Ein Jahrhundert der Sehnsüchte

Das Banat im Westen Rumäniens, wo manche Orte mehr Störche als Einwohner zählen und Leute aus unterschiedlichsten Kulturen zusammengewürfelt sind: Ganz an den Rand des Landes, aber auch der kleinen Dorfgesellschaft hat es das junge Ehepaar aus der Stadt verschlagen. Hannes tritt seine erste Pfarrstelle an, Florentine ist fest entschlossen, das Beste aus dem Leben auf dem Land zu machen. Die beiden versuchen, sich in der Idylle einzurichten, mit den Menschen vertraut zu werden, Zugang zur Gemeinschaft zu finden, Freud und Leid zu teilen – ein Experiment unter prüfenden Blicken, nicht nur der Alteingesessenen, sondern auch der Obrigkeit, deren Macht bis in die entlegenste Provinz reicht. Ob Florentine und Hannes die Türen ihres Pfarrhauses so großzügig für Gäste geöffnet hätten, wenn sie geahnt hätten, dass die Durchreisenden aus der DDR schicksalhafte Bedeutung für sie bekommen? Hätte Hannes beim Verhör im Keller des Polizeipräsidiums etwas anderes sagen müssen? Und warum spricht ihr kleiner Sohn Samuel zweieinhalb Jahre lang kein einziges Wort? Was treibt ihn, als er selbst Familienvater ist, mit seinem Freund Oz in ein Propellerflugzeug zu steigen und alles hinter sich zu lassen? Ein Jahrhundertroman über vier Generationen einer Banater Familie und ihre Wahlverwandten, über persönliche und politische Zerreißproben und unerschütterliche Verbundenheit trotz Schicksalsschlägen, die Möglichkeiten und Grenzen von Sprache und Erinnerung – meisterhafte Erzählkunst von Iris Wolff, einer „Autorin mit traumwandlerischem Sprachgefühl“ (Denis Scheck).