgewicht bleibt.
In Teil zwei Ihres Buches machen Sie uns mit den Mikronährstoffen vertraut. Was hat es damit auf sich?
Mikronährstoffe sind Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe. Unser Körper benötigt sie in kleinen Mengen, die aber für Gesundheit, Stoffwechsel und Zellschutz unverzichtbar sind. Sie steuern unzählige Prozesse: von der Energieproduktion über die Immunabwehr bis hin zur Hormonregulation. Ohne Mikronährstoffe könnten Makronährstoffe nicht richtig verwertet werden, Muskeln nicht regenerieren, das Gehirn nicht optimal arbeiten.
Keineswegs zweitrangig sind sekundäre Pflanzenstoffe. Was zählt dazu und wofür sind sie gut?
Sekundäre Pflanzenstoffe sind bioaktive Verbindungen, die in Obst, Gemüse, Kräutern, Nüssen und Hülsenfrüchten vorkommen und eine Vielzahl positiver Effekte auf unsere Gesundheit haben. So stecken in Beeren und grünem Tee Polyphenole, die als Antioxidantien wirken, Carotinoide aus Karotten und Tomaten bieten Zellschutz, Glucosinolate aus Kohlgewächsen können entzündungshemmend und krebspräventiv wirken.
„Viele Trends haben spannende Ansätze.“
Im dritten Teil Ihres Buches beleuchten Sie besondere Ernährungsformen und Trends. Was ist dabei Ihr wichtigster Maßstab?
Wichtig bei der Bewertung sind mir wissenschaftliche Fundierung und Umsetzbarkeit. Viele Trends haben spannende Ansätze, aber manchmal fehlt der Blick auf die Zusammensetzung und die faszinierende Flexibilität unseres Körpers – auf Nährstoffversorgung, Langzeiteffekte und praktische Umsetzbarkeit. Deshalb beleuchte ich Konzepte wie Intervallfasten, Keto, Veganismus oder Mikrobiom-freundlicher Ernährung sowohl die Vorteile als auch die potenziellen Fallstricke. Zusätzlich prüfe ich, wie man Gutes aus den verschiedenen Ernährungsformen kombinieren und wirklich sein Gewicht kontrollieren kann.
„Funktionelle Lebensmittel“ klingt irgendwie hochwirksam und gezielt. Was hat es tatsächlich damit auf sich? Wozu verhelfen Moringa, Maca & Co.?
Funktionelle Lebensmittel sind natürliche oder angereicherte Nahrungsmittel, die über ihre grundlegende Nährstoffversorgung hinaus einen gesundheitlichen Zusatznutzen bieten. Dazu zählen klassische Lebensmittel wie fermentiertes Gemüse mit probiotischen Bakterien, aber auch exotische Pflanzen wie Moringa oder Maca, die oft als Superfoods beworben werden. Moringa enthält eine hohe Dichte an Antioxidantien, Vitaminen und Mineralstoffen, während Maca für seine potenzielle Wirkung auf Hormonhaushalt und Energielevel bekannt ist. Dennoch gilt es, diese Lebensmittel realistisch einzuordnen. Sie können eine gesunde Ernährung ergänzen, aber keine Wunder bewirken und auch keine insgesamt unausgewogene Ernährung ausgleichen.
„30 Pflanzen pro Woche führen zu einer optimalen Darmflora.“
Was preisen Sie als „würzige Wunder“ an und was sind Ihre drei Favoriten?
Es geht um echte Superfoods, die oft direkt in unserer Küche stehen: Gewürze und Kräuter mit beeindruckenden gesundheitlichen Effekten. Drei besonders wirkungsvolle Beispiele sind Curcumin mit Piperin, Zimt und Petersilie. Diese und viele mehr sind einfache, aber effektive Begleiter für eine gesunde Ernährung, zumal sie es möglich machen, den heutzutage übermäßigen Konsum von Salz zu reduzieren. 30 Pflanzen pro Woche führen zu einer optimalen Darmflora.
Wie kann „Genial ernährt!“ Menschen helfen, die bereits gesundheitliche Probleme haben? Was bietet es, um Leiden zu lindern?
Ernährung kann auf vielfältige Weise helfen. So erfahren meine Leser:innen, wie sie durch ihre Ernährung aktiv dazu beitragen können, Übergewicht, Fettleber, Osteoporose, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen zu verbessern oder ihre Schilddrüse unterstützen können. Gleichzeitig lassen sich durch eine bewusste Ernährungsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Akne, vorzeitige Alterung und Demenz vorbeugen. In meinem Buch mache ich mit vielen weiteren Möglichkeiten vertraut.
Woran spüren Sie selbst am deutlichsten die Wirkung der Ernährung auf ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden?
Am deutlichsten spüre ich die Wirkung der Ernährung an meinem Energielevel, meinem Schlaf, Immunsystem, Verdauung und Hautbefinden. Wenn ich abends leicht esse, schlafe ich besser und wache erholter auf. Kohlenhydrate vor dem Sport geben mir die nötige Energie, während mehr Proteine mir helfen, Muskeln aufzubauen und gleichzeitig mein Gewicht zu halten. Omega-3-Fettsäuren und eine gute Eisenversorgung wirken sich direkt auf meine Haut- und Haarqualität aus, Ballaststoffe sättigen gut und sorgen für ein angenehmes Bauchgefühl.