Auch als eBook | Hörbuch auf Hugendubel.de erhältlich.
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JEREMIAS ist eine deutsche Indie-Pop-Band aus Hannover. Vor drei Jahren haben sie ihr Debütalbum „golden hour“ veröffentlicht und direkt im darauffolgenden Jahr mit ihrer Tour „Ich fühl alles für dich mit“ vor ausverkauften Häusern und auf Festivals gespielt. Das aktuelle Album trägt den Namen „Von Wind und Anonymität“. Jeremias und Gitarrist Olli haben sich die Zeit genommen und uns ihre Lieblingsbücher vorgestellt.
Was zaubert Ihr als Erstes hervor?
Olli: Mein erstes Buch ist „The Creative Act“ von Rick Rubin. Wenn man selbst jemand ist, der sich mit Kreativität auseinandersetzt, dann kann es einem krass weiterhelfen. Ich finde das Bild schön, dass schon alleine, wie du deinen Alltag gestaltest, Kreativität ist. Und dass in jedem Menschen eine kreative Ader steckt, die man lernen kann anzuzapfen.
Jeremias: Haben das nicht schon alle gelesen?
Olli: Naja, zwischenzeitlich gehört es schon fast zum Statussymbol des nachdenklichen, kreativen Menschen … Aber man kann so viel Weisheit für sich persönlich daraus ziehen, dass es keine Rolle mehr spielt, dass viele andere Menschen das Buch auch gut finden.
Was ist Dein Favorit, Jeremias?
Jeremias: „Das Parfum“ von Patrick Süskind hat mich fasziniert. Ich war schon von der Idee begeistert, dass es einen Typ gibt, der fanatisch den perfekten Duft sucht. Er macht schreckliche Dinge, aber …
Olli: Die Diskrepanz ist so schön und schrecklich gleichzeitig.
Jeremias: Am Ende wird der Typ von Verbrechern, die wegen seines Duftes so verliebt in ihn sind – aufgegessen! Sorry, jetzt habe ich viel vorweggenommen, ich weiß. Aber lies mal selbst einen der letzten Sätze: „Sie hatten zum ersten Mal etwas aus Liebe getan.“ Ein echter Klassiker. Ich glaube, über Süskind bin ich erst auf Hermann Hesse gekommen und habe dann gecheckt, dass viele Klassiker aus gutem Grund Klassiker sind und total gut lesbar und echt nicht verstaubt.
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„Viele Klassiker sind total gut lesbar und echt nicht verstaubt.“
Was ist das Besondere am Lesen?
Jeremias: Ja, eigentlich sind das ja nur gedruckte Buchstaben – nicht mehr und nicht weniger. Und erst du selbst machst in deinem Kopf dann das Bild dazu.
Olli: Wenn wir einen Film, ein Video sehen, haben alle genau das gleiche Bild gesehen. Beim Lesen verschiebt sich das komplett, weil jede Person sich ihr eigenes Bild aus dem Text macht.
Wie kommt Ihr auf Bücher, die Euch interessieren?
Jeremias: Ich kriege viele Empfehlungen von Oliver.
Olli: Ich aber auch von dir, oder meiner Familie. Neulich habe ich sogar ein Buch auf der Straße gefunden …
Jetzt kommt gleich noch ein Klassiker der Weltliteratur, oder?
Jeremias: Für uns eine große Ehre! Es geht um Hermann Hesse „Narziß & Goldmund“ – und wir haben dazu ein Lied geschrieben, es heißt auch einfach „Goldmund“. Das ist eine Abenteuergeschichte. Narziß und Goldmund fangen zusammen an, verlieren sich dann ein bisschen und enden wieder gemeinsam. Es geht auch um Freundschaft. Für diese neue Sonderausgabe durfte ich Goldmund für das Cover skizzieren, so stelle ich ihn mir vor – vielen Dank!
Zeig mal, was Du noch auf der Booketlist hast?
Jeremias: Dieses Buch schlägst Du auf und wow: Eckhart Tolle „Eine neue Erde“. Ganz viel über Neid und Eifersucht und vor allem über unser Kernproblem: unser Ego! Irgendwie sind wir ja alle vom Denken krank besessen. Für mich haben dieses Buch und Rick Rubins Buch deutliche Parallelen, beide sagen, dass der gegenwärtige Moment gleichzusetzen ist mit Kreativität. Ich kann das nicht so gut ausdrücken, aber in den Büchern ist es sehr gut formuliert.
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Und Dein letztes Buch, Olli?
Olli: Das Inhaltsverzeichnis ist drei Seiten lang: Paulo Coelho „Sei wie ein Fluß, der still die Nacht durchströmt“, das sind Kurzgeschichten. Obwohl es sonst gar nicht meine Art ist, habe ich bei diesem Buch tatsächlich von vorne angefangen zu lesen. Und gleich die erste Geschichte „Ein Tag in der Mühle“ beschreibt für mich den ganzen Wert dieses Buches! Denn es geht da um einen Rückzugsort auf dem Land. Um den Frieden und das Privileg, sich zurückziehen zu können und mit sich zu sein. Und selbst zu entscheiden, wann man die Welt an sich ranläßt oder auch nicht. Ich glaube, wenn man einen Ort für sich findet – das kann eine Bank und die eigene Bude sein – kann man daraus so viel Kraft für sich schöpfen, dass man mit einem klareren, helleren Blick durch die Welt gehen kann.
Notiert Ihr Euch Gedanken in Büchern?
Olli: Ich schreibe nie etwas in Bücher, aber ich knicke die Seiten. Das finden Menschen um mich rum immer ganz schrecklich. Aber wenn man sich Textstellen highlighten muss, um sie nicht zu vergessen – dann können sie nicht so krass gewesen sein, sonst hätte ich sie mir ja gemerkt, oder?
Was zaubert Ihr noch hervor?
Jeremias: Als letztes die „Schachnovelle“ von Stefan Zweig in einer unglaublich schönen Ausgabe. Es beginnt auf einem Schiff, dort spielen sie Schach. Nach wenigen Seiten springt die Geschichte in das Leben des Mannes, der zuvor auf dem Deck das Spielen beobachtet hat. Er war bei den Nazis in Gefangenschaft und hat mit viel Glück in der Zeit ein Buch mit Schach-Spielzügen geklaut. Er macht also nichts anderes, als diesen Inhalt zu studieren. Das ist so toll beschrieben! Sehr zu empfehlen!