TV-Engel der Hoffnungslosen

SEIN STATUS auf dem Bestsellermarkt: Star der Satire. Sein Erfolgskonzept: das Gedankenexperiment. Sein Name: Timur Vermes. Der Autor, der in seinem Debüt „Er ist wieder da“ Hitler 2011 in Berlin wiederauferstehen ließ, fängt in seinem zweiten Roman genau da an, wo der Spaß aufhört: Europa hat seine Grenzen geschlossen. Und sicherheitshalber gleich auf das afrikanische Festland verlegt – in den Süden der Sahara. Da sitzen nun in Camps Millionen von Flüchtlingen fest. Und warten. Eigentlich kein Wunder, wenn irgendwann die Idee aufkommt, dass man in der Zeit auch laufen könnte, oder? Ob man es durch die Wüste schaffen würde? Vielleicht mit einem leibhaftigen Schutzengel? Als Idealbesetzung dafür erweist sich die deutsche Starmoderatorin Nadeche Hackenbusch, eine betörende Schönheit mit Instinkt für den großen Auftritt. Als sie das Camp besucht, erkennen alle die ultimative Gelegenheit: Der gestrandete Lionel nutzt die Aufmerksamkeit des Fernsehpublikums und bricht mit 150.000 Flüchtlingen auf – zu Fuß in Richtung Europa. Der TV-Sender präsentiert den Flüchtlingstreck als Live-Show und freut sich über Zuschauerrekorde und Werbemillionen. Je näher der Zug rückt, desto dringlicher stellt sich für Deutschland die Frage: In was für einem Land wollen wir eigentlich leben? Christoph Maria Herbst, der kongenial die furiose Hörbuch-Fassung eingelesen hat: „Wenn Timur Vermes’ Erstlingswerk ‚Er ist wieder da‘ böse, realistisch und komisch ist, so ist sein zweiter Geniestreich böser, realistischer und komischer.“