Im Donnergrollen der Geschichte

ALLE ZEICHEN stehen auf Sturm. Es bleibt ihr nicht mehr viel Zeit, weiß Honufa. Die junge Mutter knotet den Sari fester, packt in Windeseile ihre wenigen Habseligkeiten und schickt ihren kleinen Sohn in Sicherheit. Schnell, schnell … Honufa tut erst, was getan werden muss, dann, was ihr am Herzen liegt: Abschied an einem namenlosen Grab, die vergebliche Suche nach einem versteckten Brief, der ihr Geheimnis bleiben sollte, schließlich ein Bittgebet zum falschen Gott. Bei den ersten Regentropfen ahnt Honufa nicht, wie verheerend das gleich hereinbrechende Unwetter in ihrem Fischerdorf, der nahen Metropole Cittagong und im ganzen Westen Bengalens wüten wird und dass dieser Zyklon von 1970 als einer der schlimmsten je verzeichneten Wirbelstürme in die Geschichte eingehen wird. Washington, D.C., 2004: Die Scheibenwischer sind überfordert vom strömenden Regen, als Shahryar seine neunjährige Tochter Anna zu seiner amerikanischen Ex-Frau bringt, dahin, wo er nie zuhause war. Bis zum nahen Ende seines Visums nutzt er jede Minute, um mit seinem Kind das Kostbarste zu teilen, was er hat: die Erinnerungen an seine alte bengalische Heimat und die Menschen, die ihm zu Eltern wurden. In seinem Debütroman verwebt der Meistererzähler Arif Anwar die Lebensgeschichten unterschiedlichster Menschen aus mehreren Generationen, Kontinenten und Kulturen, die schicksalhaft verbunden sind. Ein fulminantes Epos über den Mut, jenseits von Naturgewalten, politischen Umwälzungen und persönlichen Katastrophen Chancen zu entdecken und eine Familie zu finden. Große Literatur!