Götterfunken & Seelengewitter

SEINEM BANN kann sich kaum jemand entziehen – allein schon, weil Ludwig van Beethovens Musik omnipräsent im Alltag der Gegenwart ist. Die „Mondscheinsonate“ in der Hotelbar, „Für Elise“ als Klingelton, „Eroica“ und „Appassionata“ in Werbespots: Klassik als Popkultur. Und die für Staatstragendes bevorzugte Neunte Sinfonie hat fast jeder schon gehört, etwa bei den großen Berliner „Götterfunken“- Beschwörungen, im Mauerfall-Jahr 1989 dirigiert von Leonard Bernstein oder 2014 zum 25-jährigen Jubiläum von Daniel Barenboim. Allerdings gilt es auch als schwierig, Beethovens so bewegende Musik wirklich zu verstehen. Als eine der besten Kennerinnen macht sich die renommierte Musikkritikerin Eleonore Büning darum verdient, Zugang zu erschließen. Ihr Buch ist eine unterhaltsame Exkursion durch Beethovens Gesamtwerk – mit Ausflügen ins Privatleben. Dabei bewährt sich ihre ansprechende Art, eine Fülle von Wissen zu vermitteln. Wie in einem bedachtsam ausgewählten Chor kommen Dichter und Denker sowie Größen der Musikgeschichte mit den interessantesten Interpretationen zu Wort, etwa Beethovens Schüler Carl Czerny, Goethe und Felix Mendelssohn-Bartholdy. Besonders aufschlussreich: E. T. A. Hoffmann über „den Schmerz der unendlichen Sehnsucht, das Wesen der Romantik“. Eleonore Bünings Liebeserklärung an das Genie Beethoven ist ideal, um „verwandte Geister in Mitschwingung zu versetzen“ (Karlheinz Stockhausen).