Die digitale Miss Ripley

EIN FLIRT mit „Gossip Girls“? Patricia Highsmith reloaded? Vielleicht auf den ersten Blick. Auf den zweiten wirkt die Sache bei Tara Isabella Burton viel raffinierter. In ihrem Debütroman macht die preisgekrönte amerikanische Journalistin aus dem talentierten Mister Ripley eine Miss mit Selbstzweifeln. Burtons Heldin Louise wollte eigentlich in New York Schriftstellerin werden, betextet aber für einen Onlineshop Billigkopien von Designer-Handtaschen. Mit mehreren mies bezahlten Jobs kommt sie gerade mal so über die Runden. Doch unverhofft scheint es das Schicksal gut mit ihr zu meinen – in der betörenden Gestalt von Glamour-Geschöpf Lavinia. Sie ist so schön und reich, dass sie sich alles leisten kann, vom Upper-East-Side-Appartement bis zu ungeniert ausgelebten Allüren. Als Hohepriesterin der Selbstinszenierung zelebriert sie einen Lifestyle, der durch immer kühnere Exaltiertheit beeindrucken will – auf Selfies für Facebook, Instagram & Co.: Lavinia als strahlender Star, Louise als Satellit. Ob Met-Saisonauftakt, Champagner-Sause oder Mottoparty im Sexclub: Die ungleichen It-Girls wirken wie ein Herz und eine Seele. Aber keine Fotoshop-Retusche kann die Risse zwischen den beiden kitten. Louise lernt nicht nur schnell von Lavinia, sondern erprobt ihre neuen Psychotricks auch gleich an ihr. Das Psychogramm einer Fake-Freundschaft? Ein Krimi über weibliche Waffen und wasserdichte Alibis dank Social Media? Eine Milieustudie der New Yorker Betuchten, Bohèmiens und Möchtegerns? Alles! Brillant erzählt – mit unverwechselbarer Handschrift!