Nach vorne leben und nach rückwärts verstehen

„Nord Nord Mord – Clüver und der leise Tod“ – mit der Ausstrahlung am 15. Januar 2018 verabschiedete sich Robert Atzorn in den Ruhestand und schloss das berufliche Kapitel der Schauspielerei. Sicher zur Freude seiner zahlreichen Fans hat er sich seitdem einem – seiner eigenen Aussage nach – „spannendem Unterfangen“ gewidmet und sein Leben zu Papier gebracht. Er fasst dabei keine Tagebucheinträge zusammen, sondern konzentriert sich auf prägende Erinnerungen. Die Jugendjahre in der Nachkriegszeit waren in gewisser Weise typisch: Vater später Kriegsheimkehrer, Mutter vom Krieg gezeichnet, mehrere Ortswechsel, Schule gerade so mit Ach und Krach. Raum für Selbstfindung war eher nicht vorgesehen. Doch der Zufall half: mit der Rolle eines Räubers in Schillers „Räubern“ – ohne Text. Die Aufführung war so erfolgreich, dass die Truppe vom Münchner Residenztheater ein Gastspiel in Moskau annahm. Robert Atzorn hatte den Schritt auf die Bühne geschafft. Keine Frage, er hat mit den Großen auf den deutschen Bühnen gespielt, mit Regisseuren von Weltruhm zusammengearbeitet. Und im deutschen Fernsehen Rollen in Serien ausgefüllt, mit denen er zum Publikumsliebling avancierte. Man denke nur an Dr. Specht oder Kommissar Clüver. In seiner Autobiografie geht es um das Glück, seine Frau Angelika an seiner Seite zu wissen. Um das gemeinsame Bewältigen unterschiedlichster Lebensherausforderungen. Darunter  Rückschläge ebenso wie Ängste, die unvermeidlich waren. Ein vielseitiger Schauspieler, der nichts und niemandem etwas beweisen muss, lässt uns an seinen Gedanken teilhaben. Nachträglich Glückwunsch zum 75. Geburtstag!