Was tun, wenn die Seele leidet? Bewährten Beistand in den Aufs und Abs des Alltags und in SOS-Situationen bietet die Psychotherapeutin Franca Cerutti. Jede Menge Erfahrung bringt sie nicht nur aus ihrer eigenen Praxis mit, sondern auch aus ihrem Podcast „Psychologie to go“ – mit mehr als einer Million ZuhörerInnen im Monat. Das Erfolgskonzept, das nun auch ihr erstes Buch auszeichnet: Psychologie leicht gemacht. Basiswissen zum komplexen Thema Psyche und zu den häufigsten seelischen Erkrankungen.

Sie schwärmen: „Ich habe den tollsten Beruf der Welt.“ Was genau macht Ihnen Freude und worin sehen Sie Ihre Berufung?
Das Vertrauen und die Offenheit der Menschen berührten mich und geben mir jeden Tag die Chance, etwas Neues zu lernen und gleichzeitig hilfreich zu sein. Durch die Einblicke in so viele Lebensentwürfe, manchmal auch so viele Schieflagen, bin ich selbst um einiges gelassener und zufriedener geworden. An dem Spruch „Unter jedem Dach ein ‚Ach‘ ist viel dran.

„Wir alle sind ein bisschen ver-rückt.“

Sofort neugierig macht Ihr neues Buch durch die Frage auf dem Cover: „Wie verrückt sind wir eigentlich?“ Wie lautet Ihre kompakte Antwort?
Wir alle sind ein bisschen ver-rückt. Ich habe noch nie einen Menschen kennengelernt, der in jedem Lebensaspekt im statistischen Normbereich liegt. Es ist also „normal“, auch verrückt zu sein.

Wen sprechen Sie mit Ihrem Buch an? Eigentlich uns alle, oder?
Genau. Nach aktuellen Studien ist annähernd jede dritte Person einmal im Leben von einer psychischen Erkrankung betroffen. Wenn Sie selbst nicht dazu gehören, ist die statistische Wahrscheinlichkeit, dass Sie zumindest jemanden kennen, sehr hoch. Wenn Sie sich dafür interessieren, ist dieses Buch für Sie.

„Psychologie to go“ klingt unkompliziert und gebrauchsfertig. Wie verstehen Sie selbst Ihren Buchtitel? Welches Versprechen steckt darin?
Die menschliche Seele ist furchtbar komplex und die Ausbildung zur Psychotherapeutin dauert nicht umsonst viele Jahre. Und doch stellen Menschen sich oft dieselben Fragen – und es ergeben sich ganz ähnliche Lösungen. Wir funktionieren alle nach den gleichen grundlegenden Prinzipien. Dieses Wissen und meine Erfahrungen zu destillieren und verständlich mit einer gewissen Leichtigkeit zu erklären, versuche ich schon seit 4 Jahren in meinem gleichnamigen Podcast. Das Buch nimmt dieses Prinzip auf und ist wie ein Kaffee to go: ein bisschen bitter, ein bisschen süß, man kann im Ganzen oder in kleinen Schlückchen genießen … auf jeden Fall hilfreich, um ein bisschen wacher durchs Leben zu gehen.

„Das eigene Befinden richtig einsortieren“

Was macht Ihr Buch zur idealen Ergänzung zu Ihrem Podcast?
Zum Einen kann man beim Lesen viel öfter innehalten und die Gedanken zu sich selbst und anderen schweifen lassen. Zum anderen ganz konkrete Checklisten, die helfen, das eigene Befinden richtig einzusortieren. Das Buch ist zum Hin- und Herblättern, zum Drinrumkritzeln und für Eselsohren gedacht. Sowas fehlte dem Podcast noch.

Welche Erfahrungen bilden das Fundament Ihres Buches?
Während meines Studiums und der anschließenden therapeutischen Ausbildung habe ich zwei Kneipen betrieben. Da habe ich bereits viel Ungeschminktes über Menschen gelernt. Später habe ich in verschiedenen Bereichen der Psychiatrie gearbeitet. In durfte in den letzten 20 Jahren Tausende von PatientInnen durch ihre schwierigsten Phasen begleiten. Und natürlich bin ich von eigenen Schicksalsschlägen nicht verschont geblieben. Die Verbindung aus eigenem Erleben, den Weisheiten, die meine PatientInnen selbst mitbringen, und meiner Begeisterung für die aktuelle Therapieforschung sind wohl am ehesten das Fundament und letztlich auch der Antrieb für dieses Buch gewesen.

Welchen Beitrag leistet Ihre im Vorwort vorgestellte „bessere Hälfte“?
Mein Mann Christian ist Psychiater, und wir arbeiten Tür an Tür in unserer gemeinsamen Praxis. Genau wie ich brennt er für sein Fachgebiet. Und weil er nun mal ein Mann ist, aus einer anderen psychotherapeutischen Richtung kommt und Medizin statt Psychologie studiert hat, hat er oft einen anderen Blickwinkel. Das macht diesen Austausch besonders fruchtbar. Das Buch profitiert dabei vor allem von seinem speziellen naturwissenschaftlichen und medizinischen Blick.

Was ist der Kern Ihres Buchkonzepts und wodurch bringt es die LeserInnen weiter? Was sind die wichtigsten Tools?
Das Buch behandelt neben ein paar Grundlagen, wie unser Geist funktioniert, die drei häufigsten seelischen Störungen unserer Zeit: Angststörungen, Depression und Abhängigkeit. Dabei bleiben diese aber nicht graue Theorie, sondern werden durch Fallbeispiele illustriert. Außerdem gibt es praktische Checklisten, die bei der Selbsteinschätzung helfen. Zudem können sie Antworten geben auf die häufigsten Fragen zu den jeweiligen Themen und Tipps, Tools und Therapiehinweisen für Betroffene und Angehörige.

„Mehr Wissen führt zu weniger Stigmatisierung.“

Sie beginnen mit einem kleinen Crashkurs. Was ist die Hauptsache daran und wie oder wobei hilft dieses Wissen um Gehirn, Nervensystem & Co.?
Oh, es gibt ganz viele Gründe. Diese so genannte „Psychoedukation“ ist auch Bestandteil jeder Psychotherapie. Experte für sich selbst zu werden ist unerlässlich, wenn es um Veränderung und Linderung von Symptomen geht. Und auch für Angehörige kann ein vertieftes Verständnis hilfreich sein. Beispielsweise dafür, dass nichts Schuldhaftes in einer psychischen Erkrankung liegt und dass sie nichts mit Charakterschwäche zu tun hat. Mehr Wissen führt zu weniger Stigmatisierung.

Wie klassifiziert oder definiert man psychische Leiden eigentlich? Was hat es dabei mit dem ICD auf sich und wie funktioniert es?
Psychische Leiden werden anhand von diagnostischen Klassifikationssystemen definiert und kategorisiert. Sie bilden die Grundlage für unseren therapeutischen Arbeitsalltag. Das weltweit meistgenutzte System heißt „International Classifikation of Diseases“ (ICD). Hier werden psychische Störungen anhand von Kriterien definiert. Dazu gehören dann Merkmale wie beispielsweise bestimmte Verhaltensweisen, Denkmuster, Emotionen, körperliche Symptome oder Einschränkungen der Lebensqualität. Diese müssen für einen bestimmten Zeitraum und in einem bestimmten Maß vorhanden sein, um eine Diagnose zu rechtfertigen. Die ICD ist aber nicht starr, sondern wird immer wieder von ExpertInnen diskutiert und überarbeitet. Die Grenzen zwischen „normal“ und „krank“ sind an den Rändern oft fließend. Unsere Seele ist ein waberndes, dynamisches Etwas. Sie in starre Kriterien-Schubladen zu pressen, ist schwierig. Nichtsdestotrotz ist es sinnvoll. Denn sonst gäbe es darüber keine gemeinsame Sprache und keine belegbaren Therapieansätze.

„Angst, Depression, Abhängigkeit – die häufigsten psychischen Erkrankungen“

In den Fokus nehmen Sie drei Problembereiche. Was spricht für diese Priorisierung?
Da bin ich nach den harten Zahlen und Fakten vorgegangen. Angst, Depression und Abhängigkeit sind mit Abstand die häufigsten psychischen Erkrankungen. Sie stehen oft untereinander in Wechselwirkung, und verursachen furchtbares Leid. Nichts liegt also näher, als hier den Schwerpunkt zu setzen.

Als Erstes animieren Sie dazu, der Angst ins Auge zu sehen. Leichter gesagt als getan. Wie gelingt uns das?
Niemand sagt, dass es leicht wäre. Es ist verdammt schwer! Ich stelle im Buch verschiedene Zugänge vor. Einer kann die Kenntnis der eigenen Biologie sein, und dass wir alle durch Strom und Chemie funktionieren. Wenn man einen Blick „von außen“ auf sich gewinnt, kann es helfen, sich besser zu steuern. Eine andere Methode ist, sich seine starken, machtvollen, inneren Anteile bewusst zu machen. Man stelle sich vor, wozu man in der Lage ist, wenn man beispielsweise die eigenen Kinder verteidigen müsste. Das bedeutet aber, dass dieser Anteil und diese Fähigkeit schon in einem wohnt. Manchmal hilft auch alleine die Erkenntnis, was es kostet, sich der Angst NICHT zu stellen. Für verschiedene Menschen eignen sich verschiedene Ansatzpunkte. Eine allgemeingültige Antwort gibt es da nicht.

Zu den verschiedenen psychischen Leiden enthält Ihr Buch viele konkrete Praxismethoden. Bitte erklären Sie an einem passenden Beispiel Ihre Tools und wie sie funktionieren.
Menschen in seelischen Ausnahmezuständen möchten sich schnell besser fühlen. Auf das Gefühl haben wir jedoch nur sehr begrenzt einen direkten Einfluss. Deshalb stelle ich Tools vor, die entweder über eine Veränderung im Denken oder über eine Veränderung im Verhalten sozusagen über Bande einen positiven Einfluss auf die Gefühlswelt haben. In meinem Buch finden sich pragmatische Vorschläge und leicht in den Alltag integrierbare Übungen. „Ohne Gedöns“ nenne ich das.

Sucht hat viele Gesichter. Welche Abhängigkeiten nehmen momentan am stärksten zu? Welche bereiten Ihnen am meisten Sorge?
Obwohl in den letzten Jahren der Alkoholkonsum statistisch gesehen sinkt, bleibt die Alkoholabhängigkeit das größte Problem. Denn neben den schweren Erkrankungen bei den Alkoholabhängigen selbst verursacht der Konsum unermessliches Leid bei den Angehörigen und sogar bei Unbeteiligten. Gewalt, Unfälle, Streit und familiäre Probleme nehmen unter Alkoholeinwirkung exponentiell zu. Von Alkoholabhängigkeit sind sehr viel mehr Menschen betroffen als es Alkoholabhängige gibt. Daher habe ich mich in meinem Buch auch hauptsächlich darauf konzentriert.

Was ist das Tückische bei Suchterkrankungen? Wie ist es beispielsweise bei der Entstehung einer Alkoholsucht?
Eine der Tücken besteht darin, dass man den Punkt verpasst, an dem aus einem gerade noch tolerablen Konsum eine Abhängigkeit wird. Sucht führt zu tatsächlichen Umbauprozessen im Gehirn. Mit reinem Willen ist dem dann kaum noch beizukommen. Meist ist durch den Stoff auch noch die Kontrollfähigkeit reduziert, was dazu führt, dass es keinen „Stop“ gibt. Also wird immer mehr konsumiert, und damit gerät man immer weiter in die Sucht.

„Ich bin eine Freundin klarer Worte.“

Welche Unterstützung bieten Sie in Ihrem Buch zum sensiblen Thema Alkoholsucht? Wo setzen Sie an?
Meine Unterstützung würde ich nicht als „sensibel“ beschreiben. Ich bin eine Freundin klarer Worte, ehrlicher Fakten und pragmatischer Ansätze. Und gerade beim Thema Alkohol geht es um jedes einzelne Glas, das ein betroffener Mensch NICHT trinkt. Dafür gebe ich Anregungen – sowohl für den akuten Moment, in dem der Wunsch zu trinken mächtig drückt, als auch für das langfristige Ziel, frei und ohne Sucht zu leben.

Ein psychisches Leiden kommt scheinbar selten allein. Was zeigt Ihre Erfahrung aus der Praxis dazu?
Sowohl die Erfahrung aus der Praxis als auch aus der Forschung zeigt, dass psychische Erkrankungen oft nicht isoliert im Raum stehen, sondern sich untereinander bedingen und beeinflussen. Viele Menschen mit einer Abhängigkeit haben beispielsweise im Hintergrund eine Angsterkrankung, und der Konsum stellte ursprünglich eine Art Selbstmedikation dar. Auch Depression und Angst gehen häufig Hand in Hand. Deshalb finde ich es so wichtig, aus allen Richtungen auf die Dynamik zu schauen.

Was sind typische Anzeichen, dass man nicht nur einen schlechten Tag oder ein kleines Tief hat, sondern mehr dahintersteckt?
Um hier eine Unterscheidung zu treffen, habe ich ausführliche Checklisten in meinem Buch. Wichtig ist immer das Zeit-Kriterium. „Gestern war ich depressiv“ gibt es beispielsweise streng genommen nicht. Und auch die Stimmungslage allein begründet keine Diagnose. Vielleicht kann man es so ausdrücken: Wer über längere Zeit ohne größere Unterbrechungen in einem untypischen Ausmaß in verschiedensten Lebensbereichen unter etwas leidet – der hat wahrscheinlich ein Leiden.

Welche Alarmsignale sprechen dafür, sich professionelle Hilfe zu suchen?
Je nach Erkrankung können ganz verschiedene Kombinationen von Symptomen alarmierend sein. Im Buch habe ich daher mit „red flags“ markiert, wann man unbedingt handeln sollte.
Spätestens wenn man selber denkt „Hier stimmt was nicht“ oder wenn Freunde ein Verhalten oder eine Stimmung zum Thema machen, sollte man zumindest eine professionelle Einschätzung einholen.

Von Anfang an verbreiten Sie Zuversicht, dass man psychischen Leiden nicht ohnmächtig ausgeliefert ist. Was macht Sie so optimistisch?
Meine Erfahrungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und die Statistik. Psychische Erkrankungen sind behandelbar. Und nicht nur werden wir darin immer besser, sondern die Gesellschaft wird dankenswerterweise auch offener, sich diesen wichtigen Themen zu widmen.

„Wohlwollend mit sich selbst umzugehen!“

Nicht zuletzt wird unser psychisches Befinden durch unseren Umgang mit uns selbst beeinflusst, wie Sie zeigen. Wofür möchten Sie sensibilisieren und wozu anregen?
Die wichtigste Anregung ist vielleicht, sich selbst gut kennenzulernen und wohlwollend mit sich selbst umzugehen. Als würde man einen Schritt aus sich heraustreten und sich selbst behandeln, wie eine nahestehende Person, die man liebt: Wo raten Sie zu Disziplin oder stärken Entscheidungen, die langfristige Auswirkungen haben? Wo ermuntern Sie zu Erholung? Wie unterstützen Sie den guten Schlaf und die Gesundheit? Wie sprechen Sie zu ihm oder ihr? Wenn Sie sich selbst so behandeln und eigene, liebevolle Hinweise annehmen, ist schon sehr viel gewonnen.

Sogar bis in die Antike blicken Sie zurück. Was ist für Sie das Interessante an den Erkenntnissen des Arztes Galenos von Pergamon (219 oben)? Was hat er uns heute zu sagen und Hilfreiches zu bieten?
Moderne Menschen gibt es schon tausende Jahre. Wir müssen nicht glauben, dass wir soviel schlauer sind. Immerhin sind wir nur 170 Mütter vom Ende der Steinzeit entfernt. Schon Galenos von Pergamon hat erkannt, dass Krankheiten durch eine Kombination von Ursachen entstehen können, einschließlich Umweltfaktoren, Ernährung und Vererbung. Einige davon unterliegen unserem Einfluss, andere nicht. Und er hat seine Zeitgenossen ermuntert, alles, was in den eigenen Möglichkeiten liegt, im Sinne der eigenen mentalen Stabilität positiv zu beeinflussen, beispielsweise den Schlaf, die Ernährung oder auch die Atmung. Das finde ich sehr zeitgemäß.

Stress lass nach: Was ist „Mental Load“ und wie verbreitet ist dieses Phänomen?
„Mental Load“ ist keine offizielle psychologische Vokabel. Allerdings ist damit ein Phänomen gut beobachtet und griffig beschrieben: nämlich die mentale Belastung, die bei verschiedenen Aufgaben und Verantwortlichkeiten anfällt, schon ohne die Aufgabe selbst zu erfüllen. Der Begriff wird vor allem verwendet, um zu zeigen, dass Haushalts- und Erziehungsaufgaben eine oft wenig beachtete und kaum gesehene mentale Organisation und Koordination erfordern. Dabei kann eine viel höhere Belastung entstehen als von außen zugestanden wird. Und Stress im weitesten Sinne ist maßgeblich an der Entstehung psychischer Schieflagen beteiligt. Mental Load betrifft überwiegend Frauen. Vielleicht ist hier einer der Gründe zu suchen, warum Angststörungen und Depressionen fast doppelt so häufig bei Frauen wie bei Männern diagnostiziert werden.

Welchen Einfluss hat Stress auf die Psyche und wie können wir uns am besten schützen?
Stress hat nicht nur negative Auswirkungen, das darf man sich als erstes klarmachen. Stress bedeutet erst mal Druck und Beanspruchung. Unser Körper hat im Rahmen seiner Stressreaktion eine natürliche Antwort darauf. Wenn wir uns dem Druck gewachsen fühlen und die Beanspruchung erfolgreich meistern, hat Stress positive Effekte. Wir sind motivierter und werden dadurch leistungsfähiger. Unser Engagement kann steigen und letztlich werden wir weniger anfällig für die nächsten „stressigen“ Herausforderungen. Destruktiv ist Stress, wenn er uns ÜBER-fordert statt fordert. Durch ÜBER-Belastung können wir im schlimmsten Fall regelrecht kaputt gehen. Das macht sich durch depressive Symptome, Angst, Erschöpfung oder körperliche Schmerzen bemerkbar. Spannend sind da übrigens Forschungsergebnisse, die zeigen, das vor allem unsere eigene Bewertung der Herausforderungen eine wichtige Rolle spielt.

„Nicht zu weit in eine Richtung zu schwanken.“

Wie managen Sie selbst Stressphasen? Wie halten Sie die innere Balance, wenn die Herausforderungen als Psychologin, Podcasterin und Mutter von drei Jungs gerade besonders heftig sind?
Zu sagen, dass jederzeit alles stressfrei wäre, wäre gelogen. Innere Balance ist ein bisschen wie Laufen oder Fahrrad fahren. Eigentlich ist man nicht in der Mitte, sondern schwankt immer darüber ein wenig hin und her.  Das Wichtigste ist: Nicht zu weit in eine Richtung zu schwanken, sonst fällt man.  Manchmal muss ich Prioritäten setzen und große Projekte in möglichst kleine Häppchen teilen. Dann wirken sie bewältigbarer. Wenn keine Zeit da ist, versuche ich alles zu delegieren, was delegierbar ist. Pausen sind übrigens nicht delegierbar: Sie sind auch keine Belohnung, sondern eine Grundvoraussetzung für Leistungsfähigkeit. Tatsächlich mache ich auch immer wieder meine liebste und kleinste Achtsamkeitsübung: ICH-JETZT-HIER. Dadurch kann der Geist mal aufatmen und wahrnehmen, was IST. Davon abgesehen habe ich aber auch einen exzellenten Psychiater zu Hause, der darüber hinaus auch noch einen brauchbaren Hausmann abgibt. Wir achten gegenseitig auf uns und unseren Stresspegel.