Götterdämmerung und Dämonenerwachen

MARX, WAGNER, NIETZSCHE – dieser Dreiklang mag im ersten Moment erstaunen. Umso verdienstvoller und spannender, dass der Politikwissenschaftler Herfried Münkler sich den drei Geistesgrößen in einer Gegenüberstellung nähert. Jeder für sich war einzigartig. Und doch verbindet weitaus mehr als Zeitgenossenschaft die drei revolutionären Geister, wie Münkler in seinem Großporträt ans Licht bringt. Dabei entwirft er zugleich das Panorama ihrer Epoche des Umbruchs und zeigt ihren tiefgreifenden Einfluss im 19. und 20. Jahrhundert und teilweise bis in unsere Gegenwart. Klar, Karl Marx (1818-1883), Richard Wagner (1813-1883) und Friedrich Nietzsche (1844-1900) waren Himmelsstürmer und fest entschlossen, die Welt nicht nur zu verändern, sondern aus den Angeln zu heben. Herfried Münkler spürt diesen drei faszinierenden Denkerpersönlichkeiten nach, er untersucht ihr wechselvolles, zwischen Verehrung und Ablehnung schwankendes Verhältnis zueinander und entdeckt Parallelen, etwa Familiendramen, Finanznöte, physische und psychische Leiden, denen jeder der drei dennoch sein überragendes Werk abgerungen hat. Alle drei sprengten die Konventionen der bürgerlichen Welt und erschufen Neues – allerdings auch mit unerwarteter Wirkung und verhängnisvollen Folgen, als das so vielversprechende, reiche 19. Jahrhundert (nicht nur) in Deutschland überging in ein Zeitalter der Extreme. Eine erhellende, faszinierend facettenreiche Studie über die drei wirkungsmächtigen und widersprüchlichen Denker und nicht zuletzt über die Mentalität der Deutschen.