Der „kleine“ Unterschied, der eine große Rolle spielt

UM ES GLEICH vorneweg zu klären: Gendermedizin hat nichts mit Feminismus zu tun, vielmehr geht es um eine geschlechtersensible Medizin. Diese relativ junge Fachrichtung kam um die Jahrtausendwende nach Europa. Weil man nicht umhinkam anzuerkennen, dass biologische Unterschiede der Geschlechter, unter anderem bei Körpergröße oder Sexualhormonen, eine große Rolle bei Erkrankungen und folglich auch bei den anzustrebenden Behandlungen spielen. Mit der Gendermedizin bietet sich die Chance, dass Forschung und Pharmaindustrie in Zukunft viel effektivere Studien und Medikamente hervorbringen. Denn ist es nicht merkwürdig, dass Medikamente bei Frauen zwar anders wirken, jedoch trotzdem gleich verordnet werden? Dabei wissen wir z.B. heute, dass sich ein Herzinfarkt bei Frauen anders zeigt als bei Männern und deshalb auch eine andere Behandlung erfolgen muss. „Warum Frauen eine andere Medizin brauchen“ versteht sich als ein Ratgeber, der Frauen zeigt, was sie wissen sollten, um selbst aktiv zu werden. Damit Prävention wirken kann und Diagnostik sowie Therapie tatsächlich gesund machen, müssen biologische Unterschiede, aber auch Lebensphasen und Lebenswirklichkeiten beider Geschlechter mitgedacht und einbezogen werden. Fehldiagnosen, falsche Dosierungen und vermeidbare Nebenwirkungen bei Medikamenten lassen sich, wie die renommierten Autorinnen zeigen, auf diese Weise drastisch vermindern.