Sonnentage & Seelenfinsternis

EINEN SONDERSTATUS in der Spannungsliteratur hat sich Jan Costin Wagner längst mit seinen Romanen um den melancholischen Kommissar Kimmo Joentaa erschrieben – als feinfühliger Poet und Seelenforscher mit perfekter Dramaturgie. Nun beweist er seine Meisterschaft zum Auftakt seiner neuen Reihe mit einem Krimi-Glanzstück, in dem das Unheil genau da lauert, wo es keiner vermutet. Frankfurt an einem Sommertag wie aus dem Bilderbuch: Fröhlich ist die Stimmung auf dem Flohmarkt der Grundschule – bis plötzlich eine Frau feststellt, dass ihr kleiner Sohn nicht mehr da ist. Überall suchen ihn die Kinder, Eltern, Lehrer und der Hausmeister, der eigentlich jeden Winkel kennt. Wie vom Erdboden verschluckt scheint der fünfjährige Jannis. Nie wäre er einfach so weggegangen, ohne Bescheid zu geben, versichern seine ältere Schwester Sarah und seine Mutter verzweifelt der Polizei. Einer nach dem anderen wird befragt, aber niemand hat irgendetwas mitbekommen – mit Ausnahme eines Zeugen, der sich schemenhaft erinnert: vor allem an den riesigen Teddybären, den der Mann im Arm hielt, der Jannis angesprochen hat. Bald sehen die Ermittler Ben Neven und Christian Sandner ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Überdies entdecken sie Parallelen zur nie aufgeklärten Entführung eines Kindes in Österreich. Ein monströser Abgrund nach dem anderen tut sich auf und die Tragödie zieht immer gefährlichere Kreise. Eine psychologisch präzise Spurensuche, die den verborgenen Abwegen folgt, brisante Themen beleuchtet und vor Tabus nicht zurückschreckt. Kriminalliteratur in einer eigenen Liga!