RUTH ACHLAMA lebt in Tel Aviv mit ihrem Ehemann Abraham und zahllosen Büchern, darunter viele der von ihr übersetzten Werke – ihr Traumberuf, dem sich die 75-Jährige täglich mit Begeisterung widmet. Vielfach ausgezeichnet wurde sie, etwa mit dem Hieronymusring, dem Paul-Celan-Preis und dem Bundesverdienstkreuz. Eine Legende als deutsche Stimme von Größen wie Jehuda Amichai, A. B. Jehoshua, Amos Oz, Meir Shalev und nun auch Ayelet Gundar-Goshen. Eigens für die „büchermenschen“ hat sie eine Hommage verfasst:

Ayelet Gundar-Goshens Bücher haben mich vom ersten Moment an begeistert und mitgerissen. Als ich Ende 2012 das Angebot bekam, ihren Debütroman Eine Nacht, Markowitz zu übersetzen, war mir schon nach wenigen Seiten Lektüre klar, dass mir diese Aufgabe große Freude machen würde. Diesem preisgekrönten Erstlingswerk sind bisher drei weitere gefolgt, die jeweils andere Themen behandeln, aber einer wie der andere spannend sind und ganz unterschiedliche Geschichten erzählen, die einen nicht so schnell wieder loslassen.

Ich halte Ayelet Gundar-Goshen (Jahrgang 1982) für eine hervorragende Vertreterin der jungen Generation israelischer Schriftsteller, die einmal zu den ganz Großen gehören könnte. Die israelische Literaturszene ist allgemein sehr lebendig und vielseitig, in allen Alterskategorien – ein fruchtbarer Boden für neue Talente und auch eine Erklärung für den den internationalen Erfolg vieler israelischer Autoren und Autorinnen.

Als zweifache Mutter und als praktizierende Psychologin weiß Ayelet Gundar-Goshen Charaktere und deren Handlungsweisen subtil und glaubhaft zu schildern. Dazu kommt eine gute Portion Weisheit, Witz und Ironie. Und spannend sind ihre Romane allemal. Wie ihre berühmten Vorgänger in der israelischen Literatur verbindet sie außerdem großes Schreibtalent mit klaren politischen Stellungnahmen – für ethisches Verhalten, für Frieden mit den Palästinensern und gegen die Besatzung.

An dem Roman Wo der Wolf lauert habe ich knapp vier Monate gearbeitet. Das Besondere daran war, dass die faszinierende Handlung fast ausschließlich in den USA angesiedelt ist. Da sind englische Namen in hebräischen Buchstaben tückisch: Man muss schon zusehen, dass aus Oakland nicht unversehens Auckland wird. Sprachlich kann ich mich an keine außerordentlichen Schwierigkeiten erinnern, denn der Stil der Autorin war mir von Anfang an klar und geläufig. Aber Geburtswehen sind auch schnell vergessen, sobald man das fertige Buch in Händen hält, das nun sein eigenes Leben hat. Man freut sich, wenn es auch anderen gefällt, ist gespannt auf die Reaktionen – und geht zum nächsten Projekt über.

Der Verlag schickt mir Rezensionen, und in einer Besprechung von Wo der Wolf lauert, stand zu meinem Vergnügen: „Es war ein Fehler, Ayelet Gundar-Goshen aus Tel Aviv bisher nicht gelesen zu haben.“ Zum Glück lässt sich dieser Fehler leicht korrigieren: Alle vier Romane sind mühelos erhältlich.

Ruth Achlama 

Das Exklusiv-Interview mit Ayelet Gundar-Goshen lesen Sie hier: