Neuanfang in der Notaufnahme

AUSGERECHNET BEIM Meditieren erfasst ihn eine merkwürdige Unruhe. Noch schwerer fällt ihm die Konzentration am Computer, wo der Versuch, eine Idee in Worte zu fassen, immer aufs Neue scheitert, weil er sich ständig vertippt. Beim Bezahlen fällt ihm das Wechselgeld aus der Hand, beim Aufsammeln funktionieren die Finger nicht mehr. Selbst in den betrunkensten Momenten hatte er mehr Kontrolle über seinen Körper, fällt ihm ein. Hilfloser hat er sich nie gefühlt. So sehr er sich gegen den Gedanken wehrt – etwas stimmt nicht. Etwas, das Grund genug ist, ihn in der Notaufnahme an allen anderen Wartenden vorbeizuwinken und den Arzt in Alarmbereitschaft versetzt. Die Diagnose: Hirnblutung in einem sensiblen Zentralbereich. So beginnt für Martin Simons ein Jahr im Ausnahmezustand, den er in seinem autobiografischen Roman schildert: offen wie ein Tagebuch und philosophisch wie ein Essay mit Referenzen von Joan Didion über Rilke und Nabokov bis hin zu Wittgenstein. Während die Mediziner nach den Ursachen forschen, ist der Patient Martin Simons auf sich selbst zurückgeworfen. Unfreiwillig viel Zeit hat er nun zum Bilanzziehen und Bewusstmachen, was wirklich wichtig ist, wie seine Ehefrau und sein kleiner Sohn. Und was ihm im Weg steht wie der emotionale Panzer, in den er sich sogar vor seinen Liebsten zurückzieht. Ungesagtes, das endlich ausgesprochen werden will. Umarmungen, die viel mehr sagen würden. Die Chronik einer Gratwanderung zwischen Angst und Zuversicht – und die existenzielle Geschichte einer persönlichen Verwandlung!