MARC FRIEDRICH ist einer der gefragtesten Finanzexperten unserer Zeit und seine Erfolgsbilanz eindrucksvoll: Prognosen mit enormer Trefferquote und der sechste Bestseller in Folge. In seinem neuen Buch schildert der Ökonom, wie die Coronapandemie als Brandbeschleuniger wirkt, was die tieferen Ursachen sind und was er auf uns zukommen sieht: den größten Crash und zugleich eine einmalige Chance – Handlungsbedarf für uns alle!

Kürzlich wurden Sie als „Punk unter den Ökonomen“ bezeichnet. Verstehen Sie das als Kompliment?
Ja, sehr sogar. Ich versuche, immer ganzheitlich alle Seiten zu betrachten und blicke dafür auch über den Tellerrand hinaus. Nur so bekommt man ein komplettes Bild.

Schreckensszenarien kennen Sie aus eigenem Erleben, etwa 2001 in Argentinien. Inwiefern war das eine Schlüsselerfahrung?
Ich habe gelernt, dass wir Menschen entscheidend sind – unsere Psyche! Wenn die kritische Masse das Vertrauen ins Geld verliert, geht es ratzfatz. Nach dem argentinischen Staatsbankrott und der Entwertung des Peso habe ich mich intensiv mit Geld beschäftigt: Wie es entsteht und warum unser Geldsystem immer wieder scheitert.

Die meisten Menschen können es gar nicht erwarten, nach Corona zum vertrauten Alltag zurückzukehren. Wie beurteilen Sie die Lage?
Wir werden nie wieder in der alten Welt aufwachen. Wir werden in Zukunft anders arbeiten, einkaufen, reisen, leben, zahlen und miteinander umgehen. Corona ist eine Zäsur. Wir sind inmitten einer Zeitenwende, die nur einmal in einer Lebenszeit passiert.

„Altes wird ad acta gelegt, Neues wird kommen!“

Was erwartet uns?
Die Zeitenwende birgt gigantische und einmalige Chancen. Altes wird ad acta gelegt und Neues wird kommen. Allerdings geht dieser Transformationsprozess nur mit Wachstumsschmerzen einher.

Sie stellen fest: „Wir leben alle ein bisschen auf neapolitanische Art.“ Wie meinen Sie das und warum leuchten da bei Ihnen die Alarmsignale?
Die Neapolitaner wissen genau, dass sie auf einem brodelnden Vulkan sitzen, der jederzeit explodieren kann. Wir sind global in der gleichen Situation und die Coronakrise hat uns knallhart offenbart, wie fragil unser hochkomplexes und sicher geglaubtes System doch ist. Parallel haben unsere Politiker und Institutionen lediglich durch Korruption und Inkompetenz geglänzt. All dies sind Anzeichen, dass wir im Winter, am Ende eines Zyklus sind. In meinem Buch erkläre ich die Zyklen, die seit tausenden von Jahren nachweisbar sind. Diese zeigen auch auf, dass es sich weiter bis zum Höhepunkt der Krise kumulieren wird. Corona war lediglich ein Brandbeschleuniger, der Höhepunkt steht uns noch bevor. Danach kommt aber wieder der Frühling und es geht aufwärts.

Die Crash-Prognose aus Ihrem letzten Bestseller scheint keineswegs Schnee von gestern zu sein, oder?
Wir sind schon mittendrin im Crash. Corona hat doch offenbart, wie überfordert unsere Institutionen sind, wie maßlos die Politik versagt und dass man keine andere Lösung kennt, als Geld zu drucken. Wir sehen erstmalig, dass Notenbanken und Staaten so viel Geld in die Hand nehmen wie nie zuvor, um die Krise abzupuffern. Aber die Schulden steigen in immer neue Rekordhöhen. Damit werden die Preisblasen an Aktien-, Immobilien- und Vermögenswerten weiter befeuert, bis sie platzen. Und dies geht einher mit gigantischen Wohlstandsverlusten. Parallel wird die Inflation angeheizt. Wie ich im Buch aufzeige, war die wahre Inflation letztes Jahr schon 13,7 %. Das bedeutet, wir alle verlieren an Kaufkraft und werden enteignet.

„Das Grundübel ist unser Geldsystem.“

Sie bezeichnen Corona als Brandbeschleuniger. Wie meinen Sie das und worin besteht für Sie der eigentliche Brandherd?
Das alte System funktioniert nicht mehr. Die Globalisierung, das Geldsystem, die Parteien, die Art, wie wir konsumieren und die Umwelt schädigen: All das kommt nun zu einem Ende. Das Grundübel ist unser falsch gestricktes, auf Wachstum basiertes Geldsystem, was zu Exzessen, Ungerechtigkeit und sogar Krieg führt. Geld regiert die Welt. Hier müssen wir ansetzen, um wahrlich eine Veränderung herbeizuführen.

Über den Ursprung von Corona kursieren unterschiedliche Theorien und Spekulationen. Sie stellen die Frage anders. Wie und warum?
Vor Corona gab es weltweit soviel Demonstrationen gegen die Politik, gegen Ungerechtigkeit und gegen das System als Ganzes wie noch nie zuvor in der Geschichte der Weltgemeinschaft: von Chile über den Libanon und Frankreich bis Hongkong. China hat als einziges Land 2020 Wirtschaftswachstum verzeichnet und ist der größte Gewinner der Corona-Krise. Im Schatten der Corona-Krise wurden Nägel mit Köpfen gemacht: Die EU-Schulden- und Transferunion wurde implementiert, die Politik hat einen gefährlichen Gefallen daran gefunden durchzuregieren, die Notenbanken drucken mehr Geld denn je und die Staaten können weiterhin munter Schulden machen. Der wahre Grund der Krise ist aber unser Geldsystem – und das habe ich im Buch erstmalig aufgedeckt.

Obwohl Sie mit einem Crash rechnen, halten Sie ein „Goldenes Zeitalter“ für möglich. Wie das denn?
Krisen sind seit jeher Teil der menschlichen Geschichte und gehören zur Evolution der Menschheit dazu wie die Luft zum Atmen. Erst durch Krisen wird die Menschheit gezwungen, neue Wege zu beschreiten und sich zu bewegen. Diese Wendepunkte der Geschichte sind Auslöser von Innovationen und die Basis für Wohlstandseffekte und Reformen. Wir sehen, wie das alte System versagt und haben nun die Chance, ein neues politisches, gesellschaftliches und wirtschaftliches System zu schaffen, das gerechter, demokratischer und nachhaltiger ist.

„Eine Art Lebensversicherung für Kaufkraft.“

Worin besteht aus Ihrer Sicht das Gebot der Stunde für Anleger?
Raus aus Papierwerten, rein in Sachwerte. Je mehr unlimitiert Geld ins System gepumpt wird, desto mehr muss man in durch die Natur und durch die Mathematik limitierte Werte investieren, um eine Art Lebensversicherung für seine Kaufkraft zu besitzen.

Ihnen geht es um „perfekte Vermögenssicherung“. Welche Grundregel(n) gilt es dabei zu beachten?
Klumpenrisiken vermeiden und Diversifikation betreiben, also nicht alle Eier in ein Nest legen, sondern verschiedene, nicht korrelierende Vermögensstandbeine besitzen. Eine Anlageklasse sollte nicht mehr als 30 % des Gesamtvermögens ausmachen und man sollte vor allem in Sachwerte investieren, weil diese in Zukunft überlegen sein werden.

Ihr neues Buch verstehen Sie auch als Anleitung. Welche Anlegertypen und Einkommensklassen haben Sie im Blick?
Von Menschen mit kleinem Portemonnaie bis zum Millionär – für jeden ist etwas dabei. Ich stelle unterschiedliche Vorschläge und Modelle vor, wo sich jeder selbst einordnen kann. Die Investment-Ampel ist für jeden gleich wichtig, unabhängig vom Kontostand. Meine Intention ist es, dass die, die momentan noch ein kleines Portemonnaie besitzen, in Zukunft ein großes besitzen.

Was haben Sie sich in puncto Anschaulichkeit einfallen lassen?
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Aus dem Grund versuche ich, komplexe Inhalte möglichst einfach in einem Schaubild darzustellen. Schon seit jeher verwende ich die sogenannte Investment-Ampel, um den Kunden in der Honorarberatung aufzuzeigen, wo sich welche Investment-Klasse momentan befindet. So kann man auf einen Blick erkennen, ob man Aktien, die Immobilie oder Gold jetzt kaufen, halten oder verkaufen muss.

Als Berater prüfen Sie nicht zuletzt Ihre eigenen Empfehlungen kontinuierlich. Was sind die wichtigsten Streichungen?
Lebensversicherungen, Riester, Rürup, Staatsanleihen, aber auch Fremdwährungen gehören in kein Portfolio mehr. Geld auf dem Konto macht keinen Sinn, da es sogar Geld kostet. Zudem gehört es nicht Ihnen, sondern der Bank. Da die Inflation stark steigt, wird das Geld auf dem Konto stetig entwertet. Gegenüber Gold hat der Euro seit Einführung 91 % an Kaufkraft verloren, gegenüber Bitcoin sogar 99,99 %. Hier sehen wir schon Hyperinflation. Aus diesem Grund ist Geld Müll.

„Die natürliche Evolution des Geldes ist nun digital!“

Ein wichtiges Kapitel widmen Sie dem Kryptogeld: für viele ein heißes Thema, aber längst nicht allen bekannt. Wie lautet ihre ganz einfache Definition?
Die natürliche Evolution des Geldes – und die ist nun digital. Wir haben mit Muscheln begonnen, Tauschartikel, dann folgten Gold- und Silbermünzen, Geldscheine, Kreditkarten, Paypal und Applepay und nun als höchste Form dann Bitcoin. Als nächstes folgen die digitalen Währungen der Notenbanken, vor denen ich aber warne.

Worin sehen Sie die Vorzüge von Kryptogeld?
Auf Bitcoin bezogen: Limitiert, unabhängig, grenzenlos, deflationär, bequem, zeitgemäß, praktisch, demokratisch, gerecht.

Inzwischen gibt es um die 8.400 Kryptowährungen. Was empfehlen Sie Laien, um Orientierung zu gewinnen?
Meine Videos auf meinem YouTube-Kanal sowie mein aktuelles Buch und mein nächstes Buch, welches sich nur um Bitcoin und Kryptowährungen drehen wird. Aber keine Sorge, alles verständlich übersetzt.

„Die größte Investmentchance unserer Lebenszeit!“

Bitcoin, die älteste, 2009 auf den Markt gekommene Kryptowährung, verzeichnet einen regelrechten Boom. Eine lohnende Investition oder ein riskanter Hype?
Die größte Investmentchance unserer Lebenszeit! Das digitale Gold ist nicht im Manipulationsbereich der Notenbanken und Politik.

Auf dem Markt sind inzwischen auch „Bitcoin Cash“, „Bitcoin Gold“, „Bitcoin Diamond“ & Co. Was steckt dahinter?
Copycats und Trittbrettfahrer. Es gibt nur einen Bitcoin und das ist BTC. Alle anderen wollen nur sich im Ruhm des Originals sonnen. Bitcoin is King!

Wie lautet Ihr genereller Rat, was Krytrowährungen anbelangt?
Bitcoin kaufen und langfristig halten.

Zurück in die analoge Welt. Auf welche Werte setzen Sie ganz handfest und geerdet?
Edelmetalle, Minenaktien, Diamanten.

Ihr neues Buch ist nicht zuletzt ein Zukunftsentwurf. Was ist die Quintessenz Ihrer Vision?
Wir müssen jetzt neue, unbekannte Wege beschreiten und Mut wird belohnt werden. Wir müssen endlich geistige Grenzen einreißen, Brücken bauen, die Menschlichkeit zurückbringen, um uns gemeinsam als Menschheit weiterzuentwickeln.