ALS RECHTSMEDIZINER hat es Prof. Dr. Klaus Püschel zu höchsten Ehrungen gebracht, seine Expertise ist weltweit gefragt. Er selbst hat sich immer gern als Hamburger „Quincy“ bezeichnet. Dabei überbietet er den Serienhelden locker: an spektakulären Fällen, über die er Bestseller geschrieben hat, und an Verdiensten – nun auch als Pionier bei der Pandemie-Bekämpfung. Sein seit 45 Jahren bewährtes Credo: Tote zu untersuchen, lehrt Leid lindern und Leben retten.
„Rechtsmedizin ist das mit Abstand spannendste Fach der Medizin.“ So lautet Klaus Püschels Bilanz, die man dem professionellen Überzeugungstäter sofort abnimmt, wenn man ihm zuhört oder in seinem neuen Buch liest, was hinter den Eckdaten seiner Karriere steckt: 1983 in Rechtsmedizin habilitiert, 1985 zum Professor berufen und von 1991 bis Oktober 2020 Direktor des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), wo er im Keller des Hauses Nord 81 Tausende von Sektionen durchgeführt hat, seit seine Laufbahn hier 1976 startete.

„Blut geleckt“ hat er einst als Student an der Medizinischen Hochschule Hannover, als er erste Einblicke in die Rechtsmedizin bekam: durch eine UKE-Koryphäe, Prof. Brinkmann, der damals in den 1970er Jahren die Untersuchungen der Frauenmorde Fritz Honkas im Reeperbahn-Milieu leitete. Ob Mord und Totschlag, Naturkatastrophen, Kriege wie die Massaker in Ruanda, Unfälle oder medizinische Kunstfehler: Opfer aus allen Bereichen hat Prof. Püschel schon seziert. „Wir untersuchen jeden Leichnam hochprofessionell und sorgen für Rechtssicherheit“, erklärt er. Routine? Jede Menge Erfahrung, aber die Erschütterung bleibt – über „Gewalt, die häufigste Krankheit“, mit deren Auswirkungen er konfrontiert ist. Nie gewöhnen wird sich der dreifache Vater und siebenfache Großvater etwa an den Tod von Kindern, vor allem, wenn er bei den Obduktionen oft folgenschwere Misshandlungen feststellt, die sie vor ihrem Tod erleiden mussten.

Püschel versteht sich nicht nur als Detektiv in Weiß, sondern auch als Anwalt der Opfer. Viel hat er erreicht: durch seine Beiträge zur Überführung von Tätern, aber auch durch Aufklärung. Die Fälle von plötzlichem Kindstod und Vernachlässigung in Pflegeheimen sind dank seines Einsatzes in Hamburg beträchtlich gesunken. Zwei von vielen Beispielen, wie wir von den Toten lernen können, um Leben zu retten.