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„DREI TAGE IN QUIBERON“ „Marie Bäumer ist unglaublich in dieser Rolle.“ (ZDF heute-journal). Wer glaubt, damit würde er Marie Bäumer kennen, der irrt. Neben der Schauspieltätigkeit ist sie seit Jahren als Mediatorin und Trainerin aktiv. Mit dem „Atelier Escapade“ vermittelt sie Teilnehmern ihre Lebensphilosophie. Zentrale Aspekte sind dabei Atmung und Bewegung. Daraus entstand das Buch „Escapade“ mit einfachen Hilfestellungen – auch aus ihrem persönlichen Erfahrungsschatz.
Das Cover von „Escapade“ sieht nach großen Sprüngen aus. Welche Einladung verbinden Sie damit?
Aufbruch hat ja immer so einen gewissen Sprung in sich. Im Grunde genommen ist mein Credo, die Menschen dazu zu bewegen, dass sie sich bewegen! Innerlich und äußerlich. Es symbolisiert meine Aufforderung, einen Sprung aus der gewohnten Fassung zu wagen. Damit man sich einfach mal aus dem, was alltäglich und gewohnt ist, mit einem Hüpfer befreit.
Was macht den Begriff „Escapade“ für Sie zum Schlüsselbegriff sowohl für Ihre Arbeit im „Atelier Escapade“ als auch für Ihr Buch?
Wie vieles in meinem Leben war das gar kein bewusster, reflektierter Vorgang, sondern vielmehr intuitiv. Das flog mich so an, kam irgendwie zu mir. Die „Escapade“ ist im Französischen ein spontaner kleiner Ausbruch oder eine vergnügliche kleine Unternehmung, im Deutschen verbindet man mit dem Begriff das eher Ungewöhnliche. All das entspringt meiner Natur und zudem merke ich, das hat so ein Augenzwinkern mit dabei, etwas Freundliches und Spielerisches.
Das Prinzip von „Escapade“ wirkt ja fast als Gegenentwurf zu unserer Leistungsgesellschaft. Würden Sie dem zustimmen?
Gegenentwurf sicherlich nicht bewusst. Mir ist es wichtig, das als Einladung wahrzunehmen. Sich selbst bewusst zu erlauben, seine innere und äußere körperliche Haltung bewusst zu machen und diese zu überprüfen. Die beiden haben ja ein starkes Wechselspiel. Und da kann man mit ganz simplen Dingen anfangen, z.B. mit der Überprüfung der Frage, wie bewege ich mich eigentlich? Oder der Frage: Atme ich eigentlich „wirklich“? Atme ich tief und vor allem auch bewusst aus? Damit setzen sich schon automatisch Veränderungen in Bewegung. Der Kern meiner Arbeit ist genau das: Das freizusetzen, was ich die Wesensnatur des Menschen nenne, seine Vision und Träume – um aus der Haltung des „Funktionierens“ und sich im Wesentlichen zu bremsen herauszutreten.
„Die Sache ist mehr zu mir gekommen als ich zu ihr.“
Ihr Traum zu „Atelier Escapade“ geht ja schon auf ihre Jugend zurück. Eine wichtige Selbsterfahrung hierfür haben Sie als 17-Jährige mit der Radtour durch die Bretagne gemacht. Was war die Initialzündung, diesen Lebensentwurf nun auch anderen Menschen nahezubringen?
Auch das war gar kein richtiger Beschluss, sondern es ist zu meinem großen Erstaunen einfach so gekommen. Natürlich habe ich etwas dazu getan, aber ich habe das Gefühl, dass diese Sache mehr zu mir gekommen ist als ich zu ihr. Und das ist eigentlich schon die ganze Haltung, die mir wichtig ist. Ich erwarte auch von meinen Teilnehmern nicht, dass sie irgendetwas lernen oder üben, sondern für mich liegt das Ziel im Freilegen ihrer eigenen, persönlichen Kräfte. Und dazu kann ich verschiedenste Vorschläge machen und Werkzeuge an die Hand geben.
Wie geht es den Teilnehmern Ihrer „Atelier“-Seminare, was bewerten diese als besonders hilfreich?
Die meisten sind faktisch mehrere Zentimeter physisch gewachsen! Und das hat selbstverständlich einen enorm positiven inneren Einfluss – wenn ich das so verkürzt sagen darf.
„Werkzeuge, um ins Handeln zu kommen.“
Im „Atelier Escapade“ scheinen Sie beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Das hat sich fantastischerweise eigentlich immer die Waage gehalten. Die „Escapade“-Methode spricht Männer vermutlich auch deshalb an, weil sie neben dem eher spielerischen Forscheraspekt auch eine ganz klare Zielfokussierung hat und eben eine Methode ist. Es geht ganz konkret um die Umsetzung der Visionen und Träume und den Schritt dahin. Es ist eben auch für Männer sehr spannend, die Entscheidungskräfte freizulegen, die verbindende Kraft in sich zu finden und dann tatsächlich ins Handeln zu kommen! So z.B. bei einem Fotografen, der sich nicht getraut hat, selbstbewusst als Fotograf aufzutreten. Ich habe mit ihm gearbeitet und sofort gesehen, dass er keine wirkliche Verankerung in seinem Körper hatte. Ihm fehlte der Fokus und die damit verbundene Aufrichtekraft, die wir brauchen, um unsere Ziele nicht nur zu visualisieren sondern auch umzusetzen. Wir haben in mehreren kurzen Séancen hieran gearbeitet. Und kurz darauf hat er mir erzählt, dass er die Entscheidung gefällt hat, seine Nebenjobs aufzugeben und sich vollständig dem Fotografieren zu widmen. Und heute ist er glücklicher Fotograf.
In den Mémoire-Kapiteln schöpfen Sie aus sehr persönlichen Erfahrungen. Was hat Sie bei der Auswahl geleitet?
Für das Buch hatte ich die Kapitelabfolge sehr frühzeitig festgelegt. Und dazu passend habe ich Erinnerungen, Beobachtungen und prägende Erlebnisse ausgewählt.
„Ohne Atmen kein Leben!“
Ihr „Alphabet der Körpersprache“ beginnt mit dem Atem – für Sie keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Indikator. Wofür?
Der Atem ist das grundlegende Werkzeug im „Atelier Escapade“. Im Atem können wir unser Gegenüber lesen und nehmen dadurch wesentliche Teile seiner emotionalen Verfassung sowie unserer eigenen wahr. Ich sage immer: Ohne Atmen kein Leben! Gerade bei Schauspielern lässt sich das wunderbar beobachten. Wenn sie nur bis zum Schlüsselbein oder kurz darunter atmen, dann ist die Hälfte ihrer Darstellung auf der Strecke geblieben. Die Atmung steht deshalb bei mir ganz am Anfang, weil sie ausschlaggebend für alles ist. Blockierter Atem bedeutet schlicht blockierte Gefühle oder umgekehrt.
Ganz großen Wert legen Sie auf das Einfache, das gut Umsetzbare?
Absolut! Machen wir es nicht kompliziert! Man muss sich nicht erst umziehen, ein Studio aufsuchen oder Geräte anschaffen. Ich meine: Das Leben ist kurz und komplex genug, dafür haben wir jetzt keine Zeit. Ich plädiere für Einfachheit, Leichtigkeit und Unkompliziertheit.
Wird das Buch „Escapade“ auch als Hörbuch eingelesen?
Ja, und das Hörbuch lese ich aktuell selbst ein. Eine der Damen, mit der ich hier eng zusammengearbeitet habe, hat eine Atemübung übrigens direkt aufgegriffen und als sehr hilfreich wahrgenommen, um mehr in den Körper und weniger im Kopf anzukommen. Das hat mich sehr gefreut zu hören.
„Ich möchte, will und muss mit der Natur leben.“
Marie Bäumer und Bewegung – zwei Seiten einer Medaille?
Bewegung ist wirklich essenziell für mich. Vor allem auch die Bewegung in der Natur. Ich war selbst überrascht, als ich nach einigen Jahren Stadtleben wieder in die Natur, auf’s Land, gezogen bin, wie wichtig mir die Natur ist. Ja, ich möchte, will und muss für mein Wohlbefinden in und mit der Natur leben.
Dazu gehören auch Tiere?
Ja, das ist von klein auf bei mir so gewesen. Als Kind war ich mit meinen Eltern oft auf einem Hof in Schweden und habe dort die meiste Zeit bei den Kühen im Stall verbracht. Am Ende durften wir auf diesen Kühen sogar reiten. Dieser Bezug zu Tieren und das, was ich mit und durch Tiere lerne, ist schon enorm. Durch die Tiere finden wir zu unserer Zärtlichkeit und Verbindungsfähigkeit, oder auch zu in uns schlummernden Kräften.
Wie würden Sie das Konzentrat von „Escapade“ formulieren?
Innewohnende Kräfte frei legen. Für mich als begleitende Person ist das oftmals beglückend und überraschend, wie schnell dieser Prozess sich einstellt. Das ist so simpel wie wirkungsvoll!