Schönheit und Schrecken der Unterwelt

„Unser bester Nature Writer“ ist Robert Macfarlane, wie der Schriftsteller John Banville im Chor begeisterter Rezensenten feststellte: „Macfarlane hat ein poetisches Auge und eine Prosa, die jeden Romancier vor Neid erblassen lässt.“ Solche Lobeshymnen hat sich Macfarlane mit Büchern wie „Karte der Wildnis“ und „Alte Wege“ immer aufs Neue verdient – und mit seinem aktuellen Wagnis mehr denn je. Bisher war der vielfach ausgezeichnete Autor und Literaturwissenschaftler weitgehend als Gratwanderer zwischen Natur- und Kulturlandschaften über Stock und Stein, in Wald und Flur unterwegs. Nun aber hat er bei seiner bisher größten Expedition Erstaunliches unter der Erdoberfläche erkundet. Das Abenteuer beginnt in der englischen Heimat des Autors: „Der Weg ins Unterland führt durch den gespaltenen Stamm einer alten Esche.“ So gerät Macfarlane vom sonnigen Somerset in die Finsternis des Höhlenlabyrinths von Mendip Hills. Ob in den Pariser Katakomben, in Höhlen auf den Lofoten oder beim Abseilen in Gletscherspalten Grönlands: Von lyrischen Stimmungen bis zur Live-dabei-Spannung zieht er alle stilistischen und sportlichen Register bei der Erforschung natürlicher Formationen und menschlicher Werke – z.B. dem supermodernen finnischen Atommüllendlager Olkiluoto, das für die nächsten 100.000 Jahre die Zukunft vor der Gegenwart schützen soll. Schrecken und Schönheit, Furcht und Faszination liegen nah beieinander auf dieser atemberaubenden Entdeckungsreise, die die Augen öffnet für die Wunder unserer bedrohten Natur. „Tiefgründig in jeder Hinsicht“ (Richard Powers).