Die reinste Revolution – vom Format einer Party. Frei Haus zu erleben im eigenen Wohnzimmer. Die Jugend – beziehungsweise: wer einen Kabelanschluss hat – verfolgt gebannt am Bildschirm, was gerade absolut angesagt ist. MTV und VIVA, die ultimativen Sender für Musikfernsehen, pushen rund um die Uhr eine völlig neue Kultur: Musikvideos. Das aufregende Lebensgefühl dieser Ära erweckt „MTViva liebt dich!“, eine Zeitreise mit prägenden Stimmen aus der Musikbranche und ungefilterten Blicken hinter die Kulissen!
Markus Kavka:
Eine Weile vor Formel Eins gab es im Dritten, also in meinem Fall im Bayerischen Fernsehen, schon eine Sendung, die Musikvideos zeigte. Sie hieß Pop Stop … 1981, 82 habe ich dort den Clip zum Song „Fade To Grey“ von Visage gesehen. Das war die totale Erleuchtung!

Elmar Giglinger:
Musikvideos waren eine völlig neue Welt. Im wahrsten Sinne des Wortes eine neue „Dimension“, Musik nicht nur hören, sondern auch sehen. Wow. … Als 1984 Musicbox kam, wurde Musikfernsehen für mich zur Droge.

Jan Delay:
Formel Eins – das war quasi mein VIVA und MTV des kleinen Mannes beziehungsweise des kleinen Jungen. Ich kann mich noch an Duran Duran erinnern, an das Video zu „Wild Boys“. Oder „Walk This Way“ von Run DMC und Aerosmith.

Sandy Mölling:
Genau, und dann hat man die Clips auf VHS-Kassetten aufgenommen, um sie nachzusingen und nachzutanzen.

T Matthias Opdenhövel:
Formel Eins war natürlich der Klassiker. Musikvideos haben eine ganz, ganz große Rolle gespielt, um eine Band oder einen Song gut zu finden. Einen okayen Song konnte man mit einem geilen Video richtig pimpen. Das gab’s natürlich auch umgekehrt.

Tim Renner:
Mit Musikvideos erschloss sich für mich eine neue Welt, wie für Wagner die Begegnung mit der Oper. Popsongs wurden plötzlich zum Gesamtkunstwerk.

„Im wahrsten Sinne des Wortes eine neue Dimension.“

Sido:
Ich komme ja aus dem Osten. Dort gab es das ja so nicht. Wir hatten Elf 99, eine Fernsehsendung so ähnlich wie Formel Eins. Da hat man halt ein bisschen Mucke gekuckt, aber Musikvideos habe ich erst 1990 mit MTV kennengelernt.

Palina Rojinski:
Als ich 1991 aus Russland nach Deutschland kam, habe ich viel rumgezappt. Eines Tages sehe ich auf einmal dieses Logo rechts oben, das MTV-Logo und ein Musikvideo. Ich konnte es nicht fassen. Das war für mich, als ob sich der Sesam geöffnet hat. Dass mir dieser Sender frei zugänglich war, zu jeder Uhrzeit, war für mich unfassbar.

Nilz Bokelberg:
Als ich dann „Smells Like Teen Spirit“ das erste Mal gesehen habe, bin ich ausgeflippt. Das war stark – und ich war sofort Nirvana-Fan.

AnNa R.:
Als MTV in Deutschland an den Start gegangen ist, fand ich es total anstrengend. Alles war wahnsinnig bunt und schnell.

Smudo:
Für uns war MTV natürlich auch die Hip-Hop-Bibel fürs Fernsehen.

Campino:
Die MTV-Spartensendungen waren super. Ich erinnere mich vor allem an die Metal-Spezialsendungen. Das war toll, da Gruppen wie W.A.S.P. zu sehen oder anderes Obskures.

Markus Kavka:
So wie ich früher Songs aus dem Radio mitgeschnitten hatte, nahm ich jetzt Musikvideos und ganze Sendungen auf VHS auf. Pflichtprogramme waren natürlich auch für mich MTV’s Most Wanted mit Ray Cokes und die MTV News mit Steve Blame. Das waren schon zwei Typen, die mich sehr geprägt haben. Überhaupt war MTV schon damals für mich mehr als nur Musikfernsehen: Es war große Kunst und Lebensgefühl zugleich.