DER SÄNGER und Schauspieler Timur Bartels ist bekannt aus „The Masked Dancer“ und „Der Club der roten Bänder“, zuletzt spielte er auf Netflix in „Rumspringa“ und auf Amazon Prime in „Friedliche Weihnachten“ mit. Seit Ende März läuft nun „Manta Manta 2“ in den Kinos, die Fortsetzung der erfolgreichen Actionkomödie mit Til Schweiger. ​

Bevor wir mit dem Interview beginnen, gesteht uns Timur gleich eine kleine Jugendsünde …?
Es ist lange her … mit fünfzehn haben ein Freund und ich Schule geschwänzt, wir wollten etwas klauen und beweisen, dass wir cool sind. Wir haben bei Hugendubel in Berlin Tauentzien versucht, die „Herr der Ringe“-Trilogie zu klauen. Ich bin damals weggerannt, aber mein Freund wurde erwischt und hat mich dann verpfiffen. Seither habe ich bei euch Hausverbot.

Mal schauen, ob wir ein gutes Wort beim Filialleiter einlegen können … Für das Interview hast du uns vier – hoffentlich gekaufte – Bücher mitgebracht. Bevor wir darüber sprechen, sind wir erst mal neugierig auf deinen neuen Kinofilm. Um was geht es in „Manta Manta 2“?
Der Film ist die Fortsetzung des Kultfilms von 1991. Berti, gespielt von Til Schweiger, hat seine Rennfahrer-Karriere an den Nagel gehängt, betreibt eine Werkstatt und hat Schulden. Der Ausweg ist ein 90er-Jahre- Rennen mit Siegerprämie. Neu dabei ist sein Sohn Daniel, gespielt von meinem Kollegen Tim Oliver Schulz. Meine Rolle ist der Antagonist, der größte Erzfeind des Sohnes, dem ich seine erste große Liebe wegnehme. Ich bin da echt ein Bösewicht.

Wie bist du zur Rolle gekommen?
Til hatte mir das Drehbuch geschickt und gefragt, wie ich es finde. Er meinte: „Such dir eine Rolle aus.“ Das ist eigentlich nicht üblich. Wir hatten ja bereits ein paar Filme gemeinsam gemacht und er wusste, was ich mitbringe.

„,Manta Manta 2‘ hat einen absurd coolen Cast.“

Was macht die Rolle so spannend für dich?
Für mich ist oft entscheidend, wer in einem Film oder in einer Serie mitspielt. Tim Oliver Schulz stand schon fest, und ich fand spannend, dass es zwischen den beiden Rollen einen großen Konflikt gibt. Manta Manta 2 hat einen absurd coolen Cast, natürlich die ursprünglichen Schauspieler Til Schweiger, Tina Ruland, Michael Kessler, aber auch Moritz Bleibtreu, Wotan Wilke Möhring und viele mehr … Für Til war es damals der Durchbruch, für mich ist es eine große Ehre, dabei zu sein.

Mit deiner Filmkollegin Charlotte Krause hast du einen Song für den Film aufgenommen – wie heißt er?
Der Song heißt „Nur wir beide“. Wir hatten während der Drehzeit viel über unsere Musik geredet, ich habe sie dann mal ins Studio mitgenommen. Als ich Til den Song schickte, fand er ihn mega und hat ihn einfach in den Film mit aufgenommen, neben unglaublichen Welthits. Es ist schon eine Ehre, deutsche Musik hat es sowieso nicht immer so leicht.

Schauspielerei oder Musik – für was würdest du dich entscheiden?
Ich könnte mich nicht entscheiden, wenn ich ehrlich bin. Ich wollte als Kind immer Musiker werden, die Schauspielerei kam dann erst so ab dem Abi, weil ich Freunde hatte, die in einer Art Nachwuchsagentur waren, die haben mich irgendwann mal mitgenommen und so bin ich da reingerutscht. Das war aber eigentlich nie mein Plan. Als Kind sind Träume ja oft grenzenlos, wenn man älter wird, beginnt man, an seinen Träumen zu zweifeln. Mich interessiert daher immer, was andere Leute als Kind für einen Traum hatten, da sind Vorstellungen noch grenzenlos, da findet man oft Dinge, die man später noch wollen würde, aber sich nicht getraut hatte.

Was hat deine Entscheidung beeinflusst?
Ich wusste, dass das mit der Musik schwierig wird und wollte unbedingt etwas maximal Abwechslungsreiches machen. Zuerst wollte ich zur Polizei oder zum BND gehen. Irgendwann ist mir klar geworden, dass Schauspielerei ein richtiger Beruf ist und mir das auch bieten kann. Du hast immer einen neuen Film, eine ganz neue Rolle, Stuntszenen, erlebst ganz verrückte Sachen. Einmal habe ich in der Vorbereitung sogar mit einer Leiche gearbeitet.

„Ein Film oder eine Serie mit Musikbezug wäre mein Traum.“

Dann wäre eine Ermittler-Rolle etwas für dich?
Einen Ermittler habe ich tatsächlich schon mal in einer Serie gespielt – wenn du mir jetzt aber sagen würdest, dass ich für die nächsten fünf Jahre Tatort-Kommissar werde, würde ich ablehnen. Egal wie legendär der Tatort ist und dass alle dann wüssten, dass du wirklich Schauspieler bist. Aber das wäre für mich nicht abwechslungsreich genug. Aber ein Film oder eine Serie mit Musikbezug wäre mein Traum. Meine Lieblingsgenres sind auch eher so Feel-Good oder Dramedy, wie „Club der Roten Bänder“ oder Til Schweiger Filme.

Musikalisch können wir von dir ja dieses Jahr noch einiges erwarten …
Ich veröffentliche bald mein erstes Album, nachdem letztes Jahr „nicht normal“, meine erste EP erschienen ist. Ich schwanke noch zwischen verschiedenen Namen für das Album, es ist schneller, urbaner, ein paar bekanntere Featurings sind auch dabei. Außerdem spiele ich später im Jahr meine erste Solo-Show, nachdem ich letztes Jahr schon als Support bei SDP und Montez dabei war.

Das erste Buch, das du uns vorstellst und das auch bald mit dir verfilmt wird, ist das „Café am Rande der Welt“. Worauf freust du dich am meisten?
Das ist ein kleines Ensemble, mit einer super Konstellation der Leute. Tim und Til werden auch wieder dabei sein. Wir waren letztes Jahr alle zusammen in München essen und man hat richtig gemerkt, dass wir alle die gleiche Energie haben.

John Strelecky, der Autor, war letztes Jahr bei uns im SEITE AN SEITE Podcast …
Er hat mir mal auf Instagram geschrieben, ich dachte erst, es wäre ein Fake Account. Ich habe sein Buch erst 2021 gelesen, als ich es geschenkt bekommen habe. Das ist auch für meine Generation eines der wichtigsten Bücher. Wir denken immer, dass alles höher, schneller, weiter gehen muss. Ich finde das Buch maximal inspirierend und gleichzeitig Mainstream-tauglich, das können wirklich alle lesen.

Was begeistert dich an diesem Buch?
Die Geschichte hat bestimmt vielen das Herz geöffnet, s geht darum, worauf es wirklich ankommt im Leben. Tim und ich haben durch „Club der roten Bänder“ viele Menschen in unserem Alter kennen gelernt, die mittlerweile nicht mehr leben, das hat mir verdeutlicht, dass man jetzt im Moment leben soll, genau das zeigt auch das Buch.

Im Buch begleiten wir die Hauptfigur John, der herausfinden möchte, was er im Leben wirklich will. Stellst du dir auch manchmal diese Frage?
Das Coole am Buch ist, dass das Fragen sind, die ich mir schon vorher gestellt hatte, weshalb ich entschieden habe, ich will den Weg gehen, den ich gehe, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass es klappt. Die meisten Schauspieler, die ich kenne, machen das, seit sie klein sind, ich habe das erst spät angefangen, ohne richtige Ausbildung, aber ich mache, was ich liebe.

Mit Tim Oliver Schulz hast du schon öfter gedreht – seid ihr auch privat Freunde?
Wir hatten schon viele krasse Erlebnisse zusammen, er hatte damals mit „Club der roten Bänder“ seinen Durchbruch und er war auch für mich da, als mein Vater verstorben ist. Man kann mit ihm sehr ehrlich über Sachen reden. Einmal hatte er mir beim Dreh für Manta Manta 2 fast die Nase gebrochen, wir mussten uns für eine Szene kloppen und er hat mich wirklich getroffen, sodass es richtig geblutet hat – leider ist die Szene am Ende nicht in den Film gekommen.

In deinem Netflix Film „Rumspringa“ geht es um eine tolle Männerfreundschaft. Warum ist dir dieses Thema auch ein persönliches Anliegen?
Mich nervt, dass Männer so Probleme haben, Freundschaften zu zeigen, dass man sich nicht länger als drei Sekunden umarmen darf, ohne dass es gleich um die Sexualität geht. Als wir „Rumspringa“ gedreht haben, hatte jemand von Jonas Holdenrieder und mir ein süßes Foto veröffentlicht, auf dem wir auf einer Matratze liegen und eine intime Szene nachstellen. Wir wurden sofort gefragt, ob wir homosexuell sind. Ich lackiere mir auch die Nägel, das hat nichts mit der Sexualität zu tun.

„Wenn du Lust hast, deinen Homie zu umarmen, ist das völlig ok.“​

Ein Buchtipp von dir ist „Wenn Männer mir die Welt erklären“ und handelt von toxischer Männlichkeit. Was hat dich überrascht?
Mir wurde klar, wie oft man als Mann in Verhaltensmuster fällt, die einfach nicht auf Augenhöhe sind gegenüber einer Frau. Das kommt davon, dass du in so einer Welt aufgewachsen bist, die von Männern geschaffen wurde oder dir vielleicht gar nicht bewusst ist, dass du „Mansplaing“ machst. Auch wenn es vielleicht nicht böse gemeint ist, gibt es keine Entschuldigung und man darf das Verhalten nicht relativieren.

Gibt es etwas, das du durch das Buch selbst lernen konntest?
Ich glaube „Mansplaining“ ist etwas, das bei mir am meisten vorkommt. Meine Freundin sagt mir dann öfters, dass sie das selbst wisse und ich ihr nicht zu erklären bräuchte, dass ich sie „mansplaine“. Es passiert leider unbewusst und ohne böse Absicht. Seitdem versuche ich krass darauf zu achten, dass ich, egal ob mit einem Mann oder einer Frau, auf Augenhöhe respektvoll kommuniziere.

Warum sollten ausgerechnet Männer dieses Buch lesen?
Viele sind genervt oder überfordert von der Debatte, ich finde es aber wichtig, dass man sich als Mann mit dem Thema beschäftigt, der falsche Weg wäre, wenn du dich davon angegriffen fühlst. Jeder Typ sollte sich dieses Buch reinpfeifen, es gehört einfach dazu, dass wir uns mit diesem Thema beschäftigen.

Du hast uns auch „Untenrum frei“ von Magarete Stokowski mitgebracht, ein feministisches Buch. Wie würdest du den Inhalt beschreiben?
Im Grunde erzählt Margarete Stokowski viel von persönlichen Erlebnissen, von Gewalt, Sex und von Geschichten, die mich bewegt haben und unfair sind. Sie verbindet das geschickt mit einer wissenschaftlichen Seite, mit Analysen und mit Humor, so dass es auch Spaß macht, das Buch zu lesen, egal wie ernst das Thema ist.

„Wir brauchen beide Geschlechter auf der Welt.“

Wie hängen Feminismus und toxische Männlichkeit zusammen?
Feminismus bedeutet für mich vor allem Gleichberechtigung, das sollte eine Grundphilosophie des Menschen sein. Wir brauchen beide Geschlechter auf der Welt und beide sind gleich viel wert. Toxische Männlichkeit greift diese Philosophie an. Woher kommt das? Wir beschäftigen uns einfach zu wenig mit unserem Verhalten, die Generation unserer Eltern war da vielleicht auch nicht so offen wie unsere Generation.

Was hat dich nachdrücklich beeindruckt?
Darin spiegeln sich viele Geschichten, die ich von Freundinnen höre, die sie mit Männern erlebt haben und in denen fast immer Männer die Täter sind. Sie versucht, nicht das Opfer zu sein, sondern aus diesem Opfer-Ding rauszukommen, obwohl es zum Verzweifeln ist, dass diese Frau einfach jeden Tag mit so schwierigen und komischen Männern konfrontiert wird.

Welcher Punkt ist dir bei diesem Thema wichtig?
Für mich ist der Gedanke abwegig, dass wir Männer Frauen nicht verstehen könnten, weil wir anders wären, wie von einem anderen Planeten. Jeder Mensch ist doch empathisch. Feminismus funktioniert nur, wenn wir uns in andere hineinversetzen können, dafür benötigen wir nicht den gleichen Körper.

Das letzte Buch, das du uns mitgebracht hast, ist „Souverän investieren für Einsteiger“, in dem es ums Geldanlegen geht. Ist das ein weiteres Hobby von dir?
Nein, ich finde es aber wichtig, dass Leute – gerade in meinem Alter – sich mehr mit dem Thema Finanzen auseinandersetzen. Das müsste eigentlich ein Schulfach sein, da fehlt so vielen Leuten in meinem Umfeld das Basic Level. Gerade als freischaffender Künstler ist das Thema Rente wichtig, du bist nicht durchgehend angestellt und zahlst nicht ein, musst selber vorsorgen. So war es auch schon vor 20 Jahren und in zwanzig Jahren wird es noch schwieriger sein, das kann man sich ja selbst ausrechnen.

„Mit Geld haben wir täglich zu tun …“

Warum ist dir das Thema ein Anliegen?
Alle beschäftigen sich mit Gesundheit, Nahrungsergänzungsmitteln, Sport und Beziehungen oder einfach Bildung. Es gibt in der Schule alle möglichen Fächer, aber halt nichts zu Finanzen. Mit Geld haben wir aber täglich zu tun, und es ist auch wichtig für einen gesunden Menschen und für ein sorgenfreies Leben, über seine Finanzen Bescheid zu wissen und ein wirtschaftliches Verständnis zu haben, zu wissen, dass Konsumkredite nicht so schlau sind und wie man sein Geld sparen kann.

Wie bist du darauf gestoßen?
Das Thema ist in den letzten Jahren immer größer geworden ist, gerade auf YouTube. Der Vermögensverwalter Gerd Kommer, finde ich, ist ein maximal seriöser Mensch und geht das Thema auch ganz emotionslos an, ohne Gier, ganz rational. Er ist keiner, der mit Bitcoins viel Geld verdient hat und bei dem man jetzt fett Angst hat, dass man das auch irgendwie machen muss.

Was zeichnet das Buch aus?
Es geht darum, wie man sein Geld vernünftig anlegt, ein Einsteigerbuch. Das sollten alle lesen, gerade in Deutschland, wo die Börse und der Aktienmarkt einen schwierigeren Ruf haben als andere Anlagemöglichkeiten.

Wie sollte man an das Thema rangehen?
Hör nicht nur auf deine Eltern, beschäftige dich wirklich mal damit, zum Beispiel indem du das Buch kaufst. Manchmal ist es auch leichter, wenn man sich erstmal umsonst etwas anschaut, von Gerd Kommer gibt es ganz viele Videos, in denen er anfängerfreundlich erklärt, wie man mit Geld umgehen kann und was man damit machen kann. Große Kanäle wie Finanzfluss oder Finanztip auf Youtube sind auch gut, oder Gerd Kommer mal eingeben.

Welche Tipps hast du für AnfängerInnen?
Je früher du anfängst, etwas anzulegen, desto entspannter wird es auch. Wenn du sagst, ich möchte im Alter eine gewisse Summe haben und ich werde eine Rente von 1.200 € haben, dann brauche ich aber noch 1.000 € mehr, um auf meinen Lebensstandard zu kommen. Dann hast du ein klares Ziel und musst monatlich weniger zurücklegen. Wer sich Sorgen um Geld macht oder das Gefühl hat, oft in finanziellen Problemen zu sein, umso mehr sollte der sich mit dem Thema beschäftigen, um weniger Stress und Sorgen zu haben.

Wie schaffst du es, bei so vielen Projekten zum Lesen zu kommen?
Mir fällt es schon schwer, Lesen in meinen Alltag zu integrieren. Ich bin jetzt nicht so, dass ich jeden Abend eine Viertelstunde lese, weil zu viele andere Dinge in meinem Kopf passieren, oder ich mir einen Mix anhöre, den der Produzent noch rübergeschickt hat. Generell lese ich langsam, auch weil ich viele Drehbücher für Castings lesen muss. Wenn ich ein Buch mal am Stück lese, muss es richtig krass sein.

Wo liest du am liebsten?
Im letzten Jahr habe ich gemerkt, dass ich regelmäßig ins Spa oder in eine Therme gehen muss, um einfach mal abzuschalten, ohne digitale Störung, da lese ich auch gerne. Und natürlich im Urlaub.

„… offen zu sein für Neues …“

Was sagen diese Bücher über dich aus?
Dass man sich für wichtige Themen wie Gleichberechtigung nicht nur interessieren sollte, um seinen FreundInnen zu gefallen, sondern auch die Energie und Bereitschaft haben sollte, sich weiterzuentwickeln, offen zu sein für Neues, sich selbst zu reflektieren. Und dass man eine Verantwortung hat, sich selbst gegenüber und auch im Umgang mit anderen Menschen, man kann sich nicht immer nur auf den Staat verlassen.

Abschlussfrage: Gedrucktes Buch, eBook oder Hörbuch?
Ich höre viel Hörbuch, mir fällt es ja schwer, ruhig zu sein und viel zu sitzen, auch für unterwegs im Auto zum Beispiel. Cooler finde ich aber, ein Hardcover zu haben oder ein gedrucktes Buch zu lesen.

Margarete Stokowski
„Untenrum frei“
Rowohlt
12,– €

Auch als eBook auf Hugendubel.de erhältlich

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Gerd Kommer
Souverän investieren für Einsteiger
Campus
240 Seiten
19,95 €

Auch als eBook auf Hugendubel.de erhältlich

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