„Danke, Otfried Preussler, für eine wunderbare Kindheit“, twitterte eine seiner vielen LeserInnen. Und eine andere: „Wir werden das noch den Kindern unserer Kinder vorlesen.“ So und ähnlich klingen junge Fans in den sozialen Medien. Kein Zweifel, auch die Smartphone- und Computer-Kids von heute und deren Eltern zieht Otfried Preußler mit seinen Geschichten und Geschöpfen in seinen Bann. Rund um den Globus werden seine Klassiker gelesen – besonders die gedruckten Ausgaben!

Das macht Otfried Preußler so schnell keiner nach: Schon seit fast 70 Jahren begeistert er mit seinen Klassikern eine Generation nach der anderen. Von seinem Debüt „Der kleine Wassermann“ im Jahr 1956 bis zu „Krabat“ hat er mehr als 30 Bücher für junge LeserInnen geschrieben. Übersetzt wurden „Das kleine Gespenst“, „Die kleine Hexe“ und Co. in 55 Sprachen. Die Erklärung seines sagenhaften Erfolgs: Otfried Preußler hat Kinder ernst genommen. Er war „einer, der weiß, was den Kindern guttut, Humor zum Beispiel und eine schöne Sprache“ (Stuttgarter Zeitung). Einer, der genau wusste, was Kinder im Innersten bewegt.

„Kinder brauchen Geschichten!“

So erklärte er 2003 im Interview mit Klaus Willberg, damals Verleger bei Thienemann, Preußlers Hausverlag: Kinder „haben sich zwar äußerlich stark geändert – denken Sie nur an die Kindermode –, aber in ihren seelischen Bedürfnissen sind sie den Kindern von vor siebzig, achtzig Jahren näher, als viele Leute es wahrhaben möchten.“ Preußler wusste, wovon er sprach. Schließlich hatte er jede Menge Erfahrung im tagtäglichen Umgang mit Kindern, sei es als Familienvater oder als Grundschullehrer, der seinen Klassen oft und gern Geschichten erzählte: „Damals habe ich gemerkt, dass Kinder meine Geschichten mögen – und dass sie Geschichten offenbar brauchen.“

Alle seine Werke sind aus dem Umgang mit Kindern heraus entstanden, berichten seine drei Töchter – die dabei auch selbst wesentlichen Anteil hatten. Unter anderem, weil sie einst als kleine Mädchen nicht einschlafen konnten – aus Furcht vor bösen Hexen. Klar, dass sich da der Vater etwas einfallen lassen musste, um die Ängste zu entkräften: die 1956 als Buch veröffentlichte Geschichte über „Die kleine Hexe“, in deren Bruchlandungen und Höhenflügen Kinder sich wiedererkennen. Die kleine Hexe ist erst 127 Jahre jung und darf deshalb nicht an der Walpurgisnacht teilnehmen. Als sie sich über dieses Verbot ihrer älteren Artgenossinnen hinwegsetzt, wird sie erwischt, bestraft und heimgeschickt. Aber sie lässt sich weder unterkriegen noch verbiegen … Und nicht davon abbringen, dass eine wirklich gute Hexe auch gute Taten vollbringt. Die kleine Hexe ist nicht perfekt, aber sie gibt nicht auf. So wird sie zur Mutmacherin für alle Menschenkinder, zur Weggefährtin durch Höhen und Tiefen – genau wie die anderen liebenswürdigen HeldInnen aus Otfried Preußlers wundervollen Geschichten, z.B. „Der kleine Wassermann“ und „Das kleine Gespenst“.

„Eine Welt, in der Hoffnung ihren Platz hat.“

Und das gilt auch für seinen furiosen Jugendroman „Krabat“, der jetzt mit großartigen Illustrationen von Mehrdad Zaeri neu aufgelegt wurde. Zwei Jahre hat sich der renommierte Künstler Zeit genommen, um Preußlers Werk neu zu interpretieren. Zaeri fasziniert an dem Buch, „dass es konsequent und mutig von dunklen und hellen Momenten des Lebens erzählt“. Preußler glückte mit diesem zeitlosen Meisterwerk ein Welterfolg, der ihm namhafte Auszeichnungen einbrachte: vom Deutschen Jugendbuchpreis über den Internationalen Hans-Christian-Andersen-Preis zum Europäischen Jugendbuchpreis. Der Titelheld, ein 14-jähriger Waisenjunge, kommt als Lehrling in die Mühle am Koselbruch. Dort lehrt der Meister ihn und die anderen Müllersburschen nicht nur das Handwerk, sondern auch die schwarze Kunst. Erst fasziniert Krabat die Macht, die er durch Magie über andere gewinnen kann, aber dann wird es ihm unheimlich. Krabat nimmt den Kampf mit den finsteren Mächten auf – und findet Befreiung durch Freundschaft und Liebe. Ein gutes Ende war für Preußler ein Muss – als Ermutigung für junge LeserInnen.

Otfried Preußler war zutiefst bewusst, dass wir in einer Welt leben, die keineswegs heil ist. Deshalb war es ihm so wichtig zu zeigen, dass es zugleich eine Welt ist, „in der Hoffnung noch ihren Platz hat“.

Sein Herzensanliegen: Kindern Freiraum für Fantasie zu schenken – durch seine Bücher: „Wer für Kinder schreibt, muss sein literarisches Handwerk bis in den kleinen Finger beherrschen … und hauptsächlich muss er sein Publikum kennen, ehren und lieben, das vor allem.“

Otfried Preußler
Die kleine Hexe, der kleine Wassermann, das kleine Gespenst
Illustriert von: Daniel Napp
Thienemann
88 Seiten
20,– €

Ab 4 Jahren

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Otfried Preußler
Krabat
Illustriert von: Mehrdad Zaeri
Thienemann
320 Seiten
28,– €

Auch als eBook | Hörbuch auf Hugendubel.de erhältlich
Ab 12 Jahren

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