SPONTANE BEGLEITVEGETATION – klingt doch gleich viel freundlicher als die eher plumpe und etwas überholte Bezeichnung „Unkraut“. Susanne Hansch und Elke Schwarzer bringen es sogar noch besser auf den Punkt, wenn sie ganz wertfrei von „Wildkraut“ sprechen.

Susanne Hansch ist u.a. zertifizierte Fachberaterin für essbare Wildpflanzen und sieht den Wert der Wildpflanzen aus einer eher hilfreichen Perspektive. Als Diplom-Biologin und Hobby-Gärtnerin ist auch Elke Schwarzer voll im Thema. Statt sich nun Saison für Saison auf die Knie zu begeben und hunderte Sämlinge mühevoll aus den Rabatten zu buddeln, haben die beiden eine viel interessantere Herangehensweise entdeckt:

„Löwenzahn – vom Winde verweht?“

Sie haben 28 heimische Wildkräuter ausgewählt und mit diesen 50 schmackhafte Wildkräuter-Rezepte kreiert. Weil nicht jeder Gartenliebhaber vom Biologie-Fach ist und man aus Unkenntnis schnell mal daneben langen könnte, konzentrieren sich die Autorinnen auf Wildkräuter, die von jedermann leicht zu identifizieren sind. Dabei helfen sehr gute Fotos ebenso wie eine genaue Beschreibung des bevorzugten Standorts und der eindeutigen Merkmale. Im Zweifelsfall gilt immer: Verwenden Sie für Speisen nur Pflanzen, die Sie hundertprozentig sicher erkennen! In der Einleitung finden sich zahlreiche Tipps, von der Ernte der Wildkräuter über das Aufbewahren bis hin zum Waschen und Zerkleinern. Und dann kann es auch schon losgehen! Ob Sie nun in Ihrem Beet zuerst das Wildkraut identifizieren oder vom Lieblingsrezept ausgehen und sich auf die Suche nach der Zutat machen: Sie entscheiden! Die meisten Rezepte sind vegetarisch, einige vegan. Sie können problemlos ein komplettes Menü zaubern. Als Vorspeise beispielsweise einen italienischen Berglinsen-Eintopf mit Beinwell.

„Hopfen – rankende Nervensäge?“

Als Hauptgang bieten sich Gänsedistel mit Borlotti-Bohnen oder Spaghetti mit Hopfenspitzen an. Und für das Dessert könnte die Wahl auf einen karamellisierten Apfel mit Nelkenwurz fallen. Als Getränk empfiehlt sich entweder ein Kleeblüten-Drink mit dem hübschen Namen „Surprise“ oder ein erfrischender Goldruteblüten-Eistee. Kaum zu glauben, wie einfach sich die vermeintlich lästigen Kräuter als Zutaten für wohlschmeckende Speisen nutzen lassen.

„Giersch – ab durch die Hecke?“

Und weil das Auge bekanntlich auch mitisst, kann man getrost die ein oder andere Gänseblümchenrosette oder die Blüte des Gundermanns als krönende Dekoration einsetzen. Und wer nun doch eher nach einer Möglichkeit sucht, die ungebetenen Wildkräuter langfristig aus dem eigenen Beet zu vertreiben – dem geben die Autorinnen zu jeder der 28 Pflanzen einen freundlichen „Loswerden“-Tipp, für den Sie dann oftmals doch wieder auf die Knie gehen müssen. Alles in allem ein höchst unterhaltsamer Ratgeber und zugleich ein außergewöhnliches Kochbuch – es kommt wie immer auf die Sichtweise an!