Schon mit 11 Jahren machte sie Musik! Geboren 1990 in Berlin, aufgewachsen in einem besetzten Haus in Berlin-Kreuzberg, hat Wilhelmine heute ihren Weg gefunden, sich geoutet und mit ihrem Album „Wind“ die deutschen Albumcharts erreicht. Das jüngste Album trägt den Titel „Meere“. Ihre Songtexte gelten als emotional und sie vermittelt ihre Mission mit akustischen Beats und organischen Pop-Sounds. Zudem ist sie begeisterte Leserin und teilt ihre Empfehlungen mit uns!

Du hast uns eine umfangreiche Auswahl für Deine Booketlist mitgebracht! Was willst Du als erstes vorstellen?
„Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens. Diese Geschichte habe ich innerhalb kürzester Zeit tatsächlich verschlungen! Für mich eines der schönsten Bücher, die ich in den letzten fünf Jahren gelesen habe. Wirklich ein unendlich schönes Buch! Mein „Original“, also die Ausgabe, die ich mir gekauft hatte, wandert gerade in meinem Freundeskreis, weil es so beliebt ist und ich jeden mit meiner Begeisterung anstecke und sage: „Das musst Du lesen!“ Es erinnert mich so ein bisschen an meine Geschichte. Ein kleines Wesen, das nicht so richtig Orientierung hatte, und sich vor allem im familiären Kontext so durchgekämpft hat. Es hat mich sehr, sehr bewegt, beim Lesen habe ich viel geweint. Deshalb: Unbedingt lesen und danach den Film gucken!

Worum geht es in diesem Buch?
Kurz und knapp eigentlich um die Geschichte von einem kleinen Wesen, das in einer Familie groß wird, die nicht stabil ist – und auf einmal ist sie ganz alleine. Kämpft sich durch, bringt sich selbst alles bei, was sie irgendwie lernen muss und lernen will in dieser Welt. Für mich ist die Hauptbotschaft: „Du schaffst das!“ – Das ist ja auch in meinen Liedern gerne eine Botschaft, die ich mitgebe.

Welche Empfehlung hast Du noch dabei?
„Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ – Wahnsinn! Ich bin ja tatsächlich überzeugt, das das eine Person aus dem echten Leben ist, das werden wir alle noch herausfinden. Gerade für mich als queere Musikerin, die sich in der Musikindustrie geoutet hat, ist das so bewegend, weil in diesem Buch eine queere Liebesgeschichte im Fokus steht. Ein unendlich schönes Buch! Endlich eine queere Geschichte über erfolgreiche Personen.

Hat Dein Buchgeschmack Einfluss auf Deine Lieder?
Ja, das würde ich schon sagen. Das gilt natürlich für mein Umfeld, die Fragen, die mich beschäftigen genauso wie die Geschichten meiner Freund:innen.

Delia Owens
Der Gesang der Flusskrebse
Übersetzt von: Ulrike Wasel, Klaus Timmermann
Heyne
464 Seiten
13,–

Auch als eBook | Hörbuch auf Hugendubel.de erhältlich.

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Taylor Jenkins Reid
Die sieben Männer der Evelyn Hugo
Übersetzt von: Babette Schröder
Ullstein
480 Seiten
12,99 €

Auch als eBook | Hörbuch auf Hugendubel.de

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Könnte es einen „Evelyn-Hugo-Song“ geben?
Wahrscheinlich schon. Wahrscheinlich mache ich für die Verfilmung einfach die Musik?

Das nächste Cover kommt mir bekannt vor …
„Der große Sommer“, ja, ich glaube, das haben schon alle gelesen, oder? Angezogen hat mich direkt das Cover, das kann man so schön mit den Fingern erfühlen. Das ist ein Buch, dass ich gewissermaßen eingeatmet habe. Das ist nichts, was einen aufwühlt, sondern das kann man so dahinlesen. Es fühlt sich in etwa so an, als würde man sich ins Wasser fallen lassen wollen … Ich habe alle Bücher von Ewald Arenz gelesen. Ich finde die Darstellung von weiblichen Personen in seinen Büchern ein bisschen überholt. Vor allem in dem Neuesten – tut mir leid, Ewald Arenz. Nichtsdestotrotz: Die Geschichten und vor allem wie er sie schreibt, sind total schön.

Wie gelingt es Dir, Lesen in Deinen Alltag zu integrieren?
Oh, wenn man die diversen Geräte und Computer ausschaltet – ist da ganz viel Zeit. Die nutze ich gerne zum Lesen oder zum Schreiben oder zum Sortieren meiner Gedanken.

Gibt es einen Lieblingsort für diese Rituale?
Ich habe ein kleines Gartenhaus mit so einem gemütlichen roten Kissen auf einer Bank. Das ist so meine Leseort. Vielleicht ist sogar die rote Farbe meine Lese-Farbe? Weil mein Lesestuhl zuhause ist auch rot, roter Samt!

Was hast Du uns noch mitgebracht?
Mein nächster Tipp ist „Der Papierpalast“ – auch eine total schöne Geschichte! Die spielt in einem Sommerhaus, irgendwo in einem wunderschönen Wald. Die Wände scheinen so dick wie Papier zu sein … Es ist eigentlich eine Familiengeschichte, in der alle Charaktere ihren eigenen Weg gehen. Der Fokus liegt auf der Tochter, die ihren Weg findet. Ziemlich heterosexuell, ziemlich straight, aber dennoch hat es mich sehr bewegt. Es ist schön geschrieben und ich kann es nur empfehlen!

Ewald Arenz
Der große Sommer
DuMont
12,00 €

Auch als eBook und Hörbuch auf Hugendubel.de erhältlich

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Miranda Cowley Heller
Der Papierpalast
Übersetzt von: Susanne Höbel
ullstein
448 Seiten
12,99 €

Auch als eBook | Hörbuch auf Hugendubel.de erhältlich.

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Worum würde es in einem Buch gehen, dass Du schreiben könntest?
Darüber habe ich schon mit meinem Vater gesprochen, sein Fazit war ungefähr: „Naja, ich würde sagen, für eine Biografie bist Du noch etwas jung, wat?“ Ich könnte mir vorstellen, einen Roman über die Themen zu schreiben, die mich bewegen oder bewegt haben. Ähnlich wie das erste Buch, das wir heute in der Hand hatten, „Der Gesang der Flusskrebse“.

Dein letztes Buch macht einen sehr viel genutzten Eindruck?
Ja! „Ikigai“ – die japanische Lebenskunst. Ich bin großer Japan-Fan, Minimalismus-Fan und die Kultur aus Japan reizt mich und ich könnte mir vorstellen, dass ich irgendwann mal in Japan lande. Dieses Buch von Ken Mogi hat mich sehr bewegt und mir sehr viel mitgegeben! Wie zum Beispiel das tiefe Ein- und Ausatmen in Alltagssituationen. Für mich ist es eine kleine Philosophie darüber, wie ich das Leben gestalten möchte. Mein Tipp: Wenn’s mal stressig ist, blättere ich willkürlich auf eine Seite in diesem Buch. Das hat mich gelehrt, Momente besser zu erleben und nicht husch husch nur was zu erledigen. Wenn ein Buch sehr lange an meiner Seite ist, dieses hier war zum Beispiel auf einer Reise dabei, dann stehen da plötzlich auch ein paar gute Songideen drin!
 Und ich habe mir in dem Buch notiert, was es mir sagt: Erstens klein anfangen, Zweitens Loslassen lernen. Harmonie und Nachhaltigkeit leben. Die Freude an kleinen Dingen entdecken. Im Hier und Jetzt sein. Schön, oder?

Hat das Lesen Deiner Meinung nach Zukunft?
Ich beschäftige mich ja gerade viel mit digitalem Minimalismus. Ich gehe davon aus, dass, wenn Menschen auf dieser Welt mehr lesen, dann auch diese ständigen Vergleiche auf diversen digitalen Plattformen weniger werden. Vielleicht könnte dann wieder ein besseres Bewusstsein für das eigene Leben entstehen?
Bevor ich jetzt aufhöre, hier noch ein wichtiger Lesetipp „sie lieben“ von meiner Freundin Alexa! Queeres, feministisches Sachbuch – das ist wichtig!