EIN ASS SCHIEN er immer im Ärmel zu haben, in die Karten schauen ließ er sich nie. Die Kunst des Blendens und Verschleierns beherrschte Helmut Schreiber (1903- 1963) nicht nur auf der Bühne, sondern in allen Lebenslagen. Unter seinem Künstlernamen Kalanag avancierte er zum größten Showstar der jungen Bundesrepublik. Bald machte der Magier Weltkarriere. Sogar in Großbritannien, wo der Zweite Weltkrieg noch in schmerzvoller Erinnerung war, lag ihm 1950 das Publikum zu Füßen. Auch skeptische Konkurrenten kamen nicht umhin, ihm Respekt zu zollen. So etwas hatte die Welt noch nie gesehen: ein Feuerwerk der Illusionskunst in glamouröser Perfektion. Atemberaubend, wie er seine Assistentin samt einem echten Auto weg- und wieder herbeizauberte oder Wasser in jedes gewünschte Getränk verwandelte. Reinen Wein allerdings schenkte Kalanag keinem ein, was seine Vergangenheit in der Nazizeit anbelangte. Damals war er einflussreich in der Filmbranche und als Direktor des „Magischen Zirkels“. Geraunt wurde von besten Beziehungen zu Goebbels, Göring & Co., von Auftritten beim Führer und von verschollenem Nazi-Gold. Ein kapitaler Grund dafür, dass ihn z.B. seine Ex-Frau und die CIA im Visier hatten. Malte Herwig auch. Bekannt durch seine hervorragenden Bücher, z.B. über Thomas Mann und Peter Handke, beleuchtet der preisgekrönte Autor in seinem neuen Glanzstück das wendungsreiche Leben Kalanags, der die Widersprüche der Kriegs- und Nachkriegszeit verhängnisvoll verkörpert. Ein akribisch recherchiertes, nuancenreiches Porträt des furiosen Zauberers und seiner Epoche!