EIN GLÜCKSGRIFF, sagt Romy Fölck über das malerische Zuhause, das sie in ihrer Wahlheimat gefunden hat. Die Schriftstellerin ist aus Leipzig umgezogen vor die Tore Ham­burgs: in die Naturidylle der Elbmarsch. Schafe grasen auf dem Deich, dessen sattes Grün dem häufigen Regen zu verdanken ist. Schmuddelwetter? Für Romy Fölck ist es das ideale Stimmungsklima, um düstere Szenen zu schreiben. Beim Schnacken mit der benachbarten Obstbauern-Familie gewann sie genaue Kenntnisse für ihren neuen Krimi – und das Gefühl, dass sie in der Elbmarsch wunderbar aufgehoben ist.

Sie wurden im sächsischen Meißen geboren, haben in Dresden Jura studiert und Ihre Wahlheimat unweit von Hamburg gefunden – genauer gesagt: in der Elbmarsch. Wie hat es Sie denn in diese malerische Gegend verschlagen?
Ich bin der Liebe wegen in den Norden gezogen. Mein Mann und ich haben in der Elbmarsch ein idyllisches Grundstück für unser Haus gefunden. Ein Glücksgriff!

Was lieben Sie besonders an Landschaft und Leuten in der Elbmarsch?
Ich liebe das flache Land an der Elbe mit seinen Deichen, Reetdachhäusern und der ganzen Vogelvielfalt. Mir geht das Herz auf, wenn ich den nordischen Dialekt höre, obwohl ich anfangs eine Weile brauchte, bis ich „Moin moin“ gesagt habe.

Ob Dresden in früheren Werken oder nun Deichgraben: Die besondere Atmosphäre von Schauplätzen hat in Ihren Krimis Tradition. Was inspiriert Sie?
In meiner Heimatstadt Dresden hatte ich meine erste Idee für einen Kriminalroman. Aber als ich in die Elbmarsch zog, war mir sofort klar, dass mein neuer Roman hier spielen wird. Ich war überwältigt von dieser Kulisse!

Was macht die Elbmarsch für Sie zum idealen Schauplatz?
Das düstere Herbstwetter in der Marsch mit Herbststürmen, Nebel und Regen war perfekt für mein Krimisetting. Darüber hinaus wollte ich gern eine dörfliche Idylle aufbrechen. Menschen, die sich lange kennen, sollten Geheimnisse voreinander haben. Das Böse sollte zwischen den Reetdachhäusern lauern. Eine wunderbare Grundlage für eine Krimireihe!

Nach eigenem Bekunden sind Sie kein Schreibtischmensch. Welches Ambiente wirkt sich positiv auf Ihre Kreativität aus?
Ich schreibe am Esstisch im Wohnzimmer, im Garten, im Café oder sogar manchmal im Bett. Auch „Totenweg“ ist so entstanden. Ich brauche eine gemütliche Umgebung zum Schreiben, dann fließen meine Gedanken.

Was bewährt sich Ihrer Erfahrung nach beim Schreiben: Akkurates Durchplanen oder flottes Drauflosschreiben?
Ich setze auf eine gute Planung. Für mich ist es wichtig, den Krimiplot von Anfang bis Ende exakt zu durchdenken. Wichtige Figuren, Verläufe und Wendungen stehen vor dem Schreibbeginn fest. Aber auch während der Arbeit am Roman habe ich noch gute Ideen, die ich einarbeite. Dann dürfen sie aber meinen Plot nicht mehr grundlegend torpedieren.

Dem Rat Ihrer Mutter entsprechend haben Sie erst einmal etwas Vernünftiges gelernt – beziehungsweise Jura studiert. Wie kam es, dass Sie dann doch noch Vollzeit-Schriftstellerin wurden?
Schreiben wollte ich schon immer. Mir war jedoch klar, dass dieser Traum nicht von heute auf morgen funktioniert. Also habe ich studiert und mir einen Job in der Wirtschaft gesucht. Als mein damaliger Arbeitgeber 2012 die Geschäftsstelle aufgab und ich mit der Firma in eine andere Stadt hätte gehen sollen, habe ich gekündigt und bin in den Norden gezogen. Seitdem bin ich freiberufliche Schriftstellerin und sehr glücklich mit dieser Entscheidung.

Ihre wichtigsten Tipps für andere Schreibbegeisterte, die ebenfalls ihr Glück versuchen möchten?
Ganz wichtig: Nicht sofort die Flinte ins Korn werfen, wenn es nicht läuft. Kritik nicht als Beleidigung sehen, sondern als Hilfestellung. Absagen von Agenturen oder Verlagen als Ansporn verstehen, um besser zu werden.

„Totenweg“ ist zugleich der Auftakt einer Reihe. Im Einsatz ist ein ganz besonderes Ermittlerduo. Welche Gegensätze prallen da aufeinander?
Frida Paulsen ist Anfang dreißig und Studentin der Polizeiakademie. Bjarne Haverkorn steht als Beamter der Mordkommission kurz vor der Pensionierung. Beide trennen fast 30 Jahre Altersunterschied, was schon allein Gegensätze schafft. Aber auf der anderen Seite bietet es beiden auch eine Chance in der Zusammenarbeit: Fridas jugendlicher Ehrgeiz und Haverkorns Lebens- und Berufserfahrung sind eine großartige Kombination.

Frida muss in mehrfacher Hinsicht zeigen, was in ihr steckt. Was genau macht die Herausforderung aus?
Sie muss vor allem ein Kindheitstrauma auf dem Hof überwinden und sich ihren alten Geistern stellen. Daneben soll sie den Obsthof ihrer Eltern retten, obwohl sie keinerlei Erfahrung im Obstbau hat. Sie muss sich entscheiden, ob sie ihr Erbe verlieren oder kämpfen will.

„Cold cases treiben mich an“

Bjarne und Frida sind bei ihren Ermittlungen nicht nur mit ihrem aktuellen Fall beschäftigt, sondern auch mit einem unaufgeklärten Mord vor 18 Jahren. Was macht Ihr Interesse an Cold Cases aus?
Ungeklärte Morde oder seit Jahren verschwundene Menschen faszinieren mich schon immer. Solche Fälle treiben mich an, auch beim Krimischreiben. Deshalb wird sich diese Reihe auch immer wieder mit Cold Cases befassen.

Zu Ihrer Arbeitsroutine gehören akribische Recherchen. Was waren Ihre wichtigsten und interessantesten Auskunftsquellen für „Totenweg“?
Ich habe natürlich mit verschiedenen Polizisten gesprochen. Aber besonders gemütlich sind immer die Treffen mit meinem Nachbarn, einem Obstbauern, der mir viel über seine Arbeit und das Leben in der Marsch erzählt. Spannend!

Sie bezeichnen sich selbst als Angsthase. Wieso das denn?
Ich habe natürlich keine Angst vor die Tür zu gehen. Aber ich denke immer und überall: „Was wäre, wenn …“ Ich habe sofort Bilder vor Augen, wenn beim Joggen eine Plastiktüte im Baum hängt, während andere achtlos weitergehen. Deshalb laufe ich eben am Tag und nicht im Dunkeln in der Marsch. Meine Phantasie ließe mir keine Ruhe.

In Ihrem Heimatdorf können Sie direkt vor der Haustür aus dem Vollen schöpfen, was erntefrisches Obst anbelangt. Was tischen Sie Ihren Gästen am allerliebsten auf?
Ich liebe es, mit frischen Zutaten zu kochen und zu backen. Davon gibt es hier in den Hofläden ein großes Angebot. Ob frische Salate, Pasta, saftige Steaks, Thai-Curry oder ein Apfelkuchen mit Gitter, meine Gäste gehen nie hungrig nach Hause.

Romy Fölcks
Apfelkuchen mit Gitter

Für den Teig:

  • 400 g Mehl
  • 130 g Zucker
  • 150 g Butter oder Margarine
  • 2 Eier
  • 2 Päckchen Vanillezucker
  • 1 Päckchen Backpulver

Für die Füllung:

  • 500 ml Milch
  • 2 Päckchen Vanillepuddingpulver
  • 4 gehäufte EL Zucker
  • 1 Prise Salz
  • 8 große, süße Äpfel
  • 2 EL Zimtzucker

Alle Zutaten für den Teig verkneten. Die Teigkugel in Klarsichtfolie wickeln und für 30 Minuten in den Kühlschrank legen.

Für die Füllung den Vanillepudding mit einer Prise Salz kochen und etwas abkühlen lassen. Die Äpfel schälen und grob reiben. 4 EL Zucker und das zweite Päckchen Vanillepuddingpulver (trocken) hinzufügen und verrühren.

Den Teig aus dem Kühlschrank nehmen und in zwei Hälften teilen. Eine Hälfte des Teiges mit den Händen in eine mit Backpapier ausgelegte und an den Seiten gefettete Springform drücken. Auf den Boden den gekochten Vanillepudding geben, darauf die geraspelten Äpfel.

Aus dem restlichen Teig das Teiggitter vorbereiten: Lange dünne Teigstangen rollen und diese auf der Apfelfüllung zu einem Gitter legen. Teigrollen auch an den Rand der Springform legen. Zimtzucker darüberstreuen und den Kuchen im Backofen bei 180 °C Umluft ca. 40 Minuten backen. Nach 20 Minuten den Kuchen mit Backpapier abdecken, damit das Gitter nicht zu braun wird. Nach dem Backen den Kuchen noch etwas im Backofen ruhen lassen und anschließend mit Puderzucker bestäuben.

Zum Kuchen etwas Schlagsahne, Vanilleeis oder Vanillesoße reichen.