Covergirl, Künstlerin, Kriegsreporterin

Paris, 1929: Eine glanzvollere Bühne hätte sich die junge Amerikanerin für ihren Neuanfang nicht aussuchen können. Mit 22 hat Lee Miller ihre New Yorker Heimat hinter sich gelassen und ihre kometenhafte Karriere als Model für beendet erklärt. Bis auf das Cover der „Vogue“ hat sie es geschafft und es zu einem der meistgebuchten Stars unter all der attraktiven Konkurrenz gebracht. Aber sie will nicht länger vor, sondern hinter der Kamera stehen. Nicht mehr bloß kunstvoll inszeniertes Objekt begehrlicher Blicke sein, sondern selbst das Objektiv bedienen. Rastlos erkundet sie mit der Kamera die Stadt – bis sie in eine Party stolpert, auf der sich die Bohème im Opiumnebel feiert und Lee einen Mann trifft, dessen Eitelkeit es zwar beleidigt, dass sie ihn nicht erkennt, der ihr aber dennoch seine Visitenkarte überreicht – Man Ray. Trotz des vermasselten Auftakts stellt er sie als Assistentin ein, die beiden werden ein Paar im Atelier und im Leben. An seiner Seite lernt sie alle kennen, die in der Kunstwelt Rang und Namen haben: Cocteau, Picasso, die Surrealisten. Ein Happy End? Nein, der Beginn eines mutigen Wegs der Selbstbefreiung, um als eigenständige Künstlerin ernstgenommen zu werden. Die Ironie des Schicksals: Berühmt wird die atemberaubende Schönheit Lee Miller in Uniform als Fotoreporterin im Zweiten Weltkrieg – mit Bildern vom D-Day, vom befreiten Deutschland sowie den Konzentrationslagern Buchenwald und Dachau. Ein Leben zwischen Glamour und Grauen, filmreif und nuancenreich erzählt: Whitney Scharer glückte mit ihrer Hommage ein spektakuläres Romandebüt!