Weltpolitik von innen

JAHRHUNDERT-POLITIKER und Politikwissenschaftler mit Harvard-Karriere: Henry Kissinger (Jahrgang 1923) erhielt viele Ehrungen. Eine der schönsten Auszeichnungen aber dürfte die Anerkennung Helmut Schmidts gewesen sein, der nicht immer einer Meinung mit ihm war und dessen Lob man sich erst einmal verdienen musste. Trotzdem würdigte Schmidt Henry Kissinger als „Geostrategen mit weitreichendem Blick … und enormem Fundus an geschichtlichem und zeitgeschichtlichem Wissen“. Dieses Statement bringt auf den Punkt, was die große Bedeutung Kissingers und seiner Erfahrungen ausmacht. Unter all den Büchern von und über ihn ist das neueste eine Premiere, die besonderen Erkenntnisgewinn verspricht. Entstanden ist es in intensiven und intelligent konzipierten Gesprächen mit Winston Lord. Als profunder Kenner stellt er die richtigen – abgestimmt auf Kissingers einstige Schlüsselrolle an den Brennpunkten der Weltpolitik und mitunter auch im Fadenkreuz internationaler Konflikte. Im Mittelpunkt stehen die dramatischen Ereignisse, als er an der Seite von US-Präsident Nixon wirkte – erst als nationaler Sicherheitsberater, dann als Außenminister –, und die zeitlosen Lehren, die der Elder Statesman daraus ableitet. Quintessenz sind die Qualitäten, die zukunftsweisende Politik auszeichnen. Ob Vietnam-Desaster, Weichenstellung im Jom-Kippur-Krieg 1973 oder Öffnung der USA gegenüber China: Kissinger bietet Einblicke in die großen Entscheidungen und zieht Bilanz. Spannend wie ein Politthriller und inspirierend wie ein philosophischer Diskurs!