Auf zum Mars? Alternatives Wohnen im Weltraum? Aber klar. Wenn wir nicht enden wollen wie einst die Dinosaurier, dann führt am Aufbruch ins All kein Weg vorbei. Da gibt es keine Zweifel für Michio Kaku, Physikprofessor am City College in New York, Futurologe mit fachübergreifender Kompetenz, Entertainer mit Esprit – kurzum: einer der großen Popstars unter den US-Wissenschaftlern. Wie kaum ein anderer versteht es Kaku, auf anschauliche Art vertraut zu machen mit den faszinierenden Zukunftsentwürfen und Technologien.

„Wenn ich an die Zukunft denke, empfinde ich ein kindliches Gefühl des Staunens“, erzählt Michio Kaku. Diese Faszination merkt man ihm bei allem an, ob als Experte in Talkshows, Science-Dokus und seiner eigenen BBC-Erfolgsserie oder als Autor, der regelmäßig weltweit die Bestsellerlisten erobert. Sein Schwerpunkt ist die theoretische Physik – immer mit weitem Blick über den Tellerrand. Bekannt wurde er als Mitbegründer der Stringtheorien, ein Schritt zur Erfüllung seines Jugendtraums: „Ich wollte an der großen Revolution teilhaben, von der ich wusste, sie würde die Welt verändern.“ Kaku erinnert sich noch genau an das Schlüsselerlebnis, mit dem alles begann. Gerade mal acht Jahre alt war er damals, 1955, als es für sämtliche Zeitungen nur ein Thema zu geben schien: Albert Einsteins Tod und sein Vermächtnis. „Spannender als jede Abenteuergeschichte“ fand Kaku, dass der berühmte Wissenschaftler versucht hatte, eine „Theorie von allem“ zu erschaffen: „eine Gleichung, die die Geheimnisse des Universums entschlüsseln würde“. Der Forschergeist von Michio Kaku war erwacht. „Später auf der Highschool entschloss ich mich, in die Fußstapfen der großen Wissenschaftler zu treten und das zu erproben, was ich gelernt hatte“, so Kaku. So verbaute er mit 17 in der Garage seiner Mutter unter anderem 180 Kilo Transformatorstahl und 25 Kilometer Kupferdraht zu einem Elektronenbeschleuniger – ein Projekt, das ihm ein Stipendium in Harvard einbrachte. Er verdankt es seinem Fürsprecher Edward Teller, der als „Vater der Wasserstoffbombe“ gilt. Bei aller Verbundenheit mit seinem Mentor: Kaku war und blieb ein kritischer Kopf, der nicht einfach eine Koryphäensicht übernommen hätte. So wurde er Atomwaffengegner und Pazifist. Und das war auch die Geburtsstunde des Medienstars Michio Kaku. Sein innerster Beweggrund, den er sich zur Leitlinie machte: Er will komplizierte Problemlagen und Herausforderungen, die die komplette Menschheit betreffen, auch tatsächlich für alle verständlich machen: auf solider wissenschaftlicher Basis und auf dem Stand der aktuellsten Erkenntnisse. Solche Einblicke aus erster Hand machen die Faszination seiner Bücher aus.

„Goldenes Zeitalter der Raumfahrt.“

So hat er beispielsweise für seinen Bestseller „Die Physik der Zukunft“ rund 300 führende Wissenschaftler aus allen relevanten Disziplinen an ihren Wirkungsstätten besucht. Von Medizin über Energie bis zu Künstlicher Intelligenz: Zu sämtlichen Themen hat Kaku die wichtigsten Projekte und Fortschritte aus eigener Anschauung kennengelernt und selbst die komplexesten Phänomene auf ansprechende Art vermittelt. Eine Stärke, die auch sein neues Buch auszeichnet, in dem er konsequent weiterdenkt und seine Leser mitnimmt auf eine Expedition durch Zeit und Raum. Kaku feiert das „neue Goldene Zeitalter der Raumfahrt“, die Ko-Finanzierung durch den Staat und Impulsgeber wie die Millardäre aus Sillicon Valley, technische Innovationen – wesentliche Voraussetzungen für Mars-Missionen und die Suche nach anderen bewohnbaren Planeten.

„Plan B für die Menschheit.“

Im Vordergrund stehen bei Kaku die technologischen Möglichkeiten und der Handlungsbedarf. Dass Menschen in Zukunft den Mars oder andere bewohnbare Planeten besiedeln, ist für ihn ausgemacht: „Nicht einfach, weil wir es können, sondern weil wir es eventuell müssen.“ Seine Argumentation kommt nicht von ungefähr. Kaku entwirft ein großes Panorama, gewissermaßen eine Universalgeschichte, beginnend vor 75.000 Jahren und – der Schwerpunkt – weit in die Zukunft gerichtet. Er verweist auf kosmische Gefahren wie eine Supernova-Explosion, aber auch auf hausgemachte Risiken wie die Klimaerwärmung und die zunehmende Konkurrenz um zur Neige gehende Ressourcen. Michio Kaku: „Wir brauchen einen Plan B.“