Happy Birthday, Stephen King! Ein Feuerwerk von Glückwünschen zum 75. Geburtstag am 21. September! Gratulieren kann man ihm auch zu seinem Status als einer der meistgelesenen und erfolgreichsten Autoren unserer Zeiten. 400 Millionen Bücher hat er verkauft. Berühmt wurde er als King of Horror – ein Wortspiel, das sich bei Weltbestsellern wie „Shining“ aufdrängt und dennoch eine glatte Untertreibung ist. Stephen King kann mehr, viel mehr! Beweise? Eindeutig: Die Geburtstagsbescherung von King-Klassikern in Neuausgaben von „Joyland“ bis zum limitierten Prachtband „Es“!

Ein meisterhafter Erzähler ist er in allen Spielarten. Einer, der sich von Science Fiction bis Spannung – genau wie in seinen Horrorromanen – durch genaue Milieuschilderungen und Psychogramme auszeichnet. Und einer, der nicht zu unterschätzen ist als Chronist Amerikas. Seine Werke sind nicht zuletzt politisch und sozialkritisch grundiert. So gelang es dem Auflagenkönig 2011 endlich, endlich, auch die Anerkennung des Feuilletons zu gewinnen: Schon 31 seiner Titel hatten es auf Platz 1 der „New York Times“-Bestsellerliste geschafft, als die renommierte „New York Times Book Review“ zum allerersten Mal einen seiner Romane unter die zehn bedeutendsten Bücher des Jahres wählte: „Der Anschlag“. In dem Bravourstück versucht der Englischlehrer Jake Epping – in das Jahr 1958 zurückversetzt – das Attentat auf US-Präsident John F. Kennedy zu verhindern.

„„Ein meisterhafter Erzähler in allen Spielarten.“

Auch im wirklichen Leben von Stephen King hatte ein US-Präsident seinen großen Auftritt: Barack Obama verlieh ihm 2015 die höchste staatliche Auszeichnung für Kulturschaffende: die National Medal of Arts. Seine vielen Ehrungen reichen vom National Book Award bis zum PEN America Literary Service Award. Letzterer dürfte den Schriftsteller mit am meisten freuen, denn er wurde ihm verliehen für sein Wirken gegen jede Art der Unterdrückung und für Humanität – Werte, die ihm besonders am Herzen liegen und für die er sich einsetzt.

Nicht umsonst sind etliche der HeldInnen seiner inzwischen rund 60 Romane und mehr als 200 Kurzgeschichten am Rand der Gesellschaft zuhause. Genau wie einst King als Kind. Gerade mal zwei Jahre, war der 1947 in Portland / Maine geborene Stephen alt, als sein Vater die Familie sitzenließ – mit einem Berg unbezahlter Rechnungen, die die alleinerziehende Mutter Ruth abstottern musste. Dennoch hat Stephen sie als lustige, lebensfrohe Frau in Erinnerung. Und als seine erste Leserin. Egal, wie viel sie schuftete, sie hatte ein offenes Ohr für Stephen, der als Grundschüler mit Bleistift in Schönschrift seine Nachdichtungen von Comics zu Papier brachte.

„Ich wette, das kannst du besser, Stevie!“

Sie lachte an den richtigen Stellen, redete aber auch Klartext: „Ich wette, das kannst du besser, Stevie! Schreib deine eigenen Geschichten.“ Eine Schlüsselepisode, die Stephen King festhielt in seinem Memoirenband „Das Leben und das Schreiben“: „Ich weiß noch, dass ich bei dieser Aufforderung von dem Gefühl unendlicher Möglichkeiten überwältigt wurde, so als wäre ich in ein riesiges Gebäude mit Unmengen Türen geführt worden und hätte die Erlaubnis erhalten, jede davon zu öffnen, wenn ich wollte.“ Genau das tut er noch immer jeden Morgen. Nach seinem täglichen Dankbarkeitsritual – in dem der Familienmensch sich sein Glück mit seiner Frau und seinen drei erwachsenen Kindern bewusst macht – öffnet er erst die Arbeitszimmertür, dann die Tür zu seiner Vorstellungswelt. Nun dürfen sie entweichen, die Flaschengeister der Fantasie.

Seit seinem Durchbruch mit „Carrie“ – 1974 im amerikanischen Original, 1977 auf Deutsch erschienen – hat Stephen King das Horror-Genre aufgerollt. Aber warum ausgerechnet mit solchen Schockern? „Meine Mutter hat mir einst gesagt, wenn ich mich vor etwas fürchte, müsse ich es nur laut aussprechen, dann würde es nicht eintreten.

„Ich habe über viele Dinge geschrieben, die mir Angst machen.“

Also habe ich über viele Dinge geschrieben, die mir Angst machen.“ Viel Persönliches fließt in seine Werke ein. Beispielsweise Erinnerungen an Orte wie die Gegend, die er einst als Junge mit seinem älteren Bruder David in der Nachbarschaft erkundete: „Dieses Stück Wildnis gehört zu den Orten, auf die ich in meiner Fantasie immer wieder zurückgreife … Die Kinder in „Es“ sagen ‚The Barrens‘ dazu.“

Zu den längst nicht abgeschlossenen Themen zählt auch Stephen Kings schwerer Unfall, bei dem er im Juni 1999 beinahe gestorben wäre. Oder das Trinken und die Anonymen Alkoholiker. Erfahrungen, die in seinem druckfrischen Roman „Fairy Tale“ auftauchen. Und die er natürlich in „Das Leben und das Schreiben“ anspricht. Darin findet sich auch sein oberstes Gebot für angehende AutorInnen: „Schreiben und lesen!“ Inklusive 100 Empfehlungen des leidenschaftlichen und vielseitigen Lesers Stephen King. Spannend, welche Kollegen aus der fantastischen Literatur ihn prägen: Poe und Lovecraft natürlich, Neil Gaiman ebenfalls. Besonders bedeutungsvoll ist Arthur Machen, dessen Meisterwerk „Der große Pan“ Stephen King nicht nur das Fürchten lehrte, sondern ihn bis heute beschäftigt. Inzwischen hat er nur noch eine Sucht: das Schreiben: „Ich liebe es.“ Sein Versprechen: „Ich schreibe so lange, wie der Leser davon überzeugt ist, in den Händen eines erstklassigen Wahnsinnigen zu sein.“