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JOCHEN SCHWEIZER ist Abenteurer, (Über)Lebenskünstler, Extremsportler, agiler Unternehmer, charismatischer Top-Speaker, Bestsellerautor, TV-Persönlichkeit und mit seinen Social-Media-Kanälen sehr präsent. Er weiß, wovon er spricht, denn er hat tatsächlich alles selbst erlebt. Als Gründer der gleichnamigen Marke wurde er wie kein anderer zum Inbegriff für Erlebnis. In seinem neuen Buch „Die Begegnung – Eine Geschichte über den Weg zum selbstbestimmten Leben“ teilt er mit uns Lesern Erfahrungen und Erkenntnisse – auf berührende und packende Weise. Jochen Schweizers Überzeugung: „Es gibt immer einen Weg!“
Wie kam Ihnen die Idee zu Ihrem Buch?
Die Idee für die Geschichte ist tatsächlich in Norwegen entstanden, in einer Sturmnacht auf meiner „Hytte“. Ich habe mir die Frage gestellt, was wäre, wenn ich im Alter von 95 Jahren mir selbst begegnen würde im Alter von 15 Jahren. Was hätte ich mir zu sagen? Daraus entstand ein ganzer Roman, in dem ein alter Mann am Ende seines Lebens einem jungen Ausreißer sein ganzes Wissen, seine ganze Weisheit vermittelt.
Was zieht Sie immer wieder nach Norwegen, wo „Die Begegnung“ spielt?
Wenn man ein schnelles, intensives Leben lebt, dann braucht man immer wieder Momente, in denen man innehält, um wieder zu sich selbst zu kommen. Norwegen ist bereits vor über 30 Jahren zu meiner zweiten Heimat geworden. Die Natur und das Oceankayaking bringen mich immer wieder zu meiner inneren Mitte zurück. Durch das Alleinsein und den Entzug von äußeren Einflüssen kann ich mich re-fokussieren.
Welche Aspekte des Buches wurden von Ihrem eigenen Leben inspiriert?
Das Buch handelt von der Geschichte des Abenteurers Hakon, der sich in jungen Jahren gegen eine bürgerliche Existenz entscheidet, um dem Ruf der Wildnis zu folgen, der viele Hindernisse und Schicksalsschläge überwinden muss, um schließlich im hohen Alter ganz bei sich selbst anzukommen.
Ich glaube der schwierigste Weg ist der Weg zu sich selbst. Auch wenn der Roman fiktiv ist, hat mir mein Leben viele Impulse gegeben, die als Grundlage für einzelne Geschichten und auch für die anderen Romanfiguren gedient haben. Manche Ereignisse, die ich beschreibe und auch die Charaktere, die ich konstruiert habe, sind fiktiv, andere sind biografisch und wieder andere sind eine Mischung daraus. Die Leidenschaft zum Kajakfahren ist die wohl offensichtlichste Parallele. Die Fragen des 15-jährigen Ausreißers Sverir, die weisen Antworten des alten Hakon, die starke Frauenfigur Innegred, der stille Mentor Olaf Olafsson – all diesen Charakteren bin ich in meinem Leben schon begegnet – aber nie in nur einer Person.
Die Lehren, die ich durch den Roman vermitteln will – z.B. radikales Verzeihen als Notwendigkeit, um persönlich frei zu sein – sind allesamt Erkenntnisse, die mich mein eigenes Leben gelehrt hat.
„… der Weg lässt sich auf fünf Schritte herunterbrechen …“
Wie erreicht man ein selbstbestimmtes Leben?
Auf das Wesentliche reduziert, lässt sich der Weg zu einem selbstbestimmten Leben auf fünf Schritte herunterbrechen: In einem ersten Schritt gilt es zu erkennen und zu akzeptieren, wer man eigentlich ist, und dann das Leben aus dem Holz zu schnitzen, aus dem man gemacht ist. Diese Selbsterkenntnis ist die Voraussetzung, um sich anschließend ein Ziel zu definieren. Denn wer keine Ziele im Leben hat, der wird auch niemals Unabhängigkeit erlangen können. Der Sinn deines Lebens ist, deinem Leben einen Sinn zu geben. In einem dritten Schritt muss man lernen, an diesen Zielen festzuhalten, auch wenn es Widerstände und Probleme gibt. Denn nur wer die Fähigkeit der Resilienz erlernt, der wird seine selbstgesteckten Ziele auch verwirklichen können. Der vierte Schritt, der nach der Erfüllung seiner selbstgesteckten Ziele notwendig wird, ist der Schritt, der Welt etwas zurückzugeben. Wahre Zufriedenheit wird der Mensch nämlich erst dann erlangen, wenn er dazu beiträgt, diese Welt ein Stück weit besser zu hinterlassen, als sie war, als er in sie hineingeworfen wurde. Ein letzter, fünfter Schritt ist schließlich der Schritt des radikalen Verzeihens. Nur auf diese Weise schließt man endgültig Frieden mit sich und seiner Umwelt.
„Die Begegnung“ ist sowohl der Titel Ihres aktuellen Coaching-Projekts als auch neuen Buches. Worin besteht die Verbindung? Welches Kernthema steht dahinter?
Das Leben ist unser größtes Abenteuer. Oftmals gerät man jedoch in Lebenssituationen, in denen man sich fragt, ob das jetzt alles gewesen ist, welche Ziele man eigentlich hat, ob man den eigenen Traum lebt oder doch von äußeren Einflüssen beschränkt wird. Menschen wünschen sich ein selbstbestimmtes Leben, brauchen jedoch manchmal nur noch einen Impuls, um die eigenen Ziele und Wünsche zu verwirklichen. Diese Impulse möchte ich gemeinsam mit Gabriel Schandl im Seminar „Die Begegnung“ geben. So wie Hakon im Roman Sverir geholfen hat, sich mit seiner Vergangenheit, seiner Zukunft, seinen Ängsten, Erfolgen und Misserfolgen, Grenzen und Glaubenssätzen auseinanderzusetzen, so möchten wir die Seminarteilnehmer/innen bei ihrem Weg zum selbstbestimmten Leben begleiten.
Für sein erstes eigenes Kajak wählt Sverir einen besonderen Namen: „Svalbard“, das alte nordische Wort für Spitzbergen und für den Jungen ein kühnes Ziel. Zu Zielen haben Sie eine besondere Haltung. Welche?
In meinem Roman geht es ja auch um Ziele, um fremdbestimmte, selbstbestimmte, schädliche oder heilsame Ziele. Ziele, die dich von deinem Selbst entfernen, und solche, die dich zu deinem Selbst zurückbringen. Der wilde, unbeugsame Sverir nennt sein erstes Kajak, für das er schon als Kind so hart gearbeitet hat, Svalbard. Damit markiert er auch gleichzeitig ein großes Ziel. Denn wer Großes erreichen will, der muss große Ziele haben.
„Wer nichts riskiert, verliert garantiert.“
Sverir sehnt sich nach Abenteuern. Was verstehen Sie selbst darunter und was lockt Sie?
In der Unsicherheit des Unbekannten wartet der perfekte Moment, dort lernen wir zu fliegen. Abenteuer bedeutet schließlich nichts anderes als Unsicherheit – aber nur in der Unsicherheit liegt die Chance. Chance und Risiko bedingen einander, das eine kommt nicht ohne das andere. Wer etwas riskiert, der kann verlieren. Aber wer nichts riskiert, verliert garantiert. Natürlich suche ich in meinem Leben nicht jeden Tag neue Herausforderungen, aber immer wieder neue Erfahrungen und Erlebnisse.
Mit der Reise nach England haben Hakon und sein Vater Ansgar eine große Reise angetreten, das erfordert Mut. Ob als Stuntman oder als Unternehmer: Sie haben vieles gewagt, was sehr mutig wirkt. Wie definieren Sie selbst Mut? Was hat Ihnen am meisten davon abverlangt?
Das Schwierigste und Wichtigste im Leben ist es, das ureigene Talent in sich selbst zu entdecken. Und den Mut zu haben, es zur Entfaltung zu bringen. Ängste behindern uns darin, das Leben voll auszukosten und das zu sein, wozu wir geboren sind: frei. Um unsere Ängste zu überwinden, müssen wir ihnen das Einzige entgegensetzen was wir vielleicht wirklich besitzen: Unseren Willen.
Unterwegs hat Sverir mit seinem Kajak Schiffbruch erlitten. Er betrachtet sich als gescheitert, Hakon sieht das anders. Und Sie?
Rückschläge gab es in meinem Leben viele. Sie gehören dazu. In Phasen des Neuanfangs – ob im Kleinen oder Großen – ist Haltung der Schlüssel zum Erfolg. Ich habe mir schon früh eine resiliente Lebenshaltung angeeignet. Sein Leben resilient zu führen, bedeutet nicht nur, aus eigener Kraft nach Krisen wiederaufzustehen, sondern das ganze Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Es geht nicht alleine darum, einen Moment der Schwäche zu überleben und sich irgendwie auf den Beinen zu halten. Das Ziel heißt vielmehr, sich die Zukunft so zu formen, wie man sie haben will.
Nicht zuletzt zeigt Ihr Buch, dass es sich lohnt, auch und gerade unangepassten Jugendlichen etwas zuzutrauen. Wozu möchten Sie animieren?
Jeder verdient eine Chance. Und ich möchte dazu aufrufen, dass alle Menschen, die das Glück haben, etwas in ihrem Leben erreicht zu haben, etwas weiterzugeben.
„Meine Bestimmung ist es, Menschen zu motivieren …“
Sie haben eine sehr starke Personenmarke „Jochen Schweizer” geschaffen. Wie war der Weg dahin?
Das war nicht geplant und ich folge auch bis heute keiner am Außen orientierten Strategie. Als Kind besuchte ich ein paar Jahre eine Waldorfschule, habe mich aber erst später ernsthaft mit Rudolf Steiner und seiner „Philosophie der Freiheit“ beschäftigt. Steiner fragt: „Was hat der Mensch für eine Sendung in der Welt?“ und beantwortet die Frage mit: „Die, die er sich jeweils selbst setzt.“ Zu dieser Lehre gesellte sich später buddhistisch geprägtes Gedankengut, beispielsweise der Rat des Dalai Lama: „Respect the three R: Respect for others, Respect for yourself and Responsibility for all of your actions.“ Und zu dem Rat, auch sich selbst zu respektieren, kommt dann wieder ein Stück Steinersche Philosophie hinzu: „Frei ist der Mensch, insofern er in jedem Augenblick sich selbst zu folgen in der Lage ist.“ Das habe ich natürlich alles erst sehr viel später verstanden, als ich längst auf dem Weg war, den ich intuitiv gegangen bin – mit allen Irrwegen und Rückschlägen, die mich am Ende aber immer wieder zu mir selbst zurückgeführt haben. Ich glaube, mittlerweile verstanden zu haben, dass es mein Dharma, also meine Bestimmung oder mein Talent in diesem Leben ist, Menschen zu motivieren, Dinge zu tun, die sie nicht tun würden, wenn sie mir nicht begegnet wären. Ich als Person habe das Leben von ein paar Hundert, vielleicht sogar ein paar Tausend Menschen ganz direkt beeinflusst, indem Menschen mit meiner Unterstützung herausgefunden haben, wie viel mehr doch wirklich in ihnen steckt.
Warum ausgerechnet Erlebnisse, Herr Schweizer?
Gegenstände verlieren an Wert, man schreibt sie ab. Erlebnisse sind unvergänglich. Ich bin davon überzeugt, dass Erlebnisse das Salz in der Suppe des Lebens sind. Wir sind nichts anderes als die Summe unserer Erlebnisse und selbst gemachter Erfahrungen. Nicht alle Erfahrungen, die wir vom Leben zu machen gezwungen sind, sind positiv. Ich kann aber der Summe meiner Erfahrungen Erlebnisse hinzufügen, deren Qualität und Wirkung ich autonom bestimmen kann. Damit bestimme ich zu einem Teil auch meine Geisteshaltung. Unsere Geisteshaltung wird geprägt von den Emotionen die wir empfinden. Die Emotionen resultieren aus Erlebnissen und Erfahrungen. Diese resultieren wiederum aus den Entscheidungen, die wir fällen. Unser Denken, Sprechen und eben unsere Entscheidungen fußen auf unserer Geisteshaltung, die wiederum von Emotionen geprägt wird. Das ist der „Circle of Emotional Addiction“ den ich durchbrechen kann, wenn ich den Zusammenhang verstehe. Ich kann ihn durchbrechen, indem ich autonom entscheide, was ich erleben will und daraus ergeben sich Emotionen, die meine Geisteshaltung beeinflussen. Deswegen kann ich mich durch Erlebnisse zu dem machen, der ich sein will.
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