Traumwandler in der Ewigen Stadt

ALS STÜRMER und Dränger eroberte Simon Strauß ein großes Lesepublikum – mit seinem brillanten Debüt „Sieben Nächte“ über ebensoviele Mutproben als Abschied von einer wilden Jugend und Abgrenzung vom Durchschnitt. Und dieser Devise folgt Strauß auch in seinem neuen, wiederum grandiosen Buch, einer Hommage an die klassische Italienreise in Goethes Glanzzeit. Strauß ist bewandert im Werk des Dichterfürsten, formuliert aber davon abgenabelt und höchst lebendig in seiner eigenen, unverwechselbaren Handschrift: Pizza und Pasta statt deutsche Alltagsschonkost. Ein Aufbruch! Ein junger Mann versucht, der Gegenwart zu entfliehen – in die Ewige Stadt, wo er Quartier bezieht gegenüber der Casa di Goethe. Morgens, beim Glockenkonzert aller Kirchen Roms, drückt er sich um sein ärztlich verordnetes Gymnastikprogramm zur Stärkung des Herzmuskels. Die Sorgen über das Stechen in seiner Brust hofft er zu vergessen, wenn er auf seinen Streifzügen eintaucht in eine Welt der Gegensätze: Dem Flaneur erscheint der Mord an Caesar 44 v. Chr. ebenso gegenwärtig wie das Geplänkel der Sonnenbrillenverkäufer am Corso. Flirrende Sommertage, ein Reigen an Eindrücken: Antike und Moderne, Einheimische, Migranten und Pilger. Das traumwandlerische Tagebuch einer Reise durch Rom und zu sich selbst – voller Geschichten von Anfängen und Enden, mitten in der Gegenwart, die nicht ohne Vergangenheit auskommt und uns vor die Frage stellt, was wir morgen daraus machen. Ars vivendi zwischen sommerleichtem Flirt mit den Möglichkeiten des Lebens und Melancholie!

Lalena Hoffschildt hat mit Simon Strauß ein Interview geführt. Lesen Sie hier 10-Fragen-an: