Zu dick? Zu dünn? Kommt es zu bedenk­lichem Nähr­stoff­mangel, wenn Kinder sich fast nur von Nuss-Nougat-Creme und Nudeln ernähren? Sind Hal­tungs­schäden bei PC-Freaks zu befürch­ten? Ist fün­fmal Fußball­training in der Woche wirk­lich gut für kleine Tor­schützen­könige? Solche Fragen verur­sachen in vielen Familien Kon­flikte und Verun­sicherung. Höchste Zeit für Gelassen­heit und fun­dierte Fakten finden die renommierten Gesundheits­experten Prof. Dr. Ingo Froböse (IF) und Peter Großmann (PG). Der glück­liche Paten­onkel und der zweifache Vater machen mit ihrem ganz­heit­lichen Ratgeber Groß und Klein fit!

Über einen Mangel an Ratgebern kann man wirklich nicht klagen. Warum halten Sie Ihr neues Gemeinschaftswerk dennoch oder gerade deshalb für nötig?
IF: Mit unserem Ratgeber für Eltern wollen wir helfen, den Weg durch den Dschungel der Tipps und Erziehungsdogmen für die Gesundheit und Fitness ihrer Kinder zu finden. Dabei versuchen wir, leicht und ohne erhobenen Zeigefinger aktuelle Diskussionen aufzugreifen und einfache Alltagslösungen zu beschreiben.
PG: Genau, wir nehmen Eltern ein wenig die Angst, etwas zu verpassen oder zu wenig zu machen. Denn körperliche Aktivität und Ernährung sind gar nicht so kompliziert, wenn man die wesentlichsten Dinge beherzigt.

Wie kamen Sie auf den Buchtitel?
IF: Der Sporticus symbolisiert für uns einen Begriff, der ein wenig Anleihe in der Antike und somit in unserer Geschichte nimmt. Der maßvolle Umgang mit unseren Ressourcen sowie das grundlegende evolutionäre Bedürfnis nach viel Bewegung, Sport und Genuss sind dabei für uns Leitlinie bei der Namensgebung gewesen.

Welche Erfahrungsmöglichkeiten fehlen Kindern heute am allermeisten?
IF: Das Spielen draußen und vor allen Dingen in Verbindung mit der Natur und ihren vielen Reichtümern, wie es früher völlig normal war. Zudem war vor gar nicht mal so langer Zeit die Natürlichkeit der Ernährung in den meisten Familien völlig normal. Das Schmecken und der Genuss von Gemüsen, Obst und Getreide in vielfältiger Form war ständig möglich.

Wie finden Kinder den Sport, der zu ihnen passt?
IF: Kinder alles ausprobieren zu lassen und ihnen die vielfältigen Möglichkeiten von Bewegung und Sport anzubieten. Auch wenn sie mal scheitern, ist das nicht schlimm, denn sie haben eine Erfahrung gemacht, die wertvoll ist. Aktuell sind zwei Extreme zu beobachten: immer mehr Körperkult bei den einen, immer mehr Übergewicht bei den anderen.

 

„Kinder alles ausprobieren lassen!“

Wie findet man ein wirklich gesundes Maß?
PG: Indem man auch mal ohne Hysterie analysiert. Nicht jedes Kilo mehr beim Kind ist eine Katastrophe. Und auch nicht, wenn der Nachmittag mal auf der Couch verbracht wird. Gesundes Maß heißt, auch mal Unvernünftiges zu erlauben. Ohne Strafe und Dogma agieren. Und gleichzeitig mit Spaß und Freude motivieren.

Was empfehlen Sie, um – möglichst nervenschonend – den Nachwuchs zu überzeugen, wenn es um gesunde Ernährung geht?
IF: Wir würden die Diskussion über gesunde oder ungesunde Ernährung bei Kindern gar nicht führen wollen, sondern sehr viel eher den Geschmack und den Genuss in den Vordergrund rücken.

Wie klappt das?
IF: Indem man sich wirklich Mühe gibt bei der Herstellung und Präsentation der Nahrungsmittel auf dem Teller. Dabei kann man gesunde Dinge einfach verstecken, vor allem aber sollte man gar nicht erst die Aufmerksamkeit darauf lenken. Mit der wichtigste Punkt ist, die Quantität des Essens zu überwachen und klare Zeitpunkte des Essens zu definieren und einzuhalten. Dann treibt der Hunger die Kinder auch schon mal dazu, die gesunden Dinge mit anderen Augen zu betrachten.

Die wichtigste Leitlinie, die sich bei Ihnen im Umgang mit Kindern im Bereich Bewegung und Sport bewährt hat?
PG: Beim Sport leiten und begleiten. Und vor allem auch selber machen.
IF: Bei meinen Patenkindern habe ich gelernt, dass wenige Regeln, aber diese konsequent eingehalten, die beste Strategie sind.

Wie war das während der Arbeit an Ihrem neuen Buch? Sind Sie da tatsächlich rundum zufrieden mit Ihrer Bilanz in puncto Ernährung und Bewegung? Kamen Sie z.B. ohne Gummibärchen aus?
IF: Bei mir waren es zwar keine Gummibärchen, aber manchmal hilft mir ein leckeres, zartschmelzendes Stückchen dunkle Schokolade, wieder auf neue Gedanken zu kommen.
PG: Da ich beim Schreiben zufällig gerade eine Zuckerpause gemacht habe, sah es mit den Belohnungen eher mau aus. Aber bei Fahrrad- und Laufpausen konnte ich frische Gedanken produzieren.