Ein Leben für die Kunst

DIE KULTIVIERTE Gesellschaft kann nur staunen. So etwas wie diese Sonderausstellung hat man hier noch nicht gesehen. Da fegt ein violetter Sturm über die Leinwand, dort verglüht der Abend in flammendem Orange am Meer und in Strandszenen scheint die Sonne auf den Wellen zu tanzen. Leuchtkraft mit schwungvollem Pinselstrich oder hingetupft, Wechselspiele von Licht und Schatten: zum ersten Mal in einem Museum präsentierte Werke von Manet, Monet, Degas, Renoir … Französische Impressionisten – im kaiserlichen Berlin. In der Nationalgalerie, dem Hort deutscher Kunst! Eine Weltpremiere, an der sich die Geister scheiden. Aber das ist erst der Anfang der großen Mission für die Moderne, die der neue Direktor zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat: Hugo von Tschudi, eine charismatische Erscheinung, alte Schweizer Aristokratie gepaart mit Geistesadel. Als Wegbereiter eines neuen Zeitalters will er Geldgeber gewinnen für weitere Werke von Cézanne & Co. und den Menschen die Augen öffnen für die wahre Kunst. Gefeiert und angefeindet wird er. Es gilt nicht nur, protestierenden Patrioten die Stirn zu bieten, sondern auch Kaiser Wilhelm II. – ein Dauerkonflikt. Noch mehr zur Verzweiflung bringt Tschudi nur die Wolfskrankheit, die ihn immer stärker zeichnet. Sein Trost: Schönheit – in der Kunst und in Gestalt einer betörenden Adeligen. Das feinfühlige Porträt eines imposanten Mannes mit Leidenschaften und zugleich ein farbenprächtiges Epochengemälde – Kulturgeschichte als Schicksalsroman, betörend erzählt von Miriam Kühsel-Hussaini, einer Meisterin der bilderreichen Sprachkunst!