Berühmt ist Lily Brett für ihre Liebeserklärungen an New York und seine Stadtneurotiker wie in ihrem Roman „Chuzpe“. Und für ihr Naturtalent, aus persönlichen Katastrophen literarische Glanzstücke zu machen. Dass sie oft mit Woody Allen verglichen wird, ist eigentlich ein Kompliment – aber auch eine Untertreibung, denn ihr Humor ist um einiges unkonventioneller, mutiger und schwärzer.

Einer der besten Beweise: „Lola Bensky“, ihr preisgekröntes Bravourstück mit biografischen Parallelen zwischen der Autorin und der Titelheldin. Genau wie einst Lily Brett ist Lola Bensky in Australien aufgewachsen, als Tochter eines Elternpaars, das im Ghetto von Lodz geheiratet, sich in Auschwitz verloren und erst ein Jahr später wiedergefunden hat – eine Zeit, über die in der Familie wenig gesprochen wurde. Kein Wunder also, dass Lola so viele offene Fragen an das Leben hat. Gelegenheit, sie zu stellen, bekommt sie durch eine glückliche Fügung: als Reporterin eines Musikmagazins. So landet die 19-Jährige – wiederum wie Lily Brett selbst – in London, wo gerade die Ära von Sex, Drugs and Rock ‘n’ Roll anbricht und Lola unversehens zur Pionierin des Celebrity-Journalismus wird. Sie führt Interviews mit all den neuen Stars der Rock- und Popzene, philosophiert mit Jimi Hendrix über Familientragödien und Lockenwickler, mit Pete Townsend über Streitigkeiten bei „The Who“ und das Zertrümmern von Instrumenten oder mit Mick Jagger über seinen Hüftschwung und die Verweigerung, Vorbild für seine Fans zu sein. Lola spürt der inneren Qual von Cat Stevens nach, begleitet die Troggs auf Tournee und Barry Gibb beim Shoppen auf der Carnaby Street, wo sie selbst nie ein passendes Teil findet, denn sie scheitert ständig an immer neuen Diäten – lange Zeit eine weitere Ähnlichkeit mit der Autorin.

„Ich glaube, viele Leute hat es ver­wirrt, dass man gleich­zeitig komisch sein und ein Buch schrei­ben kann, in dem der Holo­caust vor­kommt … Was mich unter anderem rettet, ist mein Sinn für Humor und insbe­sondere die Tat­sache, dass ich über mich selbst lachen kann.“

Lily Brett

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