Als Paris die Welt veränderte

SO VIEL AUFBRUCH war nie! Das magische Jahrzehnt von 1940 bis 1950 beflügelte wie kaum eine andere Zeit den Mythos Paris. In der Seine-Metropole – vor allem im Rive-Gauche, dem Viertel am linken Ufer – versammelten sich während und nach dem Zweiten Weltkrieg die kreativsten Köpfe: Dichter und Denker, Stars aus der Kunst-, Musik- und Modewelt – Namen, die bald zur Crème de la Crème zählen sollten, Persönlichkeiten, die nicht weniger als die Welt verändern wollten. Ihr Ziel: zwischen Kapitalismus und Kommunismus einen „dritten Weg“ finden. Das war eine der Gemeinsamkeiten, die all die unterschiedlichen Temperamente vereinte, die sich bei Absinth, Pastis und Ersatzkaffee mit Saccharin im Café de Flore oder in Sylvia Beachs Buchhandlung „Shakespeare and Company“ trafen: Sartre, Picasso, Duchamp, der Couturier Christian Dior und viele mehr inspirierten sich gegenseitig. Man lebte, liebte, debattierte und arbeitete exzessiv. Amerikanische Schriftsteller wie Henry Miller kamen wegen der Zensur in ihrer Heimat nach Paris, während Boris Vian durch literarische Sexszenen seine Verleger hinter Gitter brachte. Eine Ära, die bahnbrechende Gedanken und Werke hervorbrachte, bis heute ihre Strahlkraft entfaltet und uns prägt. Es war eine Zeit männlicher Selbstdarsteller und markanter Beispiele für weibliche Selbstbehauptung: 1949 gab Brigitte Bardot ihr Debüt als Covergirl der „Elle“ und Simone de Beauvoir erregte Aufsehen mit „Das andere Geschlecht“. Eine kenntnisreiche, brillant erzählte Hommage der Kulturjournalistin Agnès Poirier!