Auf Instagram kennen sie viele als @julezreads, wo sie auf ihrem Account mit über 14.000 FollowerInnen seit 2020 über Bücher spricht. Im Interview verrät uns Julia, was sie am Bloggen auf Bookstagram, der Buchcommunity auf Instagram, begeistert, welche Veränderungen sie in der Buchbranche wahrnimmt und welche Themen in der Literatur noch verbessert werden sollten.

Du hast uns schon verraten, dass du als Kind mehr gelesen hast als andere Kinder. Wie kam es dazu, dass du Bloggerin wurdest?
Anfangs habe ich nur für mich gelesen, irgendwann hat mir dann der Austausch über Bücher gefehlt. Eine Freundin zeigte mir Bookstagram und sofort wollte ich Teil der Community mit den bunten Bücherregalen und ästhetischen Bildern sein. Ich hätte nie gedacht, dass sich jemand für meine Meinung interessieren könnte. Statt zu zweifeln, hätte ich es lieber gleich ausprobieren sollen, denn heute kann ich mir mein Leben ohne Booktalks, Unpackings und Lesemonate nicht mehr vorstellen.

Social Media hat in der Buchbranche viel verändert, Posts und Trends lösen etablierte Formate ab. Ist es für LeserInnen schwieriger geworden, wirklich gute Bücher zu finden?
Was ist ein gutes Buch? Ich denke, jedes Buch findet seine LeserInnen und seine KritikerInnen. Auf Social Media bekommen manche Bücher die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Diese Entwicklung finde ich gut.

„ … die vielen lieben Nachrichten motivieren mich jeden Tag.“

Geht es auf Bookstagram nur um ästhetische Bilder?
Die Community ist der Grund, warum ich auf die Plattform gekommen bin. Der Austausch mit anderen über Bücher und die vielen lieben Nachrichten motivieren mich, jeden Tag weiterzumachen, auch wenn es manchmal stressig ist.

Du hast schon einmal öffentlich über „green“ und „red flags“ in Büchern gesprochen. Was hat es damit auf sich?
Es gibt in vielen Büchern Tropes*, die nicht nach meinem Geschmack sind, vor allem toxische Beziehungen, die nicht als solche klassifiziert werden oder, dass starke weibliche Charaktere oft keine schwachen Momente haben dürfen. Das finde ich Quatsch, weibliche Figuren sollten lieber stärker ausgearbeitet und greifbarer sein, lieber stark aus Situationen hervorgehen und wachsen, statt zu zerbrechen. Weitere wichtige Themen sind Diversität, Freundschaft, Humor und gesunde Beziehungen. Bücher sollten mit unserer Zeit mitgehen und diese repräsentieren. Der Buchmarkt ist da auf einem guten Weg, aber es gibt noch Verbesserungspotenzial.

„Heute habe ich mehr Selbstbewusstsein.“

Zum Bloggen gehört ja, dass man sich öffentlich zeigt. Wie gehst du mit dem Thema Privatsphäre um?
Anfangs wollte ich nicht, dass jemand außerhalb der Buchbubble* weiß, dass ich blogge. Es war ein Prozess, aber heute habe ich mehr Selbstbewusstsein und stehe zu mir selbst und meinem Account, egal, was andere darüber denken könnten. Das Thema Privatsphäre ist ein zweischneidiges Schwert. Ich achte sehr darauf, nichts zu Privates zu teilen oder etwas, womit ich mich nicht wohlfühle.

Stimmt es, dass man als Bloggerin unbegrenzt kostenlose Bücher erhält?
Ganz so ist es nicht, man erhält natürlich Rezensionsexemplare von Verlagen, an die Bedingungen geknüpft sind, zum Beispiel eine Besprechung. Das heißt nicht, dass man das Buch in den Himmel loben muss, einen gewissen Erwartungsdruck gegenüber dem Verlag oder den AutorInnen spüre ich aber schon. Mittlerweile habe ich aufgehört, Bücher anzufragen, ich habe einen endlosen SUB* und möchte auch lieber ohne Zeitdruck ganz für mich lesen.

Hat sich durch das Bloggen die Art und Weise verändert, wie du Bücher kaufst?
In den Genres, die ich gerne lese, kenne ich eigentlich schon jedes Buch allein vom Sehen durch Instagram. Ich denke, meine Kaufentscheidung wird dabei auch stark von der Community beeinflusst, immerhin habe ich automatisch im Kopf, was ich bereits auf Bookstagram über das Buch gehört habe. Natürlich muss irgendwo auch die Ästhetik des Covers passen, falls ich damit ein schönes Bild machen möchte. Davon will ich mich aber nicht allzu sehr beeinflussen lassen – ansonsten kann man ein spannendes Buch ja auch ohne Foto ins Regal stellen oder als eBook lesen. Trotz all dessen versuche ich, auch unbekannteren Büchern und AutorInnen eine Chance zu geben. Sich auch mal von der Auswahl in der Buchhandlung überraschen zu lassen, macht den Spaß am Stöbern aus!

Wie sieht eigentlich dein Alltag aus? Liest du den ganzen Tag?
Das ist unterschiedlich. Ich habe das Glück, dass ich mit der Uni sehr flexibel bin. Da kann ich auch sehr gut drei Dinge gleichzeitig machen. Ich mache morgens einen Plan, dann konzentriere ich mich natürlich auf meine Priorität, die Uni. Instagram kann man da immer so ein bisschen dazwischen schieben, dass ich mich ab und zu mal melde und gucke, dass ich auch wichtige Beiträge von Anderen mitbekomme. Nachmittags versuche ich dann, mir Zeit für mich zu nehmen, zum Beispiel Freunde treffen oder etwas schreiben. Ein festes Ritual ist mittlerweile, dass ich um ca. 22 Uhr nochmal anfange, Nachrichten zu beantworten. Ab 23 Uhr oder manchmal auch später lege ich das Handy dann aber außer Reichweite, um mindestens eine halbe Stunde bis Stunde vor dem Einschlafen lesen zu können.

„ Der wichtigste Schritt ist, sich zu trauen!“

Welche Tipps würdest du angehenden BloggerInnen mit auf den Weg geben?
Man sieht ja an meiner Geschichte, dass man gar nicht von Anfang an unbedingt einen Plan haben muss. Der wichtigste Schritt ist, sich zu trauen. Der Austausch und die Interaktion mit Anderen ist für mich das Schönste. Ich würde dazu raten, dass man wirklich viel interagiert, also bei Anderen kommentiert, sich über Bücher austauscht, ein paar private Nachrichten schickt. Natürlich hat man Hemmungen, wenn die Person schon viele Abonnenten hat. Die muss man wirklich nicht haben, das sind genauso Menschen, die Bücher lieben und deswegen auf Instagram kommen, um sich auszutauschen. Bedenken sollte man auf jedem Fall, dass Bookstagram sehr zeitintensiv ist, allein durch die App Instagram, durch das Bildermachen, durch Texteschreiben. Aber es gibt einem eben wahnsinnig viel zurück und lohnt sich in jedem Fall.

Wie viele Bücher liest du so im Durchschnitt? Und liest du alle Bücher fertig?
In den letzten zwei Jahren habe ich immer um die 90 Bücher pro Jahr gelesen. Dass ich ein Buch mal nicht zu Ende lese, passiert selten, da muss wirklich viel unstimmig sein. Immerhin möchte ich ein Buch fair bewerten. Ich habe auch einige Bücher, die ich zunächst zur Seite lege und denen ich später noch eine Chance gebe.

Gibt es eine Buchfigur, mit der du gerne mal tauschen würdest?
Da gibt es einige, vor allem in verschiedene Fantasywelten würde ich unglaublich gerne reisen. Als ich selbst würde ich dort vermutlich nicht lange überleben, also müsste ich schon mit einer mutigen und starken Protagonistin tauschen, zum Beispiel Feyre Archeron aus „Das Reich der sieben Höfe“. Weniger gefährlich wäre es vermutlich als ein Charakter aus der Again-Reihe von Mona Kasten. Ich glaube, am College in „Woodshill“ würde ich mich wohlfühlen.

Auf was dürfen wir uns noch von @julezreads dieses Jahr freuen?
Ich werde wieder viel lesen und auf meinem Account in Booktalks über Bücher quatschen. Für alles andere lasse ich mich überraschen – ich freue mich auf alles, was auf mich zukommt.

#Bookstagram Ausdrücke:

SUB = Stapel ungelesener Bücher

TBR = To be read (engl. Version von SUB)

CR = Current Read (aktuelles Buch, das man liest)

Plot = die (Haupt-) Handlung einer Geschichte

Trope = Ein Stilmittel, das sich immer wieder findet, z.B. „Enemies To Lovers“, Liebe auf den ersten Blick, der Auserwählte in Fantasy-Romanen – oft auch ein Klischee

Buchbubble = (wörtl. Buchblase) gemeint Buchbranche als Ganzes, aber wird besonders verwendet, um über die (Online-) Buch-Community zu sprechen

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