Flächenbrände und unsicherer Frieden

DARAN KOMMT keiner vorbei, der Geschichte und Gegenwart verstehen will: Vor 400 Jahren, 1618, begann der Dreißigjährige Krieg, der bis heute als Inbegriff für die Schrecken des Krieges gilt – weil sich Deutschland Jahrzehnte lang nicht von den Verwüstungen erholte und weil das deutsche Trauma noch Jahrhunderte fortwirkte. Heute ist das Thema aktueller denn je. Das zeigt Herfried Münkler, einer der profiliertesten deutschen Politikwissenschaftler und vielfach ausgezeichneter Autor von Standardwerken, z.B. „Die neuen Kriege“ und „Die Deutschen und ihre Mythen“. Auch mit seinem neuen Buch setzt er Maßstäbe. Anschaulich erzählt Münkler vom Schwedenkönig Gustav Adolf, dem Feldherrn Wallenstein, von Kurfürsten, Kardinälen und Bauern. Und er vergegenwärtigt das Leid der Bevölkerung. Münklers großes Verdienst: Er führt nicht nur alle relevanten Aspekte des Dreißigjährigen Kriegs anschaulich vor Augen, sondern er zeigt auch, was die Konfliktkonstellation so kompliziert und eine verbindliche Friedensordnung so schwierig machte – etwa wechselnde Fronten und die Vermischung von Staatenkrieg, Ständeaufstand, Bürgerkrieg und dem bis dato längsten Religionskrieg der Geschichte. Münklers Erkenntnis: Deutlicher als andere Kriege kann das historische Konfliktgemenge von 1618 bis 1648 als „Analysefolie“ hilfreich sein, um Antworten auf die politischen Herausforderungen des Hier und Jetzt zu finden. Eine grandiose Gesamtschau!