Sackgasse im Seelenlabyrinth

IHRE STRAHLKRAFT reicht bis heute, ihr vielzitiertes essayistisches Bravourstück „Ein Zimmer für sich allein“ ist noch immer ein Kultbuch: Wie kaum eine andere Frau ihrer Zeit steht Virginia Woolf (1882-1941) für das Ringen um weibliche Eigenständigkeit, um Raum zur Entfaltung und um eine unverwechselbare Stimme. Ein Leben, so überreich an allem – an Glanz und an Düsternissen. Ein Balanceakt zwischen Ausnahmebegabung und Abgründen, vor allem 1941: Der Zweite Weltkrieg überschattet das Dasein und am Himmel über dem kleinen Cottage der Woolfs im Süden Englands dröhnen deutsche Bomber, nirgendwo ist ein Licht am Horizont. Fast unvorstellbar für Virginia, dass sie jemals wieder ein Wort zu Papier bringen könnte. Die Depression hat sie fest im Griff. So schlecht wie jetzt ist es ihr schon lange nicht mehr gegangen. Wie eine Gefangene fühlt sie sich und weiß nicht, wie sie ausbrechen könnte. Ihr Notizbuch hat sie gefüllt mit Geschichten von Leuten, die aus Verzweiflung ins Wasser gegangen sind. Sie selbst entscheidet sich am 28. März 1941 für den Fluss. Obwohl sie erst einmal am Ertrinken scheitert, wird es nicht ihr letzter Versuch bleiben. Die Nachtseite Virginias beleuchtet Michael Kumpfmüller in seinem kühnen und kenntnisreichen Roman über die letzten zehn Tage der berühmten Schriftstellerin. Dem Autor gelingt eine einfühlsame Annäherung an die faszinierend facettenreiche Persönlichkeit Virginia Woolfs, ihre literarischen Meisterleistungen, ihr sensibles Seelenleben und die Fragen um ihr selbstbestimmtes Ende. Ein großartiges Psychogramm über die Wunder und Rätsel des Lebens!