Hilferuf der Psyche – lasst uns reden!

ALLE 53 MINUTEN entscheidet sich in Deutschland ein Mensch für den Suizid. Als 2009 die Nachricht von Robert Enkes Tod bekannt wurde, war die Erschütterung enorm: ein Vorzeigeathlet, der an Depression erkrankt war und keinen anderen Ausweg wusste? Dominique de Marné ist selbst betroffen. Noch während ihrer stationären Therapie hat sie den Entschluss gefasst und vor allem den Mut aufgebracht, ihre Geschichte aufzuschreiben. 10 lange Jahre bemühte sich die Jugendliche, selbst irgendwie mit sich klarzukommen. Doch es ging ihr einfach miserabel, ihr „Anderssein“ erschwerte ihr jeden einzelnen Tag. Bis sie mit 27 Jahren endlich eine Diagnose bekam: Borderline-Persönlichkeitsstörung gepaart mit zwei weiteren Erkrankungen. Dennoch, die Diagnose war eine unglaubliche Erleichterung, zeigte sie doch auch: Es gibt Hilfe, es gibt Therapieangebote, es gibt Licht am Ende des Tunnels! Doch nicht nur Betroffene benötigen Unterstützung, auch die Gesellschaft, die Familien und Freunde müssen an ihrem Umgang mit „normal“ etwas ändern. Psychische Erkrankungen sind erst einmal genau das, nämlich Erkrankungen. Wenn Betroffene nur in Scham versinken und alleine verzweifeln, haben wir alle Mitschuld an ihrer Ausgrenzung. Die Autorin entzieht mit ihrer Geschichte den Nährboden für das instinktive Wegschauen: Hilflosigkeit, Unsicherheit und Unwissen. Ihr persönlichstes Anliegen: Reden! Darüber, aber vor allem auch miteinander. Damit niemand mehr aufgrund einer psychischen Erkrankung eine so endgültige Entscheidung treffen muss wie Robert Enke.