Make waves, not just marketing – mit dem Fokus auf diese Vision haben Jason Modemann und Patrick Brüch 2018 noch während ihrer Studienzeit die Social-Media-Performance-Agentur Mawave gegründet. Aus dem Start-up wurde in atemberaubend kurzer Zeit die heute führende Spezialagentur im DACH-Raum für Social Media. Als Speaker steht Jason regelmäßig auf großen Bühnen und teilt seine Insights zu Content, Leadership und Social Media. 
Jason, wie wichtig ist Lesen für dich persönlich – sowohl im Alltag als auch im beruflichen Kontext?
Ich bin ganz ehrlich: Ich würde mich selbst nicht als klassischen Bücherwurm bezeichnen, dafür fehlt mir einfach die Zeit. Privat lese ich vielleicht 5 Bücher im Jahr, die dafür aber richtig intensiv. Genau das sorgt dafür, dass ich Inhalte verinnerliche. Was ich lese, bleibt hängen und ich kann es im Nachhinein gut wiedergeben. Beruflich sieht’s etwas anders aus. In der Social-Media-Welt passiert einfach alles wahnsinnig schnell – da geht’s oft eher darum, viele Infos in kurzer Zeit aufzuschnappen. Ich lese super viel, aber eben nicht nur Bücher, sondern Artikel, Branchen-News, Studien … Hauptsache, ich kriege schnell einen Überblick über News, Trends und Entwicklungen und kann mich in Themen reindenken.

„Ich will verstehen, wachsen, mich weiterentwickeln.“

Was bedeutet ein gutes Buch für dich?
Ein gutes Buch muss mich inspirieren oder mir eine neue Perspektive eröffnen. Ich lese hauptsächlich Sachbücher oder Biographien, bei denen ich das Gefühl habe, etwas dazuzulernen. Fiktionale Geschichten und Romane sind eher nicht mein Ding – ich will verstehen, wachsen, mich weiterentwickeln.

Welcher fiktive Charakter aus einem Buch wäre dein schlimmster Mitgründer oder Mitgründerin – und warum?
Wahrscheinlich Voldemort – sehr starke Vision, aber komplett toxische Leadership-Kultur. Kleiner Scherz, aber im Kern steckt da was Wahres drin: Voldemort steht für Kontrolle, Macht um jeden Preis und Angst als Führungsstil. Er vertraut niemandem, trifft Entscheidungen im Alleingang und duldet keinen Widerspruch – genau das Gegenteil von dem, was einen guten Co-Founder ausmacht. Und auch das Gegenteil von dem, was wir bei uns leben. Als Unternehmer brauchst du Vertrauen, geteilte Verantwortung und ein Team, das gemeinsam wächst – sonst bringt dir selbst die größte Vision am Ende nichts.

Wenn dein Unternehmen ein Roman wäre – welches Genre hätte es und wie würde der Klappentext lauten?
Definitiv ein Abenteuerroman – mit unerwarteten Wendungen, chaotischen Nebenquests und der ständigen Frage: Wohin jetzt und was kommt als nächstes? 
Der Klappentext könnte lauten: „Zwei Jungs, ein Kinderzimmer und eine ziemlich vage Vision: Unternehmen sicher durch die wilden Gewässer von Social Media zu bringen – auch wenn sie selbst noch nicht wussten, wie man das Steuer überhaupt hält. Kein Kompass, aber Rückenwind. Die Ausrüstung? Ein alter Laptop, ein Flipchart aus dem Keller, null Ahnung von Marketing – aber ein ziemlich gutes Gespür für Social Media Plattformen und Menschen. Viel Improvisation, wenig Schlaf, kein Rettungsring. Sieben Jahre später ist die Crew größer, die Manöver routinierter, das Wasser manchmal ruhiger – aber das Abenteuer ist nicht vorbei. Social Media bleibt ein offenes Meer: Neue Plattformen, wechselnde Strömungen, spontane Kurswechsel. Ein Abenteuerroman über Navigation ohne Handbuch – ehrlich, ungeschönt und mit der Überzeugung, dass man kein ruhiges Fahrwasser braucht, um ans Ziel zu kommen.“

„Warum tust du, was du tust?“

Lass uns mit einem Buch starten, das dich in den letzten Jahren besonders geprägt hat – welches wäre das und warum?
„Start with Why“ (dt: „Frag immer erst: warum“ ) von Simon Sinek finde ich stark – weil es eine so einfache, aber extrem wichtige Frage in den Fokus stellt: Warum tust du, was du tust? Für mich war das nicht nur ein Business-Impuls, sondern ein grundsätzlicher Perspektivwechsel. Nicht einfach nur machen und abarbeiten, sondern immer wieder innezuhalten und sich zu fragen: Warum machen wir das eigentlich? Gerade im Alltag als Unternehmer hilft mir das enorm – bei Entscheidungen, bei der Ausrichtung von Projekten, aber auch ganz grundsätzlich dabei, den Fokus nicht zu verlieren.

Gab es konkrete Impulse aus diesem Buch, die du in dein Leben oder Business integriert hast?
Die Frage nach dem „Warum“ ist für mich wie ein innerer Kompass. Sie hilft mir, Prioritäten zu setzen, Entscheidungen bewusster zu treffen und auch mal Dinge ganz bewusst nicht zu machen. Seitdem denke ich bei allem, was ich plane oder umsetze, zuerst an das gewünschte Ergebnis und den „Desired Outcome“. Zum Beispiel bei einem Termin – da geht’s nicht nur darum, dass er stattfindet, sondern warum.

Gibt es ein Buch, das du immer wieder empfiehlst?
„Atomic Habits“ (dt. „Die 1%-Methode – Minimale Veränderung, maximale Wirkung“) von James Clear.

„… mit kleinen Stellschrauben seinen Alltag beeinflussen.“

Was macht dieses Buch für dich zu einem Geheimtipp oder unterschätzten Werk?
„Atomic Habits“ ist zwar kein Geheimtipp mehr – aber für mich trotzdem eines der Bücher, die ich immer wieder empfehle, weil es wirklich für jeden relevant ist. Es geht darum, wie man durch kleine, wiederholbare Routinen langfristige Veränderungen im Leben bewirken kann. Was ich daran besonders spannend finde: Es funktioniert auch für Leute wie mich, die eigentlich nicht besonders routiniert sind. Mein Alltag ist oft vollgepackt und alles andere als strukturiert. Aber gerade deshalb hat mir das Buch geholfen, bestimmte Dinge bewusster anzugehen. Wenn ich zum Beispiel morgens gesund frühstücken will, bereite ich es mittlerweile abends vor – weil ich weiß, dass ich es sonst einfach nicht durchziehe. Klingt banal, ist aber genau das Prinzip: Gewohnheiten so bauen, dass sie leicht machbar sind. Für mich ist das Buch deshalb so wertvoll, weil es zeigt, wie man mit kleinen Stellschrauben seinen Alltag beeinflussen kann. Ohne sich komplett neu erfinden zu müssen. Es geht um kleine, machbare Veränderungen die langfristig zu echtem Impact führen.

„Hungrig sein, aber nicht zu gierig.“

James Clear
Die 1%-Methode - Minimale Veränderung, maximale Wirkung
Übersetzt von: Annika Tschöpe
Goldmann TB
368 Seiten
15,– €

Auch als eBook | Hörbuch auf Hugendubel.de erhältlich.

150 Lesepunkte sammeln
Eric Carle
Die kleine Raupe Nimmersatt
Übersetzt von: Viktor Christen
Gerstenberg
32 Seiten
17,– €

ab 3 Jahren

170 Lesepunkte sammeln
Welches Buch hat deinen Blick auf Unternehmertum oder Mindset nachhaltig verändert?
Das mag auf den ersten Blick vielleicht überraschend klingen, aber es ist tatsächlich ein Kinderbuch: „Die kleine Raupe Nimmersatt“. Die Story hat meinen Blick aufs Unternehmertum vielleicht nicht auf klassische Weise verändert, aber sie steht sinnbildlich für etwas, das mich prägt: Hungrig sein, aber nicht zu gierig. Gründerinnen und Gründern wird oft nachgesagt, sie müssten gierig sein, um erfolgreich zu werden. Ich sehe das anders. Gier führt dazu, dass man sich übernimmt, sich selbst verliert, falsche Entscheidungen trifft. Sie verleitet dazu, Grenzen zu überschreiten – auf Kosten von Werten, Beziehungen oder der eigenen Gesundheit. Hunger dagegen ist etwas anderes: Er ist ein innerer Antrieb. Neugier. Energie. Wachstum mit Haltung. Vielleicht stammt das Missverständnis auch daher, dass Unternehmertum gesellschaftlich oft negativ konnotiert ist – geprägt durch gierige Rollenbilder in Filmen oder reißerische Schlagzeilen. Aber: Erfolg geht auch anders. Man kann ein Unternehmen aufbauen, ohne Kunden über den Tisch zu ziehen oder Mitarbeitende auszubeuten. Diese Unterscheidung war für mich so wichtig, dass sie letztlich auch zum Leitgedanken meines Buchs wurde: Always hungry, never greedy.

„… mutig sein, fragen, wachsen – aber nicht um jeden Preis.“

Hast du nach der Lektüre Dinge aktiv verändert – in deinem Unternehmen oder privat?
Ich habe „Die kleine Raupe Nimmersatt“ natürlich als Kind gelesen – da war die Botschaft noch kein Thema für mich. Mit meiner kleinen Tochter kommt das Buch jetzt langsam wieder zurück in meinen Alltag. Dabei ist mir erst so richtig aufgefallen: Das ist genau mein Mindset! Always hungry, never greedy – seit ich’s für mich benennen kann, merke ich, wie oft mir das im Alltag begegnet. Zum Beispiel, wenn ich im Restaurant nach der größeren Portion frage. Oder wenn ich auf einem Event nicht mit der kleinen Bühne abgespeist werden will. Oder wenn ich beim digitalen Call lieber ein persönliches Treffen vorschlage. Es geht mir darum, mit Haltung für das einzustehen, was einem wichtig ist. Hungrig eben – aber nicht gierig. Genau das versuche ich auch im Business: mutig sein, fragen, wachsen – aber nicht um jeden Preis.

Gibt es eine Biografie oder ein Buch zur Persönlichkeitsentwicklung, das dich nachhaltig inspiriert hat?
„The Big Five for Life“ von John Strelecky hat mich vor allem auf persönlicher Ebene sehr inspiriert. Ich habe das Buch ganz klischeehaft gelesen, als ich ein halbes Jahr backpacken war – komplett raus aus dem Alltag, viel unterwegs, viel Zeit zum Nachdenken und Rauszoomen.

Was war die wichtigste Lektion, die du daraus mitgenommen hast?
Die Idee, sich mal ehrlich zu fragen, was man vom Leben eigentlich wirklich will – jenseits von Karriere und Business – hat bei mir total Klick gemacht. Ich habe mir damals eine Bucketlist geschrieben. Nicht als To-do-Liste zum Abarbeiten, sondern eher als Reminder: Was ist mir eigentlich wichtig? Was will ich am Ende wirklich erlebt, gemacht, gespürt haben? Seitdem schau ich immer mal wieder drauf – einfach, um zu checken, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin. Das Einzige, woran ich mich heute übrigens von meiner allerersten Liste noch erinnere: Ich wollte die Erde mal aus dem Weltall sehen – mein Traum war es, Astronaut zu werden … Ist bisher noch nichts draus geworden. Aber hey – das Jahr ist ja noch nicht vorbei.

„Ein Umfeld zu schaffen, in dem Menschen sich sicher fühlen.“

Welches Buch hat dich emotional berührt oder dich auf eine ganz andere Weise überrascht?
„Leaders Eat Last“ (dt. „Gute Chefs essen zuletzt“) von Simon Sinek hat mich echt überrascht, weil ich ursprünglich ein klassisches Businessbuch erwartet habe. Was ich bekommen habe, war viel grundsätzlicher: die Idee, dass gute Führung vor allem mit Verantwortung und Vertrauen zu tun hat. Gerade als Unternehmer in einem wachsenden Team hat mich das an vielen Stellen abgeholt. Es geht nicht darum, überall Kontrolle zu haben – sondern ein Umfeld zu schaffen, in dem Menschen sich sicher fühlen, ehrlich kommunizieren können und gerne Verantwortung übernehmen. Das Buch hat mir nochmal bewusst gemacht, wie sehr Kultur und Führung zusammenhängen – und wie viel du als Leader eigentlich vorgibst, oft ohne es zu merken.

Hast du das Buch vielleicht sogar mit jemandem geteilt oder weitergeschenkt?
Ich habe das Buch schon mehrfach verschenkt. Nicht nur an Leute in Führungsrollen. Ich finde, jeder kann aus diesem Buch was mitnehmen. Es geht nicht nur um Leadership im klassischen Sinn, sondern um Haltung, Verantwortung und den Umgang mit anderen Menschen. Deshalb funktioniert es auch für Leute, die sich einfach für Zusammenarbeit, Teamdynamik oder Unternehmenskultur interessieren.

Du hast selbst ein Buch geschrieben: „Always hungry, never greedy“. Was hat dich dazu motiviert?
Mit „Always hungry, never greedy“ wollte ich unsere Geschichte erzählen – nicht, weil wir alles richtig gemacht haben, sondern gerade, weil wir vieles erst lernen mussten. Wir sind mit unserer Agentur ziemlich blauäugig gestartet, haben einige Fehler gemacht und ordentlich Lehrgeld bezahlt. Mein Ziel war, aus unseren Erfahrungen etwas weiterzugeben, damit andere vielleicht den einen oder anderen Umweg sparen. Und wenn das Buch am Ende jemanden dazu ermutigt, die eigene Leidenschaft zu verfolgen oder klarer zu entscheiden, was man wirklich will – dann hat es genau das erreicht, was ich mir gewünscht habe. Im Grunde ist es eben tatsächlich wie in meinem oben beschriebenen Abenteuerroman und der ständigen Frage: Was kommt als Nächstes? Nur eben nicht als fiktive Story, sondern als ehrlicher Erfahrungsbericht mit Rückenwind, Gegenströmung und echtem Kompassgefühl.

John Strelecky
The Big Five for Life
Übersetzt von: Bettina Lemke
dtv
256 Seiten
11,– €

Auch als eBook auf Hugendubel.de erhältlich.

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Simon Sinek
Gute Chefs essen zuletzt
Redline
352 Seiten
24,99 €

Auch als eBook | Hörbuch auf Hugendubel.de erhältlich.

250 Lesepunkte sammeln

„Lesen ist für mich wie ein Gegenentwurf zum Scrollen – eine Form von qualitativer Aufmerksamkeit.“

Was würdest du jungen Unternehmer:innen oder Kreativen raten: Welche Rolle sollte Lesen in ihrer Entwicklung spielen?
Ich glaube, Lesen wird gerade in unserer digitalen Bubble schnell unterschätzt. Alles ist schnell, visuell, snackable und genau deshalb fällt es oft schwer, sich wirklich auf ein Buch einzulassen. Mir geht’s da nicht anders: Ich bin durch die Social Feeds so sehr an kurze Aufmerksamkeitsspannen gewöhnt, dass mir beim Lesen manchmal der Spannungsbogen fehlt. Aber genau deshalb halte ich es für so wichtig. Lesen ist für mich wie ein Gegenentwurf zum Scrollen – eine Form von qualitativer Aufmerksamkeit. Du bleibst länger an einem Gedanken, setzt dich mit etwas Tieferem auseinander. Und das fordert mich heraus. Ich glaube, gerade für junge Unternehmer:innen oder Kreative kann das extrem wertvoll sein: Sich mal bewusst hinzusetzen, dranzubleiben, nicht nach fünf Sekunden weiterzuwischen – das trainiert Fokus. Und Fokus brauchst du, wenn du Dinge wirklich durchziehen willst.

„Behalte Wachstum im Denken und Haltung im Herzen.“

Zum Abschluss: Wenn du deinen Leser:innen nur einen einzigen Satz mitgeben dürftest – was wäre deine wichtigste Botschaft aus „Always hungry, never greedy?“
Behalte Wachstum im Denken und Haltung im Herzen.