Trotz hoher Krimidichte in Skandinavien ist Jussi Adler-Olsen eine Klasse für sich. Dem Sohn eines Psychiaters wurde das Interesse an seelischen Abgründen in die Wiege gelegt, aber als Multitalent probierte er erst einmal alles Mögliche aus. Ganz in seinem Element ist er, seit er Psychothriller schreibt. Zu preisgekrönten Welterfolgen brachte er es mit seiner Reihe um das Sonderdezernat Q der Kopenhagener Kriminalpolizei. Nun geht es um Kopf und Kragen für seinen Spezialermittler Carl Mørck – im 10. Band, dem furiosen Finale.

Längst steht der Name Jussi Adler-Olsen für das A und O des Thrillergenres: ein todsicheres Gefühl für Spannung, packende Storys, perfekt durchdachte, unvorhersehbare Wendungen und vor allem Protagonisten mit Charakter. Im Mittelpunkt der Bestsellerreihe: Carl Mørck, dem der Autor – mit vollem Namen Carl Valdemar Jussi Henry Adler-Olsen – nicht nur einen seiner vier Vornamen gegeben hat: „Er hat auch sonst einige Elemente von mir.“ Beispielsweise die Selbstironie und den Humor. Ursprünglich mit Leib und Seele bei der Mordkommission im Einsatz, wird Mørck nach einem Desaster-Fall verbannt: Im Keller des Präsidiums und ganz unten in der Polizeihierarchie muss er sich im neu gegründeten Sonderdezernat Q mit alten, zu den Akten gelegten Fällen herumschlagen.

„Carl Mørck hat auch sonst einige Elemente von mir.“

Doch Mørck und sein syrischer Assistent Hafez al-Assad beweisen sich und der Welt, was in ihnen steckt. In ihrer Verschiedenheit ergänzen sie einander perfekt und lösen im ersten Band „Erbarmen“ den Cold Case um die verschollene Hoffnungsträgerin der dänischen Politik, Merete Lynggaard. Der Beginn des Welterfolgs der Bestsellerreihe und des Aufstiegs von Mørck, Assad und ihrem Team. Im neunten Band, „Natrium Chlorid“, gelten sie sogar als beste Einheit der dänischen Kriminalpolizei – und als „anarchischstes Dezernat“.

Im 10. Band, der nicht ohne Grund den Titel „Verraten“ trägt, haben die Millionen Fans von Carl Mørck allen Grund, um das Leben des Spezialermittlers zu fürchten. Von Anfang an kommt es immer schlimmer für ihn. Mørck, der mit seinem Team die kompliziertesten Cold Cases gelöst hat, wird wie ein Schwerverbrecher festgenommen.

Typisch für Jussi Adler-Olsen, dass er es bei seinen umfangreichen Recherchen ganz genau wissen will. So hat er nicht nur an Gerichtsverhandlungen zu Bandenkriminalität teilgenommen und Gespräche mit Straftätern in Sicherheitsverwahrung geführt, sondern sich auch selbst inhaftieren lassen: „Ich saß in Slagelse und Vestre ein … Kaum fällt die Zellentür ins Schloss, weiß man, wie es sich anfühlt, eingesperrt zu sein.“

„Ich verabscheue Ungerechtigkeit und Machtmissbrauch.“

Für Mørck kommt es fast einem Todesurteil gleich, dass er im Vestre-Gefängnis inhaftiert wird. Dort erwarten ihn Verbrecher, die er hinter Schloss und Riegel gebracht hat. Gefährlich könnten ihm auch korrupte Wärter und Polizeibeamte werden, die zu einem kriminellen Netzwerk gehören. Adler-Olsen: „Ich verabscheue Ungerechtigkeit und Machtmissbrauch. In jedem meiner Bücher erzähle ich eine Version davon, wie Macht missbraucht wird, und zeige Wege, wie man das stoppen kann.“

Ob Jussi Adler-Olsen für Mørck und dessen Unschuld eine Hand ins Feuer legen würde? „Carl Mørck ist ein komplexer Charakter“, sagt Adler-Olsen. „Er hat auch Eigenschaften eines der Psychiatriepatienten meines Vaters geerbt, der tatsächlich Mørk hieß, ohne c. Diesen Herrn Mørk habe ich als Kind kennengelernt und sehr gemocht. Mein Vater erzählte mir, dass er seine Frau getötet hatte. So lernte ich, dass in allen von uns gute und böse Eigenschaften stecken.“