KOFFERPACKEN können wir uns sparen und dennoch Neuland erkunden? Klar! Nichts einfacher als das, mit leichtem Gepäck, ganz ohne Stau und Jetlag. Die günstigsten Gelegenheiten gibt es im eigenen Umkreis bei „Mikroabenteuern“ und die besten Inspirationen dafür bei Christo Foerster, z.B. im Podcast „Frei raus“ und in mehreren Bestsellern. Nun druckfrisch: „Mikroabenteuer. Das Jahreszeitenbuch“ für jede Saison und sämtliche Wetterlagen. Eine Einladung, die Welt neu zu entdecken – und was in einem selbst steckt. Auf ins Blaue!

Wann und wie haben Sie den Mikroabenteurer in sich entdeckt?
Das war in einer Zeit, in der ich die großen Abenteuer nicht mehr so zelebrieren konnte und wollte, aber spürte, dass meine Lust auf das Entdecken jenseits der Komfortzone an sich ungebrochen war. Ich entschied spontan, über Nacht nonstop mit dem Fahrrad von Hamburg nach Berlin zu fahren, um mit einem Freund am Brandenburger Tor zu frühstücken.

Wie war‘s?
Es war ein Höllenritt, aber ich kam an. Nach dem Frühstück stieg ich in den nächsten Zug zurück und stand 24 Stunden nach meiner Abfahrt wieder an meiner Haustür. Das war im doppelten Sinn ein Schlüsselmoment.

Wodurch wurde Ihnen klar, dass Ihre nächtliche Radtour von Hamburg nach Berlin erst der Anfang war?
Ich erkannte, dass ich auf nichts warten muss, dass ich weder viel Zeit, Geld, Planung noch ein spektakuläres Setting brauche, um ein Abenteuer zu erleben. Ich muss nur raus und machen.

Wie definieren Sie Mikroabenteuer?
Zuerst ist ein Mikroabenteuer ein Abenteuer, also eine Unternehmung, die auf neue Wege führt – heraus aus der Komfortzone, ohne Garantie auf Gelingen. All das geht auch in klein, ohne großen Aufwand in der näheren Umgebung, und dann ist es mikro.

Welchen Spielregeln folgen Sie?
Ich habe drei persönliche Bedingungen, die ein Mikroabenteuer von anderen Dingen unterscheiden, die ich draußen mache: Maximal 72 Stunden, kein Auto oder Flugzeug, und wenn eine Nacht dabei ist, verbringe ich sie draußen ohne Zelt. Aber das ist natürlich keine allgemeingültige Definition. Die kann es gar nicht geben.

Den guten alten Sonntagsspaziergang halten Sie nicht für ein Mikroabenteuer. Warum eigentlich nicht?
Für mich ist das einfach nicht abenteuerlich genug. Ich will diesen Begriff nicht verwässern. Aber meine Komfortzone ist auch nicht das Maß aller Dinge.

„Etwas wagen, die eigenen Grenzen ausloten …“

Auch Bungeespringen geht bei Ihnen nicht als Mikroabenteuer durch. Der Adrenalinkick reicht also nicht?
Der Kick ist kein Kriterium des Abenteuers, im Gegenteil. Beim Abenteuer geht es darum, etwas zu wagen, die eigenen Grenzen und Fähigkeiten, die Wahrnehmung in kleinen Schritten auszuloten. Sich an TÜV-geprüften Seilen ins Nichts zu stürzen ist etwas völlig anderes.

Für wen eignen sich Mikroabenteuer?
Für jeden, der oder die eine Komfortzone hat. Wir vergleichen uns viel zu viel. Stattdessen sollten wir uns fragen: Was kann mein nächster Schritt in ungewohntes Terrain sein?

Wie ist bei Ihren Mikroabenteuern die optimale Mischung zwischen geplant und spontan?
Optimal gibt’s nicht. Ich versuche, der Spontanität mehr Raum zu geben, aber das kommt sehr darauf an. Wenn sie mit dem SUP nach Helgoland paddeln wollen, müssen Sie schon ein paar Dinge vorher checken, für eine Hängemattennacht im Wald dagegen überhaupt nichts planen.

Was lassen Sie hinter sich, wenn Sie aufbrechen?
Termine, E-Mails und anderweitige Verpflichtungen.

„In Lösungen zu denken, hilft immer und überall.“

Was war bei Ihren Mikroabenteuern Ihre größte Panne?
Ich vergesse beim Packen gerne mal was Wichtiges. Dann rutscht mir kurz das Herz in die Hose, wenn ich es bemerke, aber schon im nächsten Moment bastele ich an einer Lösung. Und in Lösungen zu denken, hilft immer und überall.

Sie versichern, dass Mikroabenteuer das Leben verändern. Was haben Sie an sich selbst festgestellt?
Mein Fokus geht immer darauf, das Beste aus dem zu machen, was ich habe, da, wo ich bin. Das befreit. Weil ich nicht die perfekte Lösung brauche, sondern eben die beste in diesem Moment.

Wie ist Ihr Rhythmus zwischen Alltag und Mikroabenteuer?
Die größte Kraft der Mikroabenteuer ist für mich, dass ich mit ihnen meinen Alltag verändere, anstatt ihm ständig zu entfliehen, wie wir es oft mit großen Reisen machen. Wahrscheinlich bin ich im Schnitt alle zwei Wochen auf einem kleinen Abenteuer.

Woran merken Sie deutlich, dass die Zeit reif ist?
Spätestens, wenn ich zu Hause höre: „Papa, chill mal!“

„Ich teile Ideen und Inspiration, keine Ratschläge.“

Ihre Bücher verstehen Sie nicht als Gebrauchsanweisungen. Was schwebt Ihnen stattdessen vor?
Es gibt keine Gebrauchsanweisungen fürs Leben, auch wenn wir uns das oft wünschen. Dafür sind wir alle zu unterschiedlich. Ich glaube, es ist sehr wichtig, das zu akzeptieren und unseren eigenen Weg zu gehen. Deshalb teile ich gerne Ideen und Inspiration, aber nie Ratschläge.

Welche Basics benötigt man?
Zum Wandern Schuhe, zum Radfahren ein Fahrrad, zum Übernachten einen Schlafsack. Wie viel Hightech es für uns sein muss, finden wir schon heraus, wenn wir erstmal da draußen sind.

Ihr neuer Titel lautet „Das Jahreszeitenbuch“. Welche Überzeugung steht dahinter?
Viele fallen nach dem Sommer in ein Loch. Dabei bietet jede Jahreszeit großartige Möglichkeiten für Mikroabenteuer. Herbst und Winter haben sogar etliche Vorteile. Ich liebe es, unterwegs zu sein, wenn ich nicht ständig auf Schönwetter-Radler mit E-Bike treffe.

Was war Ihr wettermäßig ungemütlichstes oder extremstes Abenteuer?
Da fällt mir direkt der Schneesturm auf der Serles bei Innsbruck ein. Und der Starkregen bei Windstärke 9 auf Sylt. Bei beiden Mikroabenteuern hatte ich die Bühne da draußen für mich allein. Und bei beiden wurde ich nach einer ungemütlichen Nacht am nächsten Morgen mit freundlicherem Wetter belohnt.

„Suche Möglichkeiten, keine Ausreden!“

Wie lotsen Sie als erfahrener Motivationstrainer weniger unternehmungsfreudige Naturelle nach draußen? Was versprechen Sie?
Garantien gibt es ja nur für Dinge mit Gebrauchsanweisung. Versprechen tue ich also gar nichts. Aber die Chancen stehen gut, dass sich eine ganz neue Erfahrungswelt auftut. Ob wir etwas tun oder nicht, hat immer auch mit Prioritäten zu tun. Wenn es uns lieber ist, auf dem Sofa zu sitzen und Netflix zu gucken, anstatt draußen zu sein, ist uns das in dem Moment offenbar wichtiger. Ist doch okay. Nur dann sollten wir nicht ständig dem Draußensein hinterhertrauern. Die schöne Aussage „Eigentlich bin ich ganz anders, ich kommen nur so selten dazu” passt auch auf Möchtegern-Abenteurer. Wenn es dir wirklich wichtig ist, dann suche Möglichkeiten und keine Ausreden.

Und wie motiviert sich der Motivationstrainer Christo Foerster, wenn er ausnahmsweise mal eine Durststrecke hat?
Ich erinnere mich an bestimmte Momente, Gerüche oder Gefühle von meinen Mikroabenteuern. Die gleiche ich mit dem Ist-Zustand ab. Dann schießt das Draußensein in der Prioritätenliste meist raketenartig nach oben.

Welche drei Dinge bewähren sich speziell im Sommer?
Ich liebe es, mit meinem SUP zu Abenteuern auf dem Wasser aufzubrechen. Gerade bewege ich eine Idee, bei der ich das Paddeln und Wandern kombinieren möchte, ohne irgendeinen Support von außen. Dann natürlich meine Hängematte, in der ich am besten schlafe, und gutes Mückenzeug.

Welche sommerlichen Ideen würden sie als Startsignal für absolute Anfänger ins Spiel bringen?
Die Sonne an einem besonderen Ort aufgehen sehen, eine Nacht draußen verbringen, den höchsten Punkt des eigenen Bundeslandes erklimmen, ein größeres Gewässer durchschwimmen und dabei Klamotten und Co. selbst transportieren, wie auch immer.

Ihr Sommertipp für Nachtschwärmer?
In der ersten Augusthälfte erreicht der Perseidenstrom seinen Höhepunkt und die Nächte sind oft klar. Am besten suchen Sie sich dann einen ruhigen Platz fernab der nächsten Stadt, lehnen sich zurück und freue sich über alles, was kommt. Oder auch nicht kommt.

„Neue Erfahrungen im Gepäck!“

Was, wenn man die selbstgewählte Herausforderung nicht bewältigt?
Dann ist man trotzdem weiter als vorher, weil man neue Erfahrungen im Gepäck hat.

Welche Kernbotschaft würden Sie allen mit auf den Weg geben?
Da zitiere ich die österreichische Philosophin Lisz Hirn: „Jedes Abenteuer ist nur eine Entscheidung von dir entfernt.“

Welches Feedback freut Sie besonders?
Ich freue mich am meisten, wenn Leute mir schreiben, dass sie mein Buch zur Seite gelegt haben und direkt aufgebrochen sind nach draußen. Eine junge Frau aus Österreich hat eines meiner Bücher gelesen, als sie voll in einem Burnout mit Tendenz zur Depression steckte. Sie lieh sich ein Rad und fuhr los Richtung kroatische Küste. Drei Tage später war sie da. Sie schrieb mir, dass dieses Abenteuer alles für sie verändert hätte. Solche Rückmeldungen sind mir unendlich mehr wert als jeder Cent Tantiemen.