„Es freut mich sehr, dass ich von meinen Ideen leben kann“, antwortet Franz Hohler bescheiden auf die Frage nach seiner persönlichen Bilanz. Gewettet hätte der heute 77-Jährige wahrscheinlich nicht darauf, dass er Erfolge aneinander reiht wie am Schnürchen. Seit 55 Jahren ist er nun schon präsent auf den internationalen Bühnen, mit Abstechern bis nach Teheran und Odessa, im deutschsprachigen Raum sowieso und natürlich in seiner Heimatstadt Zürich. Hier hat er einst sein Debüt gegeben, 1965, als Student der Germanistik und Romanistik. An der Uni soll er allerdings seltener in den Vorlesungen als im Kellertheater gesehen worden sein. Geschadet hat das Hohlers Laufbahn keineswegs. Und ebenso wenig, dass er beherzt sein Studium abgebrochen hat. Als Kabarettist und Schriftsteller wurden ihm etliche Auszeichnungen zuteil und 2009 sogar noch die Ehrendoktorwürde, verliehen von der Universität Freiburg – für seine Verdienste um die Sprache.

Franz Hohler spricht / beherrscht astreines Hochdeutsch. Seine Muttersprache aber hat er nicht vergessen: Schwizerdütsch. Als Hommage gibt er z.B. seit gut 50 Jahren seine berühmte Geschichte „Ds Totemügerli“ zum Besten – wie Bärndütsch klingende Wörter, die er allerdings frei erfunden hat.

 

„Es freut mich sehr, dass ich von meinen Ideen leben kann“

Franz Hohler

Der „Wort-Werker“ hat ein Repertoire von Theaterstücken und Drehbüchern bis zu Romanen und Kinderbüchern, mit denen er Menschen ohne Altersgrenze nach oben Freude macht. Was dem Multitalent am meisten liegt? Eigentlich alles, aber am bekanntesten ist er wohl als Großmeister des kleinen Formats: mitunter kürzeste Kurzgeschichten und Gedichte. Da hat er nicht selten den Schalk im Nacken, manchmal aber ist ihm melancholisch zumute.

„Sommergelächter“

Das Kartenspiel ist aus
das Licht gelöscht
drei Kerzen brennen noch
auf dem Balkon
und spiegeln sich im Wein.

Wir sitzen da
und sprechen über morgen.

Auf der Dachterrasse eines Nachbarhauses
werden Gläser angestoßen
Gitarrentöne sind zu hören
und von Zeit zu Zeit
schwebt eine Seifenblase voller Glück
zu uns herüber
und zerplatzt
an den Tomaten in den Blumenkisten.

Veröffentlicht in „Sommergelächter“ © 2018 by Luchterhand

„Worum i cha schaffe“

Übersetzung von Horaz, Carmen I,26
(Musis amicus tristitiam et metus.)

Es chunnt mer no vill i Sinn
i bruuche nid schtundelang z hirne
und Aareschpaziergäng z mache
a trüebe Novämbersünndig.

Was färner dä Lamia agoht
wo sech ir zwöite Schtrophe so breitmacht
dä chönnemer rueig vergässe
samt dere Nymphe, wo au keine kennt.

Hütt isch es anders. Du bisch jo do
und alls woni mache
(das darfsch aber niemerem säge)
isch immer au nones bitzli für di.

Veröffentlicht in „Sommergelächter“ © 2018 by Luchterhand